Berlin. Ist die irrwitzige Aufregung um den Popstar übertrieben? Warum Millionen für die milliardenschwere US-Sängerin schwärmen und was sie ausmacht.
Im Juli spielt die US-Sängerin Taylor Swift sieben Konzerte in Deutschland. Allein in der Veltins-Arena in Gelsenkirchen werden pro Abend rund 60.000 Fans dabei sein. Obwohl die Tickets teilweise bis 800 Euro kosten, waren sie so schnell vergriffen wie bei kaum einem anderen Künstler. Millionen Fans gingen leer aus.
Man mag sich fragen, warum die Begeisterung um die Sängerin so groß ist – ist der ganze Hype vielleicht sogar übertrieben? Hier kommen zehn wissenswerte Fakten über Taylor Swift, die erkennen lassen, wie die 34-Jährige zum erfolgreichsten Popstar der Welt aufsteigen konnte.
1. Sie ist in verschiedenen Musik-Genres unterwegs
Vielen dürften Taylor Swift noch als Country-Sängerin bekannt sein. Das war eigentlich ihr Plan, als sie als Kind mit ihren Eltern nach Nashville zog, in die Hochburg der Countrymusik. Die ersten Jahre ihrer Karriere war sie auch in diesem Genre unterwegs.
Inzwischen hat die US-Amerikanerin auch andere Stilrichtungen ausprobiert: 2012 erschien mit „Red“ ihr erstes Album, das größtenteils aus Pop-Songs bestand. Das Album „Reputation“, das sie 2017 veröffentlichte, bedient sich an Synthie- und Elektro-Klängen.
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Während der Corona-Pandemie hat Swift die Alben „Evermore“ und „Folklore“ herausgebracht, die stilistisch an Indie und Folk erinnern, gemischt mit Elektro-Pop-Elementen. 2022 kehrte sie zurück zur Popmusik und veröffentlichte die Alben „Midnights“ (Synthiepop) und „The Tortured Poets Department“ (Synthiepop, Pop-Rock).
Taylor Swifts Musik ist stets im Fluss: Die Sängerin verharrt nicht starr in einer Musikrichtung, sondern probiert sich aus und erfindet sich alle paar Jahre neu. Vielleicht ist das Teil ihres Erfolgsgeheimnisses.
2. Sie ist die weltweit meistgestreamte Künstlerin
Nachdem sie jahrelang mit Spotify gefremdelt und ihre Songs nicht auf der Streaming-Plattform zur Verfügung gestellt hatte, sind ihre Alben inzwischen abrufbar bei der schwedischen App – und die Streams brechen alle Rekorde.
Die jüngste Auswertung von Spotify zeigte, dass Taylor Swift 2023 und 2024 die weltweit meistgestreamte Künstlerin auf der Plattform ist. Mit 26,1 Milliarden Streams im Jahr 2023 brach sie sogar sämtliche bisherige Rekorde. In Deutschland führt Taylor Swift das Ranking der Streams aber nicht an, hierzulande liegt der Rapper Apache 207 („Komet“, „Roller“, „200 km/h“) vorne.
3. Die Shows der „Eras Tour“ dauern fast vier Stunden
Die Show der Künstlerin heißt nicht ohne Grund „Eras Tour“ – Taylor Swift spielt auf ihren Konzerten Songs von insgesamt zehn Alben. Jedes Album steht für eine „Era“, also Ära.
Insgesamt spielt Taylor Swift auf ihrer Show 44 Songs an, die Show dauert dreieinhalb Stunden. Pro Show gibt es zwei Überraschungs-Songs, die bis zum Abend des Konzertes unbekannt sind. Jede Ära bedeutet ein neues Bühnenbild und ein neues Outfit für die Sängerin. Also: Zwar sind die Tickets für die Swift-Konzerte teuer, dafür wird den Fans aber viel geboten.
