Essen. Der große Kleinkünstler und Grimmepreisträger starb am Sonntag im Alter von 74 Jahren in seiner Wahlheimat Köln.
Richard Rogler war der Schauspieler unter den deutschen Kabarettisten. Seine Bühnenfigur Camphausen spielte er mit Inbrunst und kühlem, satirischem Abstand zugleich. Der abgebrochene Lehramts-Student Rogler hatte das Schauspiel von der Pieke auf gelernt – nicht an einer eigens dafür errichteten Schule, sondern auf der Straße, mit Kinder- und Jugendtheater Anfang der 70er-Jahre, erst in Würzburg und dann in Köln, das zur Wahlheimat des hörbar im oberen Frankenland aufgewachsenen Aufklärungsspielers wurde.
Rogler, der zeitweilig auch ein Engagement am Kölner Schauspielhaus hatte und früh in der Endlos-Soap „Lindenstraße“ als betrügerischer Makler Panowski mitspielte, reifte ab Mitte der 80er-Jahre zu einem klassischen Kabarettisten. Er nahm sich die Geschicke der Republik erst zu Herzen und dann zur Brust. Kritisch, mit einer Art von Hochleistungsempörung.
Richard Rogler war Moderator der „Mitternachtsspitzen“ vor Jürgen Becker
Und wer glaubt, die „Mitternachtsspitzen“ im WDR seien früher schon immer von Jürgen Becker moderiert worden, muss daran erinnert werden, dass es ab 1988 zunächst Richard Rogler war, der sich allerdings recht rasch das Stirnrunzeln des WDR-Rundfunkrates zuzog und gar mit Rücktrittsforderungen leben musste. Nach drei Jahren warf der freiheitsliebende Rogler entnervt das Handtuch. Den Grimme-Preis hat er für diese Sendung trotzdem bekommen, für anderes den Deutschen Kleinkunstpreis, den Deutschen und den Bayerischen Kabarettpreis. Und ersetzte später beim „Scheibenwischer“ den zurückgetretenen Georg Schramm.
Richard Rogler war Stammgast in Jupp Stratmanns „Kleinem Kneipentheater“
Mit verschmitztem Witz, abgründiger Ironie und gelegentlich auch derben Seitenhieben behandelte Rogler Zeitgeist-Symptome, streute Salz in Widerspruchs-Wunden und gab nie das unabhängige Denken auf, ein undogmatischer Gesellschaftsanalytiker auch jenseits des Polit-Betriebs, der Peter Hartz einmal einen „Zuhälter für Betriebsräte“ nannte. Und er war bodenständig. Den zunehmenden Küchen-Bohei etwa kommentierte er mit den Worten: „Ach Mensch, wenn ich Slow Food erleben will, dann muss ich doch nur zwei deutsche Handwerker bestellen und denen bei der Frühstückspause zusehen!“ Nicht von ungefähr war er Stammgast in „Jupp“ Stratmanns „Kleinem Kneipentheater“, aus dessen Harmlosigkeit Roglers Denkschärfe herausragte.
„Was interessiert mich die Globalisierung?“, hat er einmal gesagt, „ich bin sowieso meistens zu Hause!“ Das war bis zuletzt in Köln, wo Richard Rogler am Sonntag im Alter von 74 Jahren gestorben ist.
Die deutsche Kleinkunstszene verneigt sich vor einem ihrer Großen.