An Rhein und Ruhr. "So glücklich war ich noch nie" - Alexander Adolphs Hochstapler-Film mit einem glänzenden Hauptdarsteller Devid Striesow, erzählt eine Geschichte von Gaunerei und Selbstbetrug.
So glücklich war ich noch nie
Deutscher Kinostart: 09.04.2009
Regie: Alexander Adolph
Darsteller: Nadja Uhl, Devid Striesow, Jörg Schüttauf, Floriane Daniel, Thorsten Merten, Elisabeth Trissenaar u.a.
Es gibt Begriffe, die können auch die mieseste Profession noch veredeln. Hochstapler klingt beispielsweise viel besser als Betrüger. Es klingt nach etwas dick aufgetragener Weltläufigkeit, nach schlecht überspieltem Proleten-Protz, immerhin nach Übersohrhauen mit leidlichem Stil. Alexander Adolph hat ein Herz für solche Menschen. 2007 erschien sein Dokumentarfilmdebüt „Die Hochstapler”. Eine Langfriststudie mit vier Probanden, die nach ihrer Haft bald wieder in alte Verhaltensmuster zurückfielen. Nun hat Adolph mit „So glücklich war ich noch nie” sein Spielfilmdebüt wiederum so einem professionellen Schlitzohr gewidmet. Frank Knöpfel heißt der. Und die Initialien F. K. erinnern nicht von ungefähr an Felix Krull, die literarische Lichtgestalt der Betrüger-Branche.
Zwischen listigem Schlitzohr und lustigem Charmeur
Nun haben Krull und Konsorten über die Jahrzehnte eine ganze Reihe von Nachahmern ermuntert. In Hollywood sind sie immer gern gesehen, um Spielbanken zu plündern und das FBI zu foppen. Knöpfel ist Spezialist für Immobilien- und Anlagebetrug und wirkt insofern sehr zeitgemäß.
Doch Adolphs kleine, man möchte fast sagen bescheidene Hochstapler-Geschichte ist kein Film über das große Geldverzocken, sondern eine bitter-komische Psychostudie über Ursache und Wirkung des Hochstapelns mit einem wunderbar zwiespältigen Helden. Devid Striesow spielt ihn mit schöner Durchlässigkeit zwischen Schlitzohr und Charmeur, nervig und naiv, höllisch gerissen und irgendwie doch grundgut; dabei doch viel zu blond, zu braun, zu blauäugig, um nicht gleich unangenehm aufzufallen.
Es ist das Gefühl falscher Selbstsicherheit, das Frank immer wieder in Nöte bringt. Gerade möchte er einer schönen Blonden einen Mantel spendieren, ganz Gönner sein, da kommt auch schon die Polizei, um den Kreditkarten-Betrüger festzunehmen. Knöpfler bleibt auf seiner Flucht im Klofenster hängen.
Gaunerei und Selbstbetrug
So angenehm unprätentiös gerät fast der ganze Film, der mit Jörg Schüttauf als biederem Knöpfel-Bruder Peter und Nadja Uhl als lockender Prostituierten Tanja ein gutes Rollen-Gespür beweist.
Die Nutte und der Kleinganove, das klingt zwar arg nach Klischee, beschert aber zumindest das Wiedersehen mit der Burgschauspielerin Elisabeth Trissenaar als Zuhälterin Fritzi, die ihr bestes Pferd im Stall nur gegen gutes Geld auslösen will. So bringt Adolph zwei Branchen zusammen, die sich aufs Rollenspiel verstehen. Tanja wird bei Dienstbeginn zur lockenden Femme fatale, Frank zum weltreisenden Geschäftsmann, der im wahren Leben noch nie geflogen ist.
„Man ist doch nie gleich, man ist doch ständig jemand anders”, sagt Knöpfel. Und man weiß, dass er auf dem schmalen Grat zwischen Gaunerei und Selbstbetrug irgendwann abstürzen wird. „So glücklich war ich noch nie!” macht daraus ein leicht-federndes, melancholisches Schurkenkunststückchen, dem zum großen Kino-Auftritt allerdings ein paar Schauwerte fehlen. Das Hochstapeln liegt Adolph offenbar nicht. NRZ