Düsseldorf. Dirigent Adám Fischer verteilte bei der Tonhallen-Gala zu seinem 75. Geburtstag Geschenke von an das Düsseldorfer Publikum.
Zu seinem 75. Geburtstag lässt sich Adám Fischer nicht nur mit einer Gala in der Tonhalle feiern und freut sich wie ein erstauntes Geburtstagskind über Blume, eine kleine Box und eine überdimensionale Tonhallen-Torte. Der von Musikern verehrte und bei Konzertbesuchern beliebte Chefdirigent hatte im Gegenzug für die Düsseldorfer ein Geschenk parat: Er möchte wohl gerne seinen 80. Geburtstag auch hier begehen und verlängert seinen Vertrag bis 2030.
OB Stephan Keller schmunzelte, als er mit dieser Nachricht bei seiner kurzen Festrede auf den ungarischen Ausnahme-Künstler und engagierten Kämpfer für Menschenrechte das Publikum überraschen konnte. Spontanes Raunen und Jubel war die Antwort der gut 1000 Gratulanten. Immerhin ist Fischer weltweit renommiert, in Top-Opernhäusern wie in New York, Mailand, Paris oder Wien.
Einsatz für Demokratie
Zuvor pries Keller nicht nur die musikalischen Verdienste des Global Players Fischer für die Stadt, sondern auch seinen unermüdlichen Einsatz für Demokratie und für mutige Bürger, die Diktatoren die Stirn bieten und auf verfassungsmäßig verbriefte Menschwürde pochen. Nicht nur in seiner Heimat Ungarn, wo Fischer aus Protest gegen Regierungschef Viktor Orban das Amt des Chefdirigenten in Budapest an den Nagel gehängt hatte. Zudem führte er in Düsseldorf das „Menschenrechtskonzert“ ein, bei dem pro Jahr das herausragende Engagement einer Person ausgezeichnet wird.
Ein anderes Geschenk an die Geburtstags-Gäste hatte der ‚Principal Conductor‘ (wie Fischers Amt seit neun Jahren heißt) vorbereitet. Vegane und vegetarische Gulaschsuppe hatte er nach einem alten Familienrezept kochen lassen. Serviert wurde sie in kleinen Schalen von zahlreichen Helfern in der Konzertpause in der Rotunde. In den 40 Minuten hatte alle Besucherinnen und Besucher Zeit, die köstliche Suppe ohne Fleisch mit viel Gemüse zu genießen. Bei Bedarf konnte man die Suppe mit kleinen Wurststücken anreichern.
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Eine Anekdote dazu kommt von Adám Fischer, mit hintergründigem Lächeln: Bei seinem Dirigenten-Debüt bei den Bayreuther Festspielen (vor mehr als 20 Jahren) kochte er Gulaschsuppe für Orchestermusiker in der Kantine. Der Geiger Pascal Thierry (seit langem bei den Symphonikern) habe ihm damals mit leichter Ironie ins Ohr geflüstert: „Fantastisch. Maestro, Sie haben Ihren Beruf verfehlt.“ Zufall? Pascal Thierry geht jetzt in den Ruhestand, hatte seinen letzten Dienst bei dieser Gala.
Das Besondere waren jedoch das musikalische Programm - mit Kostbarkeiten, die im Konzert selten zu hören sind und gut einer Gala passen. Beethovens dritte ‚Leonoren-Ouvertüre‘ (zu „Fidelio“) und zwei Bravour-Stücke von Richard Strauss – die Tondichtung „Don Juan“ und die Suite aus „Der Rosenkavalier“. In den drei Stücken demonstrierte Fischer erneut, wie fantastisch ‚seine‘ Symphoniker klingen können. Und wie lebendig und perfekt sie an allen Pulten musizieren können, wenn der 75-Jährige unruhig wippend am Dirigenten-Pult steht.
Jubel für den Maestro
Wie immer ohne Noten, leicht vornüber gebeugt, lauernd und ganz auf Einsätze konzentriert. Auch unerbittliches Bohren deutet auf Tempo und auf die vielen Stimmungen und Farben, die er dem Orchester entlockt. Zu einem Festival eines intensiv blühenden Sounds und der raffinierten Phrasierungen und machten sie im Finale die schmissigen „Rosenkavalier“-Walzer. Die Streicher klangen so glühend, zündend und beinah so hochgestimmt wie die Wiener Philharmoniker, perfekt die Solo-Oboe und die Blechbläser-Gruppen – allen voran die Hörner, die, im Dauereinsatz, Höchstleistung vollbrachten. Viel Jubel nicht nur für den Maestro.
Bleibt nur, Fischer ein langes Leben zu wünschen. So verwies Intendant Michael Becker am Anfang auf eine Statistik von Lebensversicherungen: Demnach ist die Berufsgruppe mit der höchsten Lebenserwartung – die von Dirigenten.