Berlin. Hubertus Heil fordert Respekt für Alte, eine junge Liberale stellt sich gegen Lindner: Das war der Rententalk von „Maybrit Illner“.
Die Jungen zahlen, damit die Alten eine auskömmliche Rente haben – das ist der Deal. Doch was passiert, wenn es immer mehr Alte gibt? Die Antwort der Ampel lautet zunächst: Dann steigen die Beiträge. Und langfristig soll der Aktienmarkt helfen.
Dieses Rentenpaket beschäftigte am Donnerstagabend auch die Runde bei „Maybrit Illner“. Es diskutierten:
- Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD)
- Franziska Brandmann (FDP)
- Verena Bentele vom Sozialverband VdK
- Ökonomin Monika Schnitzer
- Journalist Hermann-Josef Tenhagen
In der Debatte wurde schnell deutlich, wer wo steht. Auf der einen Seite Hubertus Heil, der das Rentenpaket als maßgeblich beteiligter Minister verteidigte. Und auf der anderen Seite alle anderen Diskutanten, die eher kritisch gestimmt waren – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Lesen Sie dazu auch: Hubertus Heil – „Die Rente mit 63 gibt es nicht mehr“
„Das Paket ist nicht verabschiedungswürdig“, sagte etwa die Chefin der Jungen Liberalen, Franziska Brandmann. Erstens werde zu wenig an die Jungen gedacht, die höhere Beiträge erwarten müssen. Und zweitens stabilisierten die Pläne die Rentenversicherung nicht. „Es gibt zu wenige Beitragszahler und zu viele Rentner“, fasste Brandmann das Problem zusammen.
Hubertus Heil pochte dagegen darauf, dass die Rentner ihre Rente verdient hätten. Man müsse sich darauf verlassen können, dass der Generationenvertrag gelte, sagte der SPD-Minister. Und wehrte sich gegen den Vorwurf, nur die Alten im Blick zu haben: „Das Klischee, wir würden nur für Rentner Politik machen, ist eine Kampfparole derer, die gegen das gesetzliche Rentensystem sind“, befand Heil.
Wirtschaftsweise nennt schmerzhafte Lösungswege
Die Krux bei diesen Argumentationslinien ist, dass beide auf ihre Art stimmen. Denn natürlich haben die Rentner sich ihre Rente verdient, sie haben ja selbst dafür gearbeitet. Und natürlich ist es problematisch, wenn die Jungen jetzt immer höhere Beiträge stemmen müssen, um diese verdiente Rente zu ermöglichen. Was also tun?
Monika Schnitzer zeigte drei Wege auf, die allesamt ebenfalls mit Schmerzen verbunden haben. Um die Rente zu stabilisieren, könnten die Menschen mehr oder länger arbeiten, empfahl die Wirtschaftsweise. Außerdem könne man den Anstieg der Renten verlangsamen, etwa, indem man sie an die Inflation und nicht an die Löhne koppele. Das könnte Sie interessieren:Heil sagt voraus – Renten steigen stärker als Inflation
Hermann-Josef Tenhagen erinnerte daran, dass sich länger arbeiten durchaus lohnen kann. „Für jedes Jahr über dem Renteneintrittsalter kriegt man sechs Prozent mehr“, erklärte der Chefredakteur von „Finanztip“. Und stellte zugleich klar: „Man muss privat vorsorgen“, anders gehe es nicht. Allerdings muss man sich beides finanziell (privat vorsorgen) beziehungsweise körperlich (länger arbeiten) leisten können.
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Aktienrente nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“?
Einen Ausweg aus dem Dilemma verspricht die sogenannte Aktienrente. In Schweden etwa führen Arbeitnehmer 2,5 Prozent ihres Lohns ab, um in Aktien zu investieren – entweder in separate Produkte oder in einen Staatsfonds. In Deutschland soll das der Staat übernehmen: Mit Schulden aufgenommenes Geld soll in den Aktienmarkt investiert werden, um mit den Gewinnen nach Schuldendienst die Rentenkasse zu stützen.
Das klingt gut, doch die Summen, mit denen dort zu rechnen ist, sind viel zu gering. Dazu blendete die Gastgeberin eine eindrucksvolle Zahl ein: 2045 werden die Ausgaben für Renten bei etwa 800 Milliarden Euro jährlich liegen. Die deutsche Aktienrente wird zehn Milliarden zum Gegensteuern einbringen. „Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, fasste die Ökonomin Schnitzer zusammen.
Das Fazit
Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ machte deutlich, wie vertrackt die Rentenlage ist. Einen goldenen Ausweg gibt es nicht, vielmehr sind alle Lösungsansätze mit manchen Nachteilen verbunden.
Das erklärt dann auch, warum sich die Politik so schwertut, das System zu reformieren. Das ist tragisch, denn wahrscheinlich wäre ein großer Wurf wie die Einbeziehung von Selbstständigen und Beamten notwendig, um die gesetzliche Rente nachhaltig auf stabile Füße zu stellen.