Köln. Der Altstar macht mit seiner Saucerful of Secrets-Band Halt in Köln. Zum ersten Mal war er 1969 am Rhein aufgetreten.
Es ist die Sorte Konzert, bei dem Männer Frauen erklären, was Sache ist. Schon bevor es überhaupt losgeht. Er: „Das ist das Original Pink Floyd-Schlagzeug.“ Sie: „Oh! Das ist aber schön bemalt. Sieht irgendwie japanisch aus.“ Er hat damit nicht so ganz recht, aber sie den richtigen Riecher. Als Nick Mason 1972 mit Pink Floyd durch Japan tourte, inspirierten ihn Landschaft und Kunst so nachhaltig, dass er die Künstlerin Katy Hepburn damit beauftragte, sein Schlagzeug im japanischen Stil zu bemalen. Pate dafür stand Katsushika Hokusais Bild „Die große Welle von Kanagawa“.
Nick Mason: Der Drummer erinnert an die Zeit mit Pink Floyd
Aber das Schlagzeug, das Samstag auf dem Roncalliplatz vorm Kölner Dom alle Blicke auf sich zieht und für viele „Ahs“ und „Ohs“ sorgt, ist nicht das Original. Das steht bei Nick Mason zu Hause. 2022 ließ das einzige Pink Floyd-Mitglied, das von Anfang bis Ende kontinuierlich dabei war, die kunstvolle Drumset-Bemalung neu anfertigen. Seitdem kann man sie bewundern, wenn Mason mit seiner Saucerful of Secrets-Band auf Tour ist, um Pink Floyds Musik auf der Bühne wiederauferstehen zu lassen.
2 000 Fans (in der Hauptsache männlich und 65plus, die minderzahligen Frauen sind in der Regel die mitgebrachte andere Hälfte eines Paares) lassen sich 120 Minuten, mit 15 Minuten Pause zwischen den Sets, zurückkatapultieren in eine Zeit, als Alben noch auf Vinyl herauskamen, die Haare noch dichter und länger waren und man bei Konzerten, im Saal, noch rauchen durfte. Was aber hier, unter freiem Himmel, allenfalls der Regen verhindert.
Nick Mason auf Kölns Roncalli-Platz mit hochkarätiger Verstärkung
Mit den beiden Gitarristen Gary Kemp und Lee Harris, Bassist Guy Pratt und Keyboarder Dom Beken hat sich der inzwischen 80-jährige Mason hochkarätige Verstärkung an Bord geholt. „Wir haben vor sechs Jahren zusammen gefunden“. sagt Kemp, „und diese Musik auszuprobieren, hat mein Leben verändert.“ Es ist weder die Musik von „The Dark Side of the Moon“ (1973), noch die Musik von „Wish You Were Here“ (1975) oder gar von „The Wall“ (1979), sondern es sind die ganz frühen Werke, die hier ihre Wiederbelebung erfahren.
Angefangen von „Astronomy Domine“ von 1967 über „If“ und „Atom Heart Mother“ (1970) bis hin zu „One of These Days“ (1971) und „A Saucerful of Secrets“, dem Titelstück des zweiten Pink Floyd-Albums von 1968, das sich Mason als Taufpate für sein Projekt erkoren hat.
Nick Mason steht für das komplette Pink-Floyd-Wohlfühlpack
Wenn er da, mit seinem zerklüfteten Felsengesicht, hoch über den japanischen Wellen thront und lässig erwähnt, dass er zum ersten Mal 1969 in Köln gespielt hat, muss man das erstmal sacken lassen. Atmosphärisch dicht, mit spacigen Anklängen, latent-bedrohlich, renaissancehaft-verspielt, orchestral-mächtig, aber auch solistisch ungemein stark, mit klagenden Sehnsuchtsmodulen durchsetzt, brachial rockig, feinziseliert mit arabischen Elementen, mit Gitarren, die klingen können wie menschliche Stimmen, gibt es das komplette Pink Floyd-Wohlfühl-Pack. Fast. Was schmerzlich fehlt: die Pink-Floyd-typischen surreal anmutenden Projektionen im Bühnenhintergrund. Die fielen in Köln leider flach.