Berlin. Bei „Maybrit Illner“ diskutierte den mörderischen Angriff auf Israel. Dabei zeigte sich, wie schwer eine Invasion von Gaza wäre.
Mit einem barbarischen Angriff hat die Hamas Israel am Samstag den Krieg erklärt. Mittlerweile hat die israelische Armee das Land wieder vollständig unter Kontrolle. 360.000 Reservisten wurden einberufen, Experten erwarten eine Bodenoffensive im Gazastreifen.
„Maybritt Illner“: Das waren ihre Gäste am Donnerstag (13. Oktober)
Wie geht es nun weiter? Das Thema beschäftigte am Donnerstagabend auch die Runde bei „Maybrit Illner“ im ZDF. Nach einem Einzelgespräch mit Außenministerin Annalena Baerbock diskutierten:
- Annalena Baerbock, Außenministerin
- Souad Mekhennet, Journalistin
- Meron Mendel, Antisemitismusexperte
- Peter Neumann, Terrorismusforscher
- Omid Nouripour, Grünen-Chef
- Armin Laschet, CDU-Politiker
Zunächst einmal befasste sich die Runde mit der Frage, wie es überhaupt zu der heimtückischen Attacke kommen konnte. „Das wird als Totalversagen der israelischen Geheimdienste gewertet“, sagte die Journalistin Souad Mekhennet. Offenbar habe es kurz vorher eine Warnung gegeben, die aber zu viel zu spät ausgegeben wurde. Da seien die Kommunikationswege an der Grenze zu Gaza bereits gestört gewesen.
Eine Falle für die israelische Armee?
Peter Neumann kam zu einer ähnlichen Einschätzung. Der Angriff sei wahrscheinlich über lange Zeit vorbereitet worden, meinte der Terrorismusexperte. In Israel habe man geglaubt, den Gazastreifen genau zu überblicken.
Zugleich machte Neumann deutlich, dass Israel vor der Attacke eigentlich immer eine Bodenoffensive in Gaza vermieden hätte. „Das Gebiet ist kleiner als Köln, hat aber mehr als doppelt so viele Einwohner“, erklärte Neumann. Auch sei die Hamas eng mit den lokalen Strukturen verwoben. „Das ist ganz schwierig dort zu kämpfen und Geiseln zu befreien“, warnte Neumann. Und sprach von einer „Falle“, die von der Hamas gestellt worden sei.
Über die Ziele des Vorgehens machte sich Meron Mendel keine Illusionen. „Es ist nicht realistisch, die Hamas komplett zu zerstören“, sagte der Bildungs- und Antisemitismusexperte. Bei dem laufenden Militäreinsatz gehe es eher darum, die Infrastruktur der Organisation zu treffen und ihre Führungsriege zu töten. „Am Ende ist die Hamas eine Tatsache in Gaza, das wird so bleiben“, meinte Mendel. Und mahnte, dass es eine Strategie brauche, um damit langfristig umzugehen.
Israelhass in Deutschland: „Antidemokratisch und antiwestlich“
Eine klare Haltung hatte Mendel auch zu Bildern aus Deutschland. „Ich bin fassungslos“, sagte er mit Blick auf junge Menschen, die den Angriff auf Israel feiern. Die deutsche Gesellschaft habe davor die Augen verschlossen, dass ein Teil „antidemokratisch und antiwestlich“ sei. Das sei auch eine Frage der Integration und der Bildung.
Zugleich machte Mendel aber auch deutlich, dass es sich nur um einen sehr kleinen Teil der Muslime handelt. Die Mehrheit lehne die Taten ab, er habe sehr viel Solidarität von Muslimen erhalten.
Annalena Baerbock in Erklärungsnot
Und die Deutschen vor Ort? Im Einzelgespräch befragte die Gastgeberin die Außenministerin zur Frage, warum die Evakuierung so lange gedauert hat. Erst nach mehreren Tagen wurden Schulklassen ausgeflogen, obwohl sie erklärtermaßen als erstes aus dem Land gebracht werden sollten.
„Wir waren mit einer großen Dimension an Menschen konfrontiert“, rechtfertigte Annalena Baerbock das Vorgehen. Insgesamt gebe es 100.000 Doppelstaatler in Israel, das habe zunächst priorisiert werden müssen. In Einzelfällen sei es daher nicht immer reibungslos gelaufen, nun seien aber Tausende rausgeholt worden.
Das Fazit
Es war ein hartes Unterfangen, dem Maybrit Illner sich da stelle. Gut sechs Tage nach dem Beginn des Krieges hatte die Runde nicht viel Neues beizutragen. Und doch gab es auch immer wieder bewegende Momente, etwa als Meron Mendel beschrieb, warum viele Israelis trotz des Schreckens weitermachen: „Es gibt eine Gefasstheit, auch weil die Menschen wissen: Wir können nirgendwo anders hin.“