Mit Autismus und Apraxie ist Kochen für ihn ein wichtiges Ausdrucksmittel. Wie er dabei vorgeht, erzählt er im Interview von Foodie zu Foodie.

Der Stellenwert von Essen und Kochen ist ohnehin schon sehr individuell, doch für Danny Whitty, der mit Autismus lebt und nicht einfach mit Worten kommunizieren kann, gilt das wohl noch mehr, als für den Otto Normalo. Uns Eat Clubber hat seine persönliche Geschichte als erklärte Vollzeit-Foodies natürlich extrem neugierig gemacht.

Es folgt ein Interview von Foodie zu Foodie und eine Rezeptkreation aus Dannys Repertoire.

Danny, Vorlieben beim Essen sind ja sehr individuell. Welche Zutaten oder Texturen schätzt du besonders und welche gar nicht?

Ich mag klare, schlichte Aromen und Frische, verwende also Gemüse, Obst und Kräuter gern. Weil meine Schwester Vegetarierin mit veganen Tendenzen ist, füge ich herzhaften Gerichten gern Hefe zu oder experimentiere bei Desserts mit Agar-Agar. Insbesondere Hefe liebe ich für ihren tiefen Geschmack und ihre Farbe. Am wenigsten mag ich strengen Käse. Die Aromen sind überwältigend und übertönen andere in meinen Augen zu sehr. Und ich vertrage nicht zu viel Schärfe. Ansonsten bin ich dafür offen, alles auszuprobieren.

Hast du irgendwelche schrulligen Angewohnheiten beim Essen?

Gewohnheiten beim Essen? Ich esse meine Sandwiches Schicht für Schicht. Ich bin mir nicht sicher, warum, schließlich weiß ich, dass die Idee darin besteht, die Schichten bei jedem Bissen zu kombinieren. Aber ich dekonstruiere das Sandwich oder den Burger ganz automatisch und genieße jede Komponente einzeln. Meine Schwestern finden das seltsam. Ich denke, sie haben recht!

Mal ganz abgesehen davon, dass kaum je,mand das Glück hat, einen persönlichen Souschef an seiner Seite zu haben – würdest du sagen, dass bei dir aufgrund deiner Konstitution in der Küche manche Dinge anders ablaufen?

Hm … ich kann nicht sagen, ob es am Autismus liegt oder nur an mir, aber ich habe bestimmte Methoden, Öl in die Pfanne zu geben oder gewürfelte Zwiebeln vom Brett in den Topf zu schieben. Wenn ich das nicht auf meine Weise tue,fühle ich eine Art Unbehagen. Als ob ich diese Schritte brauche, um bei mir zu sein, sonst fühlt es sich nicht an wie mein Gericht. Und ich bin natürlich etwas eingeschränkt in dem, was ich in der Küche tun kann – Kochen birgt geistige und körperliche Anforderungen. Aber ich arbeite daran und werde immer autonomer.

Und wie entwickelst du deine Rezepte?

Ich bastle oft an Rezepten herum, die ich in Zeitschriften oder Kochbüchern finde. Oder ich habe eine Vision und suche dann in Kochbüchern nach Anregungen, wie man einzelne Komponenten dieser Vision umsetzen kann. Ich beginne dabei oft mit einer bestimmten Zutat, die ich feiern möchte. Oder einer Reihe von Aromen, von denen ich denke, dass sie zu einem Gefühl oder einer Jahreszeit passen.

Und was macht in deinen Augen ein wirklich gelungenes Rezept aus?

Ich bin nicht so anspruchsvoll. Ich finde, die Zutaten sollten harmonisch aufeinander abgestimmt sein, so als würden sie zusammen im Chor singen. Ich probiere gern Harmonien aus, die für mich neu sind. Die thailändische und vietnamesische Küche faszinieren mich besonders, und zwar wegen ihrer wunderschönen Aromenvielfalt. Und ich mag ehrliche und einfache Gerichte, die mit Sorgfalt zubereitet werden, wie zum Beispiel ein Burger mit Pommes.

