Duisburg. Am 21. Juni beginnt im Landschaftspark Nord in Duisburg das Traumzeit-Festival. 30 Bands spielen auf drei Bühnen, eine ist die Härte.

Brachiale Gitarren, tiefes, wildes Gebrüll - und dann hat der Sänger auch noch eine Matte fast bis zum Arsch: Ja sind wir denn hier bei Wacken? Nein, es ist doch nur unser kuscheliges Traumzeit-Festival, wo sonst meist gepflegte Indiemucke den Landschaftspark Nord beschallt. Fjørt sind anders, die Jungs aus Aachen treten an, um den Rahmen zu sprengen.

2012 in der Kaiserstadt im Dreiländereck gegründet und seitdem mit vier Alben unterwegs, sind Fjørt zum ersten Mal beim Traumzeit-Festival in Duisburg am Start. Mit ihrem teils brachialen Post-Hardcore dürften sie ein Statement setzen, wenn sie am Samstag, 22. Juni, um 23 Uhr auf der Bühne am Hochofen bespielen.

Bassist David Frings erzählt uns, warum sie sich in ihrer Rolle als musikalische Grenzgänger ziemlich wohlfühlen.

David, im Moment reist Ihr von einem Festival zum nächsten - läuft bei Euch, oder?

David Frings (Fjørt): Ja, das kann man so sagen - und darüber sind wir auch sehr glücklich. Wir machen ja eher Spartenmusik, da kann man eigentlich nicht erwarten, dass man damit so viele Menschen erreicht. Letztes Wochenende waren wir beim Greenfield in Interlaken in der Schweiz. Das muss man sich mal vorstellen, dass wir mit Bands wie Green Day, Machine Head und The Prodigy auf einer Bühne gestanden haben. Da waren 30.000 Leute, die Umgebung war atemberaubend, rund herum die gewaltigen Bergmassive. Es war alles sehr beeindruckend und sicher einer der größten Auftritte für uns. Man muss aber zugeben, dass nicht alle Fans wegen uns dahingekommen sind (lacht).

Tolle Kulisse bei der Traumzeit 2023.
Tolle Kulisse bei der Traumzeit 2023. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kleinere, unbekanntere Bands teilen ja das Schicksal, dass sie bei solch großen Festivals irgendwann am Nachmittag randürfen, wenn es noch hell ist und die meisten Besucherinnen und Besucher nur die Zeit herumkriegen wollen, bis endlich die Topacts spielen...

Das ist klar, aber wir nehmen natürlich jede Erfahrung gerne mit. Bei solch einem großen Festival wie dem Greenfield sind wir nun einmal weiter hinten im Programm, genau so wie zum Beispiel beim Southside, wo wir auch schon gespiel haben. Wir haben 2012 ganz klein angefangen und die ersten Gigs vor einer Handvoll Leuten gespielt. Jetzt sind die Bühnen größer, es interessieren sich mehr Menschen für unsere Musik, von daher sind wir sehr