Oberhausen. Ratten in direkter Nachbarschaft. Ein Horrorszenario, mit dem Menschen im Oberhausener Knappenviertel derzeit tagtäglich zu kämpfen haben.

Auf dem leeren Baugrundstück eines privaten Investors an der Ecke Mellinghofer Straße/Königsberger Straße am Rande des Knappenviertels besteht akuter Handlungsbedarf, damit die Gesundheit der Menschen hier nicht länger gefährdet wird. Das hat am Montag, 17. Juli, eine Vor-Ort-Recherche der Redaktion eindeutig gezeigt. Um 10.02 Uhr haben wir einen Blick in die runden Erdlöcher am Haltestellenschild Königsberger Straße riskiert und schon nach wenigen Sekunden konnten wir eine Ratte beobachten, die neugierig aus dem Loch lugte und sich kaum beeilte zu verschwinden. Nur ein paar Schritte weiter warteten in diesem Augenblick Bürgerinnen und Bürger im Haltestellenhäuschen auf den nächsten Bus.

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In den letzten Tagen haben sich die Anrufe und E-Mails zu diesem Thema in der Redaktion gehäuft. Die Anwohner beschweren sich, dass die Zustände rund um das leere Areal nicht mehr tragbar seien: „Wir haben hier Rattenbefall ohne Ende“, formuliert eine Frau. „Es sind sogar schon Hunde angegriffen worden. Man traut sich ja nicht mehr aus der Türe heraus. Keiner ist dafür zuständig. Was muss denn noch passieren? Müssen erst Kinder angegriffen werden? Es werden jeden Tag mehr Ratten.“

Mehrere auffällige Löcher direkt am Haltestellenschild Königsberger Straße: Wer einen Blick riskiert, stößt hier schnell auf Ratten.
Mehrere auffällige Löcher direkt am Haltestellenschild Königsberger Straße: Wer einen Blick riskiert, stößt hier schnell auf Ratten. © FFS | Michael Dahlke

Ein weiterer Anwohner sorgt sich ebenfalls um die Gesundheit seiner Kinder. Das freie Grundstück liege direkt neben seiner Mietwohnung an der Königsberger Straße. In einem Brief seines Vermieters Covivio sei er darüber informiert worden, dass bereits ein Schädlingsbekämpfer im Umfeld des freien Grundstücks präsent gewesen sei. Nun sei die Stadt Oberhausen am Zug, um auf der benachbarten Fläche für Ordnung zu sorgen.

Stadtverwaltung: „Schädlingsbekämpfung ist bereits in Auftrag gegeben“

Was sagt die Stadt Oberhausen? „Die Durchführung einer Schädlingsbekämpfung ist bereits in Auftrag gegeben worden“, erklärt die Stadtpressestelle auf Anfrage der Redaktion. Eine Vermüllung des Grundstückes, das ein Eingreifen der Ordnungsbehörde erforderlich mache, sei allerdings nicht festgestellt worden.

Bei unserer Vor-Ort-Recherche bestätigt sich, dass große Teile in der Mitte der freien Fläche tatsächlich ziemlich müllfrei sind. Doch: Am Rand des Areals, direkt am Bauzaun entlang, liegt eine ganze Menge Unrat. Da ist nicht nur ein Holzstuhl mit abgerissener Sitzfläche zu erkennen, sondern auch schwarze Folie, unter der irgendetwas schlummert (Ecke Mellinghofer Straße/Königsberger Straße). Ein paar Schritte weiter gammelt eine schwarz-gelbe Schutzfolie an der Königsberger Straße zwischen Bauzaun und Bürgersteig auf dem Boden vor sich hin, daneben Plastiktüten, leere Brötchentüten und weggeworfene Imbiss-Schälchen. Alles in allem bietet der über viele Meter ziemlich dicht vermüllte Randstreifen des Grundstückes den Ratten wohl genügend Gelegenheit, zu fressen und sich zu vermehren. Die hohen Sommertemperaturen dürften das Ärgernis noch verstärken.

Stadtverwaltung: „Ein anzuzeigender Baubeginn ist bislang nicht erfolgt“

Eigentlich sollte sich auf dem Areal schon längst der Baukran drehen: „Für das Grundstück Mellinghofer Straße 115 (Flur 24, Flurstück 113) wurde am 14. Dezember 2021 eine Baugenehmigung zur Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit 40 Mietwohnungen erteilt“, berichtet die Stadtpressestelle auf Anfrage der Redaktion. Und weiter heißt es: „Im April 2022 wurden – nach Auskunft der Bauherrin – Sondierungsarbeiten für Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt. Ein nach dem Baurecht anzuzeigender Baubeginn ist bislang – soweit ersichtlich – nicht erfolgt. Weitere Erkenntnisse liegen nicht vor.“

Selbst die Stadt rätselt also derzeit, wann hier konkret die Bauarbeiten beginnen werden. Im Winter 2021/2022 konnte es dem privaten Investor dagegen offenbar nicht schnell genug gehen. Damals geriet das Grundstück schon einmal in die Schlagzeilen, weil zahlreiche große Bäume beseitigt wurden: Mit Genehmigung der Stadt durften Baum-Fachleute zwei Silberahorne, einen Bergahorn, einen Götterbaum, eine Linde, zwei Feldahorne, eine Weide und eine Kastanie mit Motorsägen fällen. Die Stadt versicherte seinerzeit, dass der Bauherrin im Gegenzug zur Fällerlaubnis Auflagen gemacht worden seien: Sie muss auf dem Grundstück 23 Ersatzpflanzungen vornehmen. Doch dafür müsste das Wohnungsbauprojekt überhaupt umgesetzt werden.