Berlin. Es wir immer heißer. Schon ab 26 Grad muss unser Körper gegen die Hitze arbeiten. Eine zu hohe Temperatur kann tödliche Folgen haben.

  • Für Deutschland gilt eine Warnung vor extremer Hitze
  • Die hohen Temperaturen wirken sich auf unsere Körper aus
  • Während einer Hitzewelle häufen sich Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenentzündungen und Verwirrtheitszustände

In Europa wird es immer heißer und damit steigen auch die Probleme, die mit der Hitze einhergehen. Modellrechnungen von internationalen Forschern zeigen, dass die Zahl der Hitzetoten in Deutschland im weltweiten Vergleich steigt. Der Grund: Die Hitzetage pro Jahr nehmen in Deutschland zu, zeitgleich steigt der Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre, erläutern die Forschenden im Fachjournal „The Lancet“.

Doch warum setzen hohe Temperaturen unserem Körper so zu? „Wir sind als Menschen darauf angewiesen, dass unsere Temperatur im Kern, wo die Organe sind, insbesondere Herz, Lunge Nieren, aber auch im Gehirn 37 Grad beträgt“, erklärt Hanns-Christian Gunga. Er ist Professor für Physiologie in Extremen Umwelten an der Charité Berlin. Dort forscht er unter anderem zu den Auswirkungen von Hitze auf den menschlichen Organismus.

Hitze: Schweiß hilft dabei, unser Blut zu kühlen

Anstrengend wird es für unseren Körper aber nicht erst, wenn die Außentemperatur unsere ideale Kerntemperatur übersteigt. „Schon wenn die Außentemperatur die 26-Grad-Marke überschreitet, beginnt der Körper – zumindest bei Gesunden – deutlich gegenzusteuern“, erklärt Gunga. „Mit jedem Grad, das dazukommt, wird genau das aber immer schwieriger.“

Um nicht zu überhitzen und die Körpertemperatur bei 37 Grad zu halten, erzeugt der Körper durch Schwitzen Verdunstungskälte und steuert zusätzlich durch eine vermehrte Durchblutung der Haut gegen. Lesen Sie auch: Wie der Körper auf Hitze reagiert und wie man ihn schützt

Die Blutgefäße in der Haut weiten sich, das erwärmte Blut aus dem Inneren des Körpers wird an die Oberfläche geleitet und kühlt dort ab. „Häufig werden dann Hände und Füße warm oder schwellen an, auch der Kopf wird schon mal rot“, sagt der Physiologe.

Sommer: Bei Hitze auf körperliche Anstrengung verzichten

Muss der Körper stark runterkühlen, weil es draußen besonders heiß ist, fließen bis zu 80 Prozent unseres Blutes durch die Haut – normalerweise sind es nur bis zu zehn Prozent. „Das führt dazu, dass die inneren Organe wie der Magen-Darm-Trakt oder auch das Gehirn weniger stark durchblutet werden“, so Gunga.

Die Leistungsfähigkeit nimmt körperlich wie geistig deutlich ab, uns wird schneller schwindelig. Da das Blut zum Kühlen in die Haut muss, rät der Professor ohnehin von körperlicher Anstrengung und auch schwerem Essen ab. Muskeln und Verdauung würden dadurch zu viel Blutvolumen binden.

Hitze: Neben Temperatur, Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit entscheidend

Doch nicht nur die reine Lufttemperatur ist entscheidend. Auch Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit spielen eine wichtige Rolle: Je weniger Wind und je feuchter die Luft, desto anstrengender wird es für das Herz-Kreislauf-System. Vor allem ältere, chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, Kleinkinder und Schwangere seien durch die zusätzliche Hitzebelastung gefährdet, sagt Ralph Krolewski.

„Das betrifft etwa Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, eingeschränkter Herzfunktion, chronischen Lungen- oder Nierenerkrankungen, aber auch Diabetes-Patientinnen und Patienten, deren Blutgefäße nicht mehr so gut aktiviert werden.“

Der Hausarzt engagiert sich seit Jahren im Bereich Klima und Gesundheit und versucht Kolleginnen und Kollegen für hitzebedingte Erkrankungen zu sensibilisieren. „Auch Patienten von mir sind schon in der Wohnung oder am Gartenzaun wegen Hitzebelastung kollabiert“, erzählt er.

Insbesondere Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenentzündungen und Verwirrtheitszustände häuften sich während Hitzewellen, erläutert Krolewski mit Blick auf eine Auswertung entsprechender Gesundheitsdaten. „Zudem gibt es eine deutliche Übersterblichkeit von acht bis zwölf Prozent mit einer Verschiebung der Häufigkeiten bei den Krankheitsbildern“, so der Mediziner.

