(Fast) für lau: Clueso bei Konzert im Westfalenpark Dortmund
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Dortmund. Clueso und Michael Schulte sind am ersten Tag vom EM-Konzert in Dortmund aufgetreten. Es wurde auch ein Comeback gefeiert.
Obwohl das verregnete Wetter eher zu einem gemütlichen Filmabend gepasst hätte, sind am Freitag, 12. Juli, fast 13.000 Musikbegeisterte zu dem ersten Tag des Euro-Konzertes in den Westfalenpark Dortmund gekommen. Für schlappe fünf Euro konnten dort, wo vor wenigen Tagen noch zehntausende Niederländer um den Einzug in das EM-Finale fieberten, Acts wie Clueso und Michael Schulte gesehen werden. Die Stadt Dortmund, die das Umsonst-und-Draußen-Event als Teil des EM-Programms finanziert hat, trifft damit einen Nerv. Gibt es Clueso-Konzerte normalerweise erst ab 59,50 Euro, konnten Menschen unabhängig ihrer finanziellen Situation nun in den Genuss erstklassiger Musik kommen.
Die Lärmer verkünden Comeback mit neuem Namen
Nachdem die Band Schwarzpaul mit modernem Reggae, vermischt mit Vintage-Dub und Future-Pop, den Anfang macht, kommt eine Pop-Band aus Iserlohn auf die Bühne. Ihr Auftritt läutet nach achtjähriger Abstinenz nicht weniger ein als ihr Comeback. Mit dem Neuanfang kommt auch ein neuer Name. Von nun an ist Luxuslärm als Die Lärmer unterwegs. „Wenn ihr uns in den nächsten Tagen im Internet sucht, werdet ihr uns unter unserem alten Namen nicht mehr finden“, sagt die Sängerin Jini Meyer.
Die lange Pause hat der Textsicherheit der Fans keinen Abbruch getan. Nostalgisch singen sie inbrünstig die Lyrics mit, die nach Aufbruch, Zuversicht und Selbstvertrauen schreien. Eine Botschaft neben „Lebe deine Träume, dann gehört dir die Welt“: Der Himmel wird wieder heller. „Es macht uns nur noch stärker, glaub mir, wenn die Wolken weiterziehen.“ Fans können sich doppelt freuen: Im nächsten Monat soll eine neue Single herauskommen. Außerdem geht die Band bald auf Tour.
„Und um ein bisschen Wärme in unsere Herzen zu zaubern, stellen wir uns vor, in den Süden zu fahren“, leitet Jini Meyer den wohl bekanntesten Song der Band ein: „Tausend Kilometer bis zum Meer“. Dahin sehnen sich, in Anbetracht des bislang ziemlich verregneten Sommers, wohl auch einige der Zuhörenden. Auch der Westfalenpark ist von dem Regen und den Fan-Mengen bei den Public-Viewing-Veranstaltungen in den vergangenen EM-Wochen nicht verschont geblieben. Spätestens seit dem Halbfinale mit Zehntausenden Niederländern ist die Wiese dem Schlamm gewichen. Ein älterer Herr, der die Konzerte mit einem Fernglas aus der Distanz betrachtet, fasst es zusammen: „Matsch ohne Ende.“
Um trotz des Wetters und schlammigen Untergrunds das Konzert genießen zu können, rüsteten sich Tausende Menschen mit festem Schuhwerk und Regenjacke. Andere vertrauten auf die Kraft ihrer Waschmaschinen und kamen mit weißen Sneakern in den größten und derzeit womöglich schlammigsten Park Dortmunds.
Michael Schulte: „Dortmund ist schon geil“
Spätestens als Pop-Sänger Michael Schulte mit seinem Hit „Better me“ auf die Bühne tritt, wärmt sich das Publikum mit einem rhythmischen Klatschen vom herbstlichen Wetter auf. Bespielte er anfangs YouTube mit seinen Gesangsinhalten, ist er heute einer der bekanntesten Sänger Deutschlands, blickt auf sechs Alben, acht Top-10-Radiosingles in Folge und über eine Milliarde Streams zurück.
