Düsseldorf. Nach langer Pause stand Moby zum ersten Mal wieder auf der Bühne in Düsseldorf. Zwei Bands der Stadt prägten ihn besonders, wie er verriet.

Eigentlich wollte er ja nie wieder touren. Denn Richard Melville Hall, der Öffentlichkeit als Moby bekannt, fühlt sich besonders dann wohl, wenn er seine Zeit für Tierrechtsaktivismus statt Live-Konzerte nutzen kann. Seit seinem 22. Lebensjahr lebt der New Yorker vegan, die Wörter „Animal Rights“ pflastern in schwarzen Versalien seine Unterarme, das Credo „Vegan For Life“ seinen Hals. Und wahrscheinlich hätten ihm an diesem Montagabend sicher nicht rund 7500 Menschen in der ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle zugejubelt, wären da nicht sein Manager Eric Härle und dessen kreative Idee gewesen.

„Er hat mich ausgetrickst, meinte: Mache doch eine Tour im Namen des Tierschutzes und spende den Gewinn an ausgesuchte Organisationen“, sagt Moby. So geschah es, mit den Deutschland-Konzerten in Berlin und Düsseldorf unterstützt er so nun unter anderem die Albert-Schweitzer-Stiftung mit Sitz in der Bundeshauptstadt. Diese zeigte in Düsseldorf mit einem Stand im Foyer Präsenz, auch wurde das gastronomische Angebot in der Halle um Nuggets ohne Chicken erweitert. Ihr Geld ließen die meisten Gäste aber vor allem am Merchandise. Bereits vor Auftrittsbeginn waren sämtliche Tourshirts so ausverkauft wie die Venue – für den Tierschutz dürfte ein schönes Sümmchen zusammengekommen sein.

Moby setzt in Düsseldorf vor allem auf die großen Hits der „Play“-LP

Vorab kündigte der 59-Jährige ein zweistündiges „Greatest Hits“-Programm an, mit Fokus auf sein erfolgreichstes Album „Play“ von 1999 – und hielt Wort. Bis zur Zugabe sind es vor allem die großen Lieder von „Play“, die die lautesten Reaktionen ziehen, acht an der Zahl. Darunter das beschwingte „Honey“ und das von epischen Live-Streichern getragene „Porcelain“.

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Für Tanzlust sorgt schon an dritter Stelle das Breakbeat-Monster „Bodyrock“, das seinerzeit auch jedes Album von Fatboy Slim oder den Chemical Brothers aufgewertet hätte. Auf Stücke seiner im Juni veröffentlichten aktuellen LP „Always Centered At Night“ verzichtet Moby derweil komplett.

Moby live in Düsseldorf: Das Rampenlicht gehört den Sängerinnen

Inmitten seiner siebenköpfigen Liveband, die nur an Bass und Drums männlich besetzt ist, wirkt er nicht wie ein klassischer Frontmann, vielmehr wie ein künstlerischer Leiter. Ein Dirigent, nur eben mit Mikrofon und Gitarre statt Taktstock. Einer, der viel Bewegungsdrang zeigt, das große Scheinwerferlicht aber bewusst meidet. Wohl wissend, dass die zwei durchweg überzeugenden Sängerinnen Nadia Christine Duggin und Kolesta „Choklate“ Moore stimmlich weitaus weniger limitiert sind als er. Stellenweise wirkt das Duo unterfordert, wenn es die repetitiven Vokal-Samples bei „Honey“, „Find My Baby“ oder „Natural Blues“ nachsingt.

Moby
Nadia Christine Duggin brillierte beim Moby-Konzert in Düsseldorf als eine von zwei festen Sängerinnen. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Brillant gestaltet sich das Zwischenspiel mit der auch im Vorprogramm aufgetretenen Lady Blackbird. Die Kalifornierin, von einigen Kritikern heute als „Grace Jones des Jazz“ bezeichnet, kommt für die Ballade „Walk With Me“ und den vielleicht größten Moby-Hit „Why Does My Heart Feel So Bad?“ nochmal auf die Bühne, lässt mit ihrem souligen Timbre die männliche Stimme der Originalaufnahme vollends verblassen.

Moby live in Düsseldorf: 90er-Großraum-Rave zum Endspurt

Gegen Ende zeigt sich Moby doch noch redselig. Zum Spielort hätte er eine besondere musikalische Verbindung. Anfang der 80er-Jahre studierte er klassische Gitarre, stieß dann aber auf Kraftwerks „Mensch-Maschine“ und DAFs „Alles ist gut“. „Das waren zwei Alben, die mich verändert haben. Irgendwann fand ich heraus, dass beide Bands aus Düsseldorf kommen. Danke dafür, dass Ihr aus mir einen Techno-Musiker gemacht habt“, rief er.

Was folgte, war passenderweise purer Techno. Erst der fröhliche 1994er-Rave-Hit „Feeling So Real“ unter grellen gelb-grünen Laser- und Strobo-Blitzen, danach der Standard-Abschlusssong „Thousand“, der innerhalb weniger Minuten von Null auf die namensgebenden 1000 Beats pro Minute beschleunigt. Inspiriert, wie er sagte, „von einem gemeinsamen Rave 1992 mit Westbam, Paul van Dyk, DJ Hell, Hardy Hard und anderen deutschen Top-DJs.“ Nach dem letzten verklungenen Bassschlag bleibt nichts als Jubel. Vielleicht bringen die euphorischen Reaktionen des Publikums sowie deren Merchandise-Kauflust Moby ja ins Grübeln, was etwaige Live-Shows in der Zukunft angeht. Sonst bleibt nur zu hoffen, dass Eric Härle eines Tages wieder eine Idee hat.

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