4. Taylor Swifts Songs: Herzschmerz, Liebe und das Patriarchat
Ein Vorurteil über Taylor Swift: Sie singe nur über Liebe, Herzschmerz und Beziehungen. Stimmt das denn nun? Tatsächlich handeln viele ihrer Songs von (vergangenen) Beziehungen und Dating-Situationen – Gefühle, in die die meisten Menschen sich hineinfühlen können.
Doch Swift spricht in ihren Songs auch andere Themen an: Zum Beispiel kritisiert sie in „The Man“ das Patriarchat oder setzt sich mit „You Need To Calm Down“ für die Rechte queerer Menschen ein.
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5. Taylor Swift hat sich erfolgreich mit großen Musiklabels angelegt
Ein Grund, warum die Sängerin von vielen Fans gefeiert wird: Rückschläge spornen sie an, ihr Ding durchzuziehen – und dafür bricht sie gerne auch mal die Regeln der Musikbranche. So zumindest das Narrativ. 2014 boykottierte sie Spotify – sie kritisierte das Geschäftsmodell des Streamingdienstes, beklagte, dass Künstler zu schlecht bezahlt wurden. 2015 wiederholte sie das Vorgehen bei Apple Music.
Ein paar Jahre später legte sie sich mit ihrem langjährigen Label Big Machine Records an: 2018 trennte sich die Sängerin von dem Label, ein Jahr danach wurde die Plattenfirma für 300 Millionen Dollar an den Künstler-Manager Scott „Scooter“ Braun verkauft – inklusive der Rechte aller Taylor-Swift-Songs. Anstatt zu resignieren, veröffentlicht die 34-Jährige seit 2021 einfach jedes ihrer Alben neu, mit dem Zusatz „Taylor’s Version“.
Was bei Fans hängen bleibt: Taylor Swift traut sich, sich mit großen Musikkonzernen anzulegen und geht immer wieder als Siegerin hervor. Das macht sie für viele Fans zum Vorbild: Sie gilt als starke Frau, die sich nicht mit Ungerechtigkeiten abfindet und sich gegen viele mächtige Männer durchsetzt.
6. Sie ist seit 2023 mit dem NFL-Star Travis Kelce zusammen
Da sie ihr eigenes Liebesleben immer wieder in ihren Songs thematisiert, ist über Taylor Swifts (Ex-)Beziehungen relativ viel bekannt. Fans gefällt das, weil sie sich der Sängerin dadurch näher fühlen.
Seit 2023 ist Swift mit dem NFL-Star Travis Kelce zusammen. Die beiden gelten als Kult-Paar und zeigen sich gern zusammen in der Öffentlichkeit. Videos in den Sozialen Medien zeigen Kelce, wie er bei den Konzerten seiner Freundin zuschaut und tanzt. Bei der „Eras Tour“ in Europa hat Travis Kelce sogar teilweise Gastauftritte während des Konzerts.
Vorher war Taylor Swift sechs Jahre lang mit dem britischen Schauspieler Joe Alwyn liiert. Die beiden hielten ihre Beziehung privat, Taylor Swift schrieb aber zahlreiche Liebessongs über ihn.
In ihrem neuesten Album „The Tortured Poets Department“ singt sie über die Trennung der beiden – Fans können erahnen, dass die beiden sich offenbar auseinander gelebt hatten, weil Alwyn im Gegensatz zu Taylor Swift als introvertierter, schüchterner Mensch gilt. Weitere Ex-Partner der Sängerin sind unter anderem Calvin Harris, Harry Styles, Taylor Lautner, Jake Gyllenhaal und Joe Jonas, mit denen sie aber vergleichsweise kurz zusammen war.
7. „Swifties“ und ihre Traditionen
Die Fan-Community der Sängerin nennt sich „Swifties“. Die Fans des Popstars verbindet nicht nur die Musik, sondern auch eine Art Lebensstil. Zum Beispiel ist es eine Tradition unter den Fans, dass vor den Konzerten Armbänder aus Perlen geknüpft werden. Auf denen stehen zum Beispiel Songtitel oder die Anfangsbuchstaben von Songs.