Was inspiriert dich am meisten beim Kochen?

Meine Hauptinspiration ist die Art, wie meine Mutter kocht. Sie macht so ehrliches und schönes Essen, meist gesund und voller Liebe. Sie probiert gern neue Rezepte aus, und ich schätze ihre Neugier auf neue Gerichte. Wir kochen ständig zusammen. Meine Schwestern sind auch großartige Köchinnen, jede hat ihren eigenen Stil. Ansonsten finde ich Inspiration an allen möglichen Orten, wie in Kochshows oder Restaurants und Cafés oder auf Reisen. Und die Wertschätzung, die mir meine Lieben entgegenbringen, wenn sie eine von mir kreierte Mahlzeit essen, ist auch eine enorme Motivation, weiterzukochen.

Hast du eine Lieblingsküche?

Wow, das ist eine schwierige Frage! Jede Küche hat etwas Besonderes. Aufgrund meiner familiären Wurzeln würde ich gern mehr über die japanische Küche lernen. Als ich 2010 dort war, war ich erstaunt über die Vielfalt der Gerichte. Von Comfort-Food bis hin zu zierlichen Kunstwerken war alles so schön und lecker!

Gehst du gern auswärts essen?

Ich genieße ich es im Allgemeinen sehr, essen zu gehen. Sei es, um Neues kennenzulernen oder um vertraute Favoriten im Stammlokal zu genießen. Mit Familie und Freunden unterwegs zu sein und die Energie der Gruppe zu spüren. Es ist nur dann stressig, wenn ich müde oder unruhig bin, ein Zustand, den man Dysregulation nennt. Dann ist es schwer, meinen Körper und meine Handlungen zu kontrollieren, was in öffentlichen Räumen manchmal schwierig ist. Brot hilft dann und etwas zu trinken, während ich auf das Essen warte. Auch freundliche und geduldige Kellner sorgen immer dafür, dass ich mich wohlerfühle.

Wie oft bekochst du deine Liebsten?

Das hängt davon ab, wie es mir geht. Wenn ich ruhig und voller guter Energie bin, liebe ich es, zu schreiben und neue Rezepte auszuprobieren. Das klappt nicht immer, aber so zwei- bis dreimal im Monat. In Zukunft hoffentlich öfter!

Dannys Suppenkreation steckt voller frischer Zutaten aus dem Familiengarten.
Dannys Suppenkreation steckt voller frischer Zutaten aus dem Familiengarten. © Eat Club

Dannys Gartensuppe

Für 4 Portionen:

  • ½ Zwiebel
  • 5 Knoblauchzehen
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 Tasse rote Paprikawürfel (ca. 230 ml)
  • 1 Tasse Zucchiniwürfel
  • 1 Maiskolben (Körner heruntergeschnitten)
  • 700 ml Gemüsebrühe (wir verwenden Gemüsebrühe von Rapunzel)
  • Salz
  • schwarzer Pfeffer
  • 1 EL Nährhefe
  • 2 Tassen Rucola
  • 1 Stange Sellerie

1 Zwiebel schälen und würfeln. Knoblauch schälen und würfeln. Das Olivenöl in einem großen Topf erhitzen und die Zwiebel darin andünsten. Den Knoblauch dazugeben und bei mittlerer Hitze einige Minuten mitgaren.

2 Das gewürfelte Gemüse und die Maiskörner hinzufügen und braten, bis es gerade anfängt, braun zu werden. Brühe, Salz, Pfeffer und Hefe hinzufügen, zum Kochen bringen und ca. 5 Minuten köcheln lassen.

3 Rucola und Sellerie waschen, in grobe Stücke schneiden und mit 100 ml Wasser (oder Brühe) im Mixer grob zerkleinern. Die Rucolamischung zur Suppe geben und ca. 5 Minuten köcheln lassen. Dazu schmecken Salat und Knoblauchbrot.

Zubereitungszeit ca. 25 Minuten

Mehr über Danny Whitty können Sie hier erfahren: