Berlin. 2022 war das Jahr der Energiekrise: Die Kosten fürs Heizen sind auf ein Allzeithoch gestiegen. Verbraucher müssen viel nachzahlen.
Mit der sogenannten „Warmmiete“ zahlen Mieterinnen und Mieter zwar bereits Nebenkosten voraus – für die tatsächlich verbrauchten Kosten im vergangenen Jahr dürften die gezahlten Abschläge allerdings nur in den seltensten Fällen ausreichend gewesen sein. Der Hintergrund: 2022 war durch den Ukraine-Krieg und der resultierenden Energiekrise ein besonders kostspieliges Jahr – die Kosten für Heizung und Strom erreichten ein Allzeithoch.
Obwohl es Vermieterinnen und Vermietern gestattet ist, die Vorauszahlungen zu erhöhen, müssen die Abschläge dennoch an der Abrechnung des Vorjahres angelehnt sein. Dementsprechend könnte etlichen Mietern trotz zuvor erhöhten Abschlägen eine saftige Nachzahlung drohen.
Nebenkostenabrechnung für Heizung & Co.: So viel müssen Mieter durchschnittlich nachzahlen
Mineko ist ein Unternehmen, dass sich auf die Prüfung von Nebenkostenabrechnungen spezialisiert. Wie dessen Geschäftsführer im Gespräch mit „Bild“ erklärt, werden Mieter für das Jahr 2022 mit Nachzahlungen in Höhe von durchschnittlich 581 Euro konfrontiert – demzufolge einer Erhöhung der Nebenkosten von 30 Prozent. Die Berechnungen stützen sich auf 20.000 Abrechnungen aus den letzten Wochen.
Jutta Hartmann, Sprecherin des Deutschen Mieterbunds, berichtet gegenüber „Spiegel“ sogar: „Wir wissen von Mietern, die zu vierstelligen Nachzahlungen aufgefordert wurden, in einem Extremfall rund 5000 Euro.“
Wichtig: In die Nebenkostenabrechnung fließen auch Allgemeinkosten ein, darunter Kosten für Hausmeister, Versicherungen, Straßenreinigung und mehr. Während Heizkosten zwar durch moderaten Verbrauch gesenkt werden können, hat diese Maßnahme auf die allgemeinen Betriebskosten keinen Einfluss.
- News-Ticker zum Thema: Die aktuellen Entwicklungen und News im Ratgeber zum Thema Heizung und Heizen auf einen Blick
Verbraucherzentrale: Hälfte aller Nebenkostenabrechnungen sind fehlerhaft
Bei Abrechnungen ist eine große Bandbreite üblich, so könnten einige Nachzahlungen durchaus geringer, andere dagegen sogar noch höher als oben genannte Fälle ausfallen. Das spiegelt sich auch in Recherchen des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) wider: Der Verbraucherzentrale Brandenburg zufolge gibt es Fälle, bei denen Mieterinnen und Mieter mit Nachzahlungen zwischen 600 und 1000 Euro konfrontiert wurden.
Den Verbraucherzentralen zufolge sollten Sie überraschend hohe Nachzahlungen allerdings genau unter die Lupe nehmen: Etwa die Hälfte aller Abrechnungen seien fehlerhaft und damit zu hoch. Hintergrund sollen einige Änderungen beim gesetzlichen Rahmen für die Betriebskostenabrechnung sein – die bei Hausverwaltungen noch Probleme verursachten.
Auch die Experten von Mineko empfehlen dringend, Abrechnungen für 2022 gründlich zu prüfen, unter anderem, ob die Soforthilfe des Bundes korrekt abgerechnet wurde.
Nachzahlung: Geringes Einkommen und Jobcenter – Was zu tun ist, wenn man nicht zahlen kann
Wer mit einer besonders hohen Nachzahlung konfrontiert wurde, diese aber nicht zahlen kann, hat mehrere Möglichkeiten: Verbraucherzentralen raten, zunächst das Gespräch mit dem Vermieter zu suchen. Eventuell lässt sich eine Ratenzahlung oder ähnliche Lösung vereinbaren. Auch die Kostenübernahme vom Jobcenter könnte bei Haushalten mit geringem Einkommen eine Möglichkeit sein.
Rentnerinnen und Rentner sowie Erwerbsunfähige können sich an das zuständige Sozialamt wenden. Wichtig hierbei ist, sich noch in dem Monat, in dem die Rechnung fällig ist, Unterstützung zu holen. Danach können mögliche Ansprüche verfallen.
- Langes Warten: Heizungsförderung beantragt? Warum jetzt eine Hängepartie droht
- EU-Pläne: Wärmepumpen-Pflicht droht – Knallharte EU-Pläne für Hausbesitzer
- Tauschpflicht: Zahlen zu Austauschpflicht verblüffen – wie viele wirklich betroffen sind
- Erhöhung: CO2-Preis steigt – was für Kosten auf Eigentümer mit einer Heizung zukommen