Der ehemalige Eurovision Song Contest-Teilnehmer von 2018 beweist bei seinem Auftritt ein gekonntes Händchen bei der Auswahl seiner Songs: ein Balanceakt zwischen kraftvollen Stimmungsmachern und sanften, emotionalen Tönen. Während die einen zu „Waterfall“ in die Luft springen, trotzen andere dem schlammigen Boden und setzen sich kurzerhand hin, wieder andere spielen im hinteren Bereich Fußball und stimmen sich damit auf das Finale am Sonntag ein. „Dortmund ist schon geil“, lobt Schulte die Atmosphäre, um kurz darauf Salz in die noch nicht gänzlich verheilten Wunden der Fußball-Stadt zu streuen: „Es schmerzt immer noch, dass ihr nicht den Champions-League-Pokal geholt habt.“
„ „Es schmerzt immer noch, dass ihr nicht den Champions-League-Pokal geholt habt.““
Zwischen den Auftritten profitieren die Gäste von der Infrastruktur an Fressbuden und Getränkeständen, die durch die Public Viewings bereits vor Ort sind. Auch das ist sicherlich ein Faktor für die ausgelassene Stimmung, die an einen Festivaltag erinnert, geprägt von einem Publikum, das dem Wetter trotzt. „Wie in Dortmund üblich war es eine hervorragende Stimmung und die Künstler haben die Menge ordentlich eingeheizt“, findet Marina Reimche, Veranstaltungsleiterin der Stadt Dortmund.
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Als der letzte Act des Abends dran ist, passiert das Unverhoffte: Es tröpfelt vom Himmel. Ein Abbruch für die Stimmung ist es nicht, betonen schließlich einige Besucherinnen und Besucher nur in den Park gekommen zu sein, um zu der Musik von Clueso zu tanzen. „Wir sind wegen Clueso hier. Schon viermal haben wir versucht, ihn live zu sehen. Nie hat es geklappt“, erzählt Teresa aus Dortmund, die mit ihrer Freundin Tina auf dem Konzert ist.
Besonders auf die Klassiker von Cluesos erstem Album von 2006 wie „Keinen Zentimeter“ haben sich einige Fans gefreut. „Chicago haben wir früher im Trainingslager immer schon gehört. Das ist eine alte Erinnerung“, erzählt Alexandra, die es sich nicht nehmen lassen wollte, den Song live zu hören. Der Songwriter spielt aber auch Songs, die er nach seinem „Neuanfang“ 2016 veröffentlicht hat, darunter „Sag mir, was du willst“ und „Flugmodus“, sowie„vercluest“ „Auf und Ab“ von Montez, wie er es beschreibt.
Den musikalischen Part seines Auftritts ergänzt Clueso mit zahlreichen Anekdoten aus seinem Leben. Als er mit 17 Jahren angefangen habe, Musik zu machen, sei Udo Lindenberg eines seiner Idole gewesen. „Heute ruft er nachts um 1 Uhr an und sagt: ‚Flugmodus ist jetzt auf Platz 1 in Österreich‘“, leitet er lachend den Feature-Song Cello ein.
Doch nicht alles läuft reibungslos. Fast nebenbei erzählt er, dass es wetterbedingt nicht alle Instrumentalisten seiner Band geschafft hätten, pünktlich beim Auftritt zu sein. Umso mehr freut er sich zum vierten Song, als die Band überraschend doch vollzählig ist. Und plötzlich steht der sympathische Sänger für den letzten Song des Abends in der Menge und singt „Ich bin dabei, bist du dabei, wir sind dabei uns zu verlieren.“
Musik-Veranstaltungen in Dortmund
Am Samstag, 13. Juli, geht es in der Fanzone vom Dortmunder Westfalenpark ab 17.30 Uhr weiter mit Das große Los, gefolgt von der Alternative Punk Band Muuske und Alice Merton. Um 22 Uhr sollen dann Die Fantastischen Vier auftreten. Auch hier geht es nicht ohne Ticket. Während es für Freitag noch Restkarten gab, ist das Konzert am Samstag bereits ausverkauft.
Wer mehr Lust auf Musik in Dortmund hat, kann sich auch auf das Juicy Beats freuen, das am 26. und 27. Juli im Westfalenpark stattfinden wird. Auch die Fanzone-Bühne wird dafür stehen bleiben.
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