Entstanden ist dieser Trend durch Taylor Swifts Song „You’re On Your Own, Kid” – dort singt der Popstar: „Make the friendship bracelets, take the moment and taste it” (Mach‘ die Freundschaftsarmbänder, nimm den Moment und genieße ihn). Die Fans bringen die Armbänder mit zum Konzert und tauschen sie dort mit anderen Taylor-Swift-Fans.
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Viele Fans geben sich auch bei ihren Outfits große Mühe und ziehen Glitzer-Kostüme oder bunte Kleidung an, genau wie die Sängerin, die bei ihren Konzerten zu jeder ihrer Alben ein neues, meist bunt-glitzerndes Outfit trägt.
8. Ein Song ist nicht bloß ein Song, ein Outfit nicht bloß ein Outfit
Wer einen Taylor-Swift-Song hört, sollte ganz genau hinhören: Die Sängerin ist dafür bekannt, sogenannte „Easter Eggs“ zu verstecken, kleine Überraschung. Früher steckten die nur in ihren Texten, inzwischen auch in Musikvideos, Instagram-Captions, bei ihren Outfits oder bei der Wahl ihres Nagellacks. Das sind kleine Hinweise, die weitere Veröffentlichungsdaten, Song-Inhalte oder neue Alben ankündigen.
Außerdem versteckt Taylor in ihren Videos gern Referenzen zu ihrem Geburtsjahr oder zu ihrer Lieblingszahl 13 – die Sängerin hat am 13. Dezember 1989 Geburtstag. Die 13 sieht man in Swifts Musikvideos zum Beispiel auf Ziffernblättern, Graffiti an der Wand oder bei der Länge ihrer Song-Intros: Die Songs „Our Song“ und „Call It What You Want“ haben beide 13-sekündige Intros.
Manchmal nutzt Taylor Swift auch Groß- und Kleinschreibung, um Botschaften in ihren Songs zu verstecken. So heißt zum Beispiel ein Lied auf dem neuesten Album „ThanK you aIMee“ – die großgeschriebenen Buchstaben ergeben den Vornamen „Kim“, eine Anspielung auf die US-Amerikanerin Kim Kardashian, mit der Taylor Swift seit Jahren zerstritten ist.
9. Taylor Swift und der politische Aktivismus
Lange wurde der Sängerin davon abgeraten, sich politisch zu positionieren – unter anderem auch von ihrem Vater, der die Sängerin oft auf Tour begleitet und berät. Inzwischen spricht sie sich aber regelmäßig für die demokratische Partei in den USA aus – ihr Weg zu Aktivismus wird in der Netflix-Dokumentation „Miss Americana“ aus dem Jahr 2020 gezeigt.
2018 sprach sie sich öffentlich gegen den republikanischen Kandidaten bei den Wahlen im US-Staat Tennessee aus, woraufhin der demokratische Kandidat wiedergewählt wurde. Sie positioniert sich auch immer wieder gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Bei den Präsidentschaftswahlen in diesem Jahr wird ihr eine große Macht zugeschrieben.
Um junge Menschen dazu zu animieren, wählen zu gehen, hat sie sogar einen Song veröffentlicht: „Only The Young“. Dort singt sie: „Only the young can save us, only the young can run” (Nur die Jungen können uns retten, nur die Jungen können rennen).
10. Wie Taylor Swift in die Musikbranche kam
Musik zu machen, das war bei Taylor Swift immer eine intrinsische Motivation. Sie schrieb schon als Kind eigene Songs und versuchte mit elf Jahren, einen Plattenvertrag zu bekommen. Dafür zog ihre Familie mit ihr und ihrem kleinen Bruder nach Nashville um, die Hochburg der Country-Musik. Mit zwölf Jahren lernte sie, Gitarre zu spielen. Mit 14 ging ihr Traum in Erfüllung, sie bekam ihren Plattenvertrag und landete mit 16 ihren ersten Erfolgshit „Teardrops On My Guitar“.
Vielleicht ist das ein weiterer Grund, warum die Sängerin so erfolgreich ist: Sie tut das, was sie da tut, wirklich gerne – zumindest macht es den Eindruck.