Mülheim. Eine Schule für Mädchen entsteht auf Mülheimer Initiative in Makambako. Das angegliederte Internat schützt Kinder auch vor sexuellen Übergriffen.
Die Erfolgsgeschichte begann 2014. Damals beendete Sofia Duffhauss (früher: Flecken) ihr Soziales Jahr im Bistum Njombe (Tansania) und beschloss, sich für den Bau einer Vorschule im Distrikt Makambako einzusetzen. Ihrem Einsatz und vielen deutschen Spendern ist es zu verdanken, dass diese 2018 eingeweiht werden konnte. Mittlerweile wird schon eine zweite Schule errichtet – eine weiterführende Schule für Mädchen.
Gerade eben sind Sofia Duffhauss und 15 weitere Mitglieder der Gemeinde Mariä Himmelfahrt (Saarn) zurückgekehrt aus Tansania. Sie durften bei der Einweihung der ersten Gebäude der St. Maria Secondary School dabei sein. „Die bereits fertiggestellten Gebäude wurden von einem Bischof gesegnet, danach gab es ein großes Fest mit Musik, Tanz, Essen und Geschenken“, berichtet Sofia Duffhauss und fügt an: „Die Segnung war dem Bistum Njombe wichtig, weil mittlerweile in den fertigen Räumlichkeiten schon drei Klassen unterrichtet werden.“
Mülheimer Delegation pflanzte Bäume
Bislang leben und lernen in Makambako 78 Mädchen (13 bis 18 Jahre alt), die in drei Klassen aufgeteilt sind (Jahrgänge 8 und 9). „Es ist mittlerweile in den Köpfen angekommen, dass Bildung auch für Mädchen wichtig ist und gebildete Frauen wichtig sind für das Land“, meint Sofia Duffhauss, selbst junge Lehrerin an der Gesamtschule Saarn. Die Secondary School ist ein Internat, die Schülerinnen kommen oft von weit her. „Außerdem finden die Bildungsbeauftragten des Bistums Njombe, dass die Mädchen sich nur aufs Lernen konzentrieren sollten. Würden sie in ihrer Familie bleiben, müssten sie ganz sicher neben der Schule allerlei Arbeit verrichten. Die Mädchen sind in der Schule auch vor sexuellen Übergriffen geschützt.“
Der Schulkomplex besteht bisher aus zwei Gebäuden mit insgesamt vier Klassenräumen, einer Küche, mehreren Schlafsälen (mit je 16 Plätzen, samt Sanitäreinrichtungen) und einem Toilettengebäude. Auch ein Hühnerstall und ein Gemüsegarten sind schon angelegt. Viel Wert legt man in der Schule darauf, dass die Schülerinnen in der Praxis lernen, wie man Gemüse anbaut oder Tiere hält. Außerdem wurden 1500 Avocado-Bäume gepflanzt, die Mülheimer Delegation half sogar dabei. „Jeder von uns hat mit Hilfe der Mädchen einen Baum gepflanzt“, erzählt Sofia Duffhauss.
Mülheimer Gemeinde und Schule sind oder werden Partner
Ein Laborgebäude ist gerade noch im Bau, ab Klasse 10 müssen die Mädchen laut Lehrplan praktischen Unterricht und Physik, Chemie und Biologie erhalten. Man hat hier das britische Schulsystem übernommen, der Unterricht ist auf Englisch. Die Lehrerinnen und Lehrer kommen aus allen Teilen Tansanias, die Schule hat ebenso wie die Vorschule einen guten Ruf. „Wir erweitern die Secondary School nach und nach. Sobald wieder ein Gebäude fertig ist, kann eine neue Klasse dazukommen“, erläutert Sofia Duffhauss. Wie schnell gebaut werden kann, hängt von der gerade verfügbaren Spendensumme ab. Bisher wurden 132.000 Euro (alles Spenden aus Deutschland) in das Projekt Secondary School gesteckt, die Gesamtkosten werden sich auf rund 350.000 Euro belaufen. Die Unterhaltung der Schule finanziert das Bistum Njombe.
Die Pläne sehen vor, dass noch zwei Klassenraumgebäude, eine Mehrzweckhalle (u.a. für den Speisesaal), zwei Lehrergebäude, ein Verwaltungstrakt sowie ein weiterer Schlafsaal hinzukommen sollen. Dafür muss noch reichlich Geld gesammelt werden von Duffhauss’ Verein „Bildung für das Bistum Njombe“. Die 27-Jährige hat die Gemeinde St. Mariä Himmelfahrt längst als Patin gewonnen, will zudem eine Partnerschaft zwischen der Gesamtschule Saarn und der Schule in Makambako etablieren.
Mülheimer Verein sammelt weiter Spenden für den Schulbau
380 Schülerinnen sollen die Schule letztendlich besuchen. 15 Lehrkräfte und 18 weitere Angestellte hat man eingeplant. „Man betont dort immer wieder, dass man sich sehr freut, dass wir nicht nur den Bau der Schule ermöglichen, sondern auch Arbeitsplätze schaffen“, berichten die Mülheimerin. Die Schule sei für Kinder aller sozialen Schichten offen. Zwar werden Schulgebühren erhoben (wie in Tansania üblich), sehr armen Familien jedoch werden sie erlassen – ebenso wie den Waisenkindern. In der Schule tragen die Mädchen Schuluniform oder Sportkleidung. Sport ist ein wichtiger Pfeiler des Freizeitangebots.
Wer die Secondary School erfolgreich beendet, hängt in Tansania zwei Jahre dran, um sich auf die Aufnahme an der Universität vorzubereiten. In zwei, drei Jahren werden auch die ersten Mädchen in Makambako vor dieser Entscheidung stehen. Sofia Duffhauss hofft darauf, dass man dann einen entsprechenden Zweig an der St. Maria Secondary School anbieten kann.
In den Dörfern im Distrikt Njombe kennen viele Menschen die Mülheimerin, sie hat dort viele Freunde, fühlt sich zuhause, auch wenn sie nur alle zwei Jahre nach Tansania reist. Die Vorschule wurde übrigens nach ihr benannt, sie heißt Sofia-School. In ihre Fußstapfen treten im September zwei junge Deutsche. Sie gehen als Freiwillige nach Njombe, werden in einer der Schulen dort ein Soziales Jahr leisten und viel lernen über Land und Leute. So wie Sofia Duffhauss 2014.
Spenden & Benefizkonzert
Wer den Verein „Bildung für das Bistum Njombe“ unterstützen möchte, kann auf folgendes Misereor-Spendenkonto Geld überweisen: IBAN DE75 3706 0193 0000 1010 10, BIC GENODEDIPAX, Verwendungszweck: W31123 Bildung-Bistum-Njombe. Für Spendenquittung Adresse anfügen.Informationen zum Verein findet man unter bildung-fuer-tansania.jimdosite.comEin Benefizkonzert zugunsten des Njombe-Projektes findet am 27. August um 16.30 Uhr im Kloster Saarn statt. Es singt die Jugendkantorei der Chorsingschule von St. Mariä Himmelfahrt.