Oberhausen. Die Zahl der Menschen, die eine Ausbildung im Bäckerhandwerk machen möchte, sinkt rapide. Die Gewerkschaft NGG warnt vor einem „Azubi-Vakuum“.

Eine Ausbildung in der Bäckerei ist offenbar sehr unbeliebt. In Oberhausen hat sich die Zahl der Auszubildenden am Backofen und am Verkaufstresen innerhalb von knapp zehn Jahren nahezu halbiert. Im Jahr 2022 gab es in den elf Bäckereien und 19 Verkaufsfilialen in der Stadt nur 60 Azubis. Im Jahr 2013 waren es noch 117. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) warnt vor einem „Azubi-Vakuum“.

Grund für den rapiden Rückgang seien die Ausbildungsbedingungen in diesem „Frühaufsteher-Handwerk“, ist die NGG sicher. Azubis müssen derzeit mit 680 Euro im ersten und 885 Euro im dritten Ausbildungsjahr ihr Leben bestreiten. „Mit so wenig Geld kommt keiner mehr klar“, weiß Martin Mura, Geschäftsführer der NGG Ruhrgebiet. „Die Azubis in Bäckereien rangieren bei der Vergütung im unteren Drittel aller Ausbildungsberufe. Bei der Abbrecherquote dagegen sind sie im Spitzenfeld.“

Gewerkschaft fordert eine bessere Vergütung für Bäckerei-Azubis

Das Bäckerhandwerk müsse dem Nachwuchs mehr bieten, fordert Mura daher. Angemessener wäre eine Ausbildungsvergütung von 850 Euro im ersten und 1075 Euro pro Monat im dritten Ausbildungsjahr, findet er. In einem zweiten Schritt müssten Bäckerei-Azubis dann 950 Euro bekommen, wenn sie ihre Ausbildung anfangen. Im letzten Ausbildungsjahr will die NGG schließlich 1100 Euro pro Monat für den Bäckerei-Nachwuchs erreichen. Auch ein „Ausbildungs-Ticket“ von 49 Euro könne das Berufsfeld attraktiver machen, so die Gewerkschaft.

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Die Verhandlungen der NGG mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks über einen neuen bundesweiten Tarifvertrag für Auszubildende war zuletzt gescheitert. Nun komme es darauf an, dass das Bäckerhandwerk in Oberhausen Druck auf den eigenen Innungsverband mache. „Andernfalls würde ich für 2030 keine Wette mehr auf das Sortiment und die Fülle an frischen Sonntagsbrötchen, die die Bäckereien heute noch bieten, mehr abschließen“, warnt der Gewerkschafter.