Die Zahl der Hitzetoten in Deutschland steigt.
Die Zahl der Hitzetoten in Deutschland steigt. © imago | imago

Monat>MonatDurchschnittliche Temperatur in Deutschland (°C)>Durchschnittliche Temperatur in Deutschland (°C)
Januar1,5
Februar2,0
März5,0
April9,0
Mai14,0
Juni17,0
Juli19,0
August19,0
September15,0
Oktober10,0
November5,0
Dezember2,0

Hitzewelle: Erste Tage besonders belastend

Laut Gunga macht sich diese Übersterblichkeit gerade in den ersten ein bis drei Tagen einer Hitzewelle bemerkbar. Der Grund: „Der Körper – genauer das autonome Nervensystem – muss sich erst auf die heißen Temperaturen einstellen“, erklärt er. „Diese Umstellung dauert ein paar Tage.“ Organe wie die Niere arbeiten dann effizienter und auch die Schweißproduktion funktioniert besser.

Wegen der erhöhten Schweißproduktion rät Gunga, sich bei Hitze täglich morgens und abends zu wiegen. „So bekommt man eine Idee, wie viel Flüssigkeit der Körper über den Tag tatsächlich verliert“, so der Physiologe.

„Wer schon dehydriert in den zweiten Tag einer Hitzewelle startet, belastet seinen Körper zusätzlich und erhöht sein Risiko an den Hitzefolgen zu versterben.“ Viel zu trinken sei essenziell. Bis zu sechs Liter am Tag seien nötig, wenn es richtig heiß ist.

Dass sich der Körper irgendwann einfach den immer weiter steigenden Außentemperaturen anpasst, das ist laut der Experten nicht möglich. „Leider fehlt uns dafür in Deutschland das Risikobewusstsein“, meint Krolewski und denkt dabei nicht nur an extreme Hitze am Tag.

Heiße Nächte verstärken das Problem

Erschwerend hinzu kommen nämlich die sogenannten tropischen Nächte, in denen die Temperatur zwischen 18 Uhr abends und sechs Uhr morgens nicht unter 20 Grad sinkt. Das passiert auch bei uns immer häufiger.

Der Kreislauf kommt dann nicht mehr zu Ruhe und arbeitet ständig auf Hochtouren. „Ist die Hitzebelastung für den Körper zu stark, wird unser Darmtrakt am Ende nicht mehr richtig durchblutet“, erklärt Gunga. „Die Darmbarriere wird so durchlässiger und die Bakterien, die dort sitzen, gelangen in den Blutkreislauf und verursachen systemische Erkrankungen.“

Zusätzlich verändere sich die Blutgerinnung und es komme verstärkt zu Thrombosen – insbesondere bei Temperaturen ab 40 Grad. „Hat unser Kreislauf nicht bereits vorher schlapp gemacht, versterben wir bei extremer Hitze letztlich durch ein Multi-Organversagen“, sagt der Hitzeforscher. Er betont: „Wir müssen dringend, zwingend und deutlich entschlossener gegen den Klimawandel vorgehen.“

Hitze: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Wie entsteht Hitze?

Hitze kann durch Sonneneinstrahlung, hohe Umgebungstemperaturen oder andere Faktoren verursacht werden.

Welche Auswirkungen kann Hitze auf den Körper haben?

Übermäßige Hitze kann zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen, wie Hitzeerschöpfung, Hitzschlag, Dehydration, Sonnenbrand und Hitzekrämpfen. Es kann auch bestehende gesundheitliche Bedingungen verschlimmern.

Wie erkenne ich die Anzeichen von Hitzeerschöpfung oder Hitzschlag?

Zu den Anzeichen von Hitzeerschöpfung gehören Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit und kalte, feuchte Haut. Hitzschlag wird durch hohe Körpertemperatur, Rötung der Haut, schnellen Herzschlag, Verwirrtheit und möglicherweise Bewusstlosigkeit gekennzeichnet. Wenn diese Symptome auftreten, sollte sofort medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Welche Risikogruppen sind besonders anfällig für Hitzeschäden?

Bestimmte Personengruppen sind besonders gefährdet, unter den Auswirkungen der Hitze zu leiden. Dazu gehören ältere Menschen, Säuglinge und Kleinkinder, Personen mit chronischen Erkrankungen, Menschen, die schwanger sind, und Personen, die bestimmte Medikamente einnehmen, die ihre Fähigkeit zur Thermoregulation beeinflussen können.

Wie kann ich mich vor der Hitze schützen?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich vor den Auswirkungen der Hitze zu schützen. Dazu gehören das Tragen leichter, luftdurchlässiger Kleidung, das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung, das Trinken von ausreichend Wasser, das Aufsuchen kühlerer Orte wie klimatisierte Räume oder Schatten, und das Vermeiden von anstrengender körperlicher Aktivität.