Bochum. Cihan Tamti designt für weltweit bekannte Marken. Zuletzt hat er einen renommierten Preis gewonnen. Seiner Heimat Bochum bleibt er treu.
Cihan Tamti arbeitet für Calvin Klein, Nike, Google und Netflix. Doch sein Büro steht nicht etwa in Los Angeles oder New York, sondern in Bochum. Ein richtiges Büro hat Tamti eigentlich auch nicht. Seine Aufträge bearbeitet er aus dem aufgeräumten Arbeitszimmer seiner Wohnung in Bochum-Langendreer. Nur Laptop und Computer stehen auf dem Tisch. Viel mehr braucht der 32-Jährige als Kommunikationsdesigner nicht. Seine Heimat zu verlassen, weil er mit Stars wie Lauryn Hill oder Alvaro Soler zusammenarbeitet, kommt für den Bochumer jedoch nicht infrage.
Denn Tamti ist ein Kind des Ruhrgebiets, ist in Bochum geboren und hat in Dortmund Kommunikationsdesign studiert. Als Kommunikationsdesigner entwirft er Schriftzüge und Grafiken. Schon während des Studiums flatterten die ersten Aufträge in sein Postfach. Marken wie Adobe und Calvin Klein klopften an und wollten, dass Tamti Logos und Schriftzüge für sie designt. „Mein Weg ging schnell steil bergauf“, erinnert sich Tamti zurück. „Bei den ersten Anfragen habe ich gar nicht geglaubt, dass es echt ist.“
2020 und 2021 entwarf der Bochumer die Hauptlinie beim Modelabel Calvin Klein. Kürzlich designte er das Merchandising für Zac Efron in der Netflix-Serie „Down to Earth“ und arbeitete für die Rock-Band A Day to Remember.
Bochumer gewinnt Wettbewerb um das Design der Kieler Woche 2025
Zu den jüngsten Erfolgen von Tamti zählt der Sieg beim Design für die Kieler Woche 2025. Der Wettbewerb gelte in der Designerszene als sehr renommiert, allein zum Teilnehmerkreis zu gehören sei schon eine Ehre, berichtet Tamti. Bewerben kann man sich nicht. Seit 1959 ist der Wettbewerb ein reiner Einladungswettbewerb. „Das hatte ich eigentlich bis zur Rente geplant“, sagt Tamti lachend. „Jetzt habe ich das schon geschafft. Es ist schön, dass man ein Stück in die Geschichte des Designs eingeht.“
Der Weg in die Designerszene sei allerdings alles andere als leicht. „Das kam gar nicht gut an, dass man als unbekannter Designer plötzlich so große Aufträge bekommt. Aber es ist unwichtig, was andere Designer sagen. Wichtig ist, dass der Kunde zufrieden ist.“ Hat man erstmal einen Fuß in der Tür, sei von Konkurrenzkampf in der Branche nicht viel zu spüren, berichtet Tamti.
Sein Stil wird von anderen Designern als ausdrucksstark und persönlich beschrieben. Er selbst möchte sich gar keiner Stilrichtung verschreiben. Schließlich gehe es in der Designerbranche darum, für Marken zu arbeiten, die einen Wiedererkennungswert haben. „Wenn jemand etwas von Nike trägt, möchte er auch, dass es danach aussieht“, weiß Tamti.
Herzensprojekte des Bochumer Designers sind lokale Projekte
„Ich könnte auch in New York leben, dort mehr Geld verdienen und reicher sein. Aber was bringt mir das, wenn ich das nicht teilen kann. Hier habe ich meine Freunde und Familie.“
Besonders wichtig sind Tamti lokale Projekte direkt vor der Bochumer Tür. So hat er beispielsweise das Design für das Fest der Vielen in Duisburg und des Dox Ruhr Festivals gestaltet. In seiner Heimatstadt sind Plakatwände am Bochumer Hauptbahnhof mit seinem entworfenen Schriftzug „Willst du mit mir gehen“ beklebt. Der Slogan gehört zum Projekt „West:Walks“ und lädt Menschen dazu ein, mit Architekten auf einen Sparziergang durch Westfalen zu gehen. Sein liebstes Projekt in der Vergangenheit ist sein eigenes Buch „Breakout“ in dem die Seiten mit 100 Plakaten von ihm gefüllt sind.
Für die Zukunft steht noch eine Professur auf seiner beruflichen To-Do-Liste. Keine Frage, wo er diese machen möchte: „Natürlich hier in der Nähe. Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, dass man zu gut für das Ruhrgebiet wird. Ich könnte auch in New York leben, dort mehr Geld verdienen und reicher sein. Aber was bringt mir das, wenn ich das nicht teilen kann. Hier habe ich meine Freunde und Familie.“ Außerdem möchte Tamti im Revier eine Mission erfüllen: „Es gibt hier so viele schöne Veranstaltungen. Ich möchte das Ruhrgebiet durch meine Designs aufwerten und die Umgebung stärken.“