Recklinghausen. Kevin Köhler war einst der Held „Rusty“ im „Starlight Express“, zuletzt die Lok „Brexit“, dann kam das Aus. Doch nun plant er Großes.

Insgesamt acht Jahre lang rollte er singend durch das Starlight-Express-Theater in Bochum, erst gab er den „Rusty“ zuletzt den „Brexit“. Inzwischen arbeitet Kevin Köhler hinter den Kulissen des Rekord-Musicals – und bringt an einem anderen Ort sein ganz eigenes Stück als Regisseur auf die Bühne: In Recklinghausen, seiner Heimatstadt, soll am 21. Juni „Amélie, das Musical“ Premiere feiern.

„Als ich in Recklinghausen aufgewachsen bin, musste ich immer nach Essen, Bochum oder in andere Städte fahren, um ein Musical zu sehen“, erinnert sich Koehler. „Jetzt zeigen wir hier im Sommer auch mal eins und schauen, was passiert.“ Die Adaption des Filmerfolgs „Die fabelhafte Welt der Amélie“ sah Koehler selbst am Broadway und später in München. „Ich habe damals schon den Film geliebt“, so der 38-Jährige. „Es ist keine dieser typischen Disney-Storys um die ganz große Liebe, sondern es geht darum, wie man mit kleinen Dingen für sich und andere den Alltag verbessern kann. Das finde ich ein tolles Thema.“

„Amelie, das Musical“ feiert Premiere in der ehemaligen Maschinenhalle der Zeche König Ludwig 1/2

Für seine eigene Inszenierung orientiere er sich an der Version, die zuletzt erfolgreich im Londoner Westend lief, die sei noch mehr „down to earth“. Das passe wiederum zum Spielort, der Halle König Ludwig 1/2: „Das ist die ehemalige Maschinenhalle der gleichnamigen Zeche, und das will ich nicht verstecken. Sie hat immer noch dieses Ruhrpott-Flair“, erklärt Köhler. „Mein Ziel ist es, das Ambiente der Maschinenhalle zu nutzen und diesen Pariser Charme mit reinzubringen, dort gibt es ja auch den Eiffelturm und die Metro-Stationen.“

Amélie das Musical
Im vergangenen Herbst fand in Recklinghausen das Casting für „Amélie, das Musical“ statt. © HO | Curtain Call Studio

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Das Projekt „Amélie, das Musical“ hat seine Ursprünge, wie so vieles, in der Pandemie: „Weil ich nicht arbeiten konnte, habe ich angefangen online Gesangsunterricht zu geben“, erzählt der Recklinghäuser. „Das kam so gut an, dass ich nach der Pandemie mit Workshops weitergemacht habe.“ Daraus wurde das „Curtain Call Studio“, mit dem Köhler und seine Mit-Coaches in Tanzstudios gehen, um dort Anfängern die Grundlagen des Musicalfachs beizubringen. Schließlich entstand der Wunsch, ein eigenes Musical zu inszenieren – und auch bei dem stehen im Juni Anfänger auf der Bühne, die eine mögliche Karriere im Rampenlicht erst noch vor sich haben.

Kevin Köhler: Vom Darsteller zum Stage Manager bei „Starlight Express“

Im vergangenen Herbst hatten Kevin Köhler und sein Team zum Casting geladen, 17 Rollen galt es zu besetzen. Die wichtigste, Titelheldin Amélie, ergatterte die Düsseldorferin Ley Akpinar. „Wir hatten fünf Bewerberinnen für Amélie, die technisch gepasst hätten. Aber sie hat noch etwas mitgebracht in ihrer Persönlichkeit, und das ist diese Introvertiertheit, die Amelie ebenfalls eigen ist“, erklärt der Neu-Regisseur – und schwärmt: „Ley hat aber auch schon eine Bühnenpräsenz, mit der sie spielen kann, und das obwohl sie erst 21 ist.“

Ley Akpinar
Ley Akpinar aus Düsseldorf übernimmt in „Amélie, das Musical“ die Titelrolle. © HO | Heiner Wolken

Seine eigene Bühnenpräsenz endete 2023. 16 Jahre lang war Kevin Köhler zuvor Musical-Darsteller. 2008 hatte er in Thomas Gottschalks Show „Musical-Showstar“ die Hauptrolle des „Rusty“ im „Starlight Express“ gewonnen. Später stand er u.a. im „Tanz der Vampire“ auf der Bühne. 2021 kehrte er nach der Corona-Pause als „Brexit“ nach Bochum zurück. Im vorletzten Jahr dann der Abschied von der Bühne: „Ich hatte eine Knieverletzung, weshalb ich einsehen musste, dass Rollschuhlaufen für mich auch nicht mehr das Richtige ist“, so Köhler, der als „Stage Manager“ aber weiter zum Team des „Starlight Express“ gehört.

Zuletzt Auftritt bei Musical-Gala mit Songs aus „Tanz der Vampire“

Und so ganz hat der „ZDF Musical-Showstar“ des Jahres 2008 seine Karriere dann doch nicht beendet: „Ich bin immer noch Sänger und Schauspieler, und das werde ich auch immer bleiben“, betont Kevin Köhler. „Erst im vergangenen Jahr stand ich bei einer Musical-Gala auf der Bühne und habe Songs aus ,Tanz der Vampire‘ gesungen.“ Er wolle nun vor allem auch sesshafter werden – und vielleicht fortan jeden Sommer ein Musical in seiner Heimatstadt inszenieren: „Es wäre toll, wenn das eine gewisse Regelmäßigkeit bekäme. Aber nun hoffen wir erstmal, dass unsere ,Amélie‘-Inszenierung gut angenommen wird.“ Ein Viertel der Karten für die acht Aufführungen im Juni sind bereits verkauft – es könnte also etwas werden mit etwas Broadway-Glanz im Vest.

Amelie, das Musical – die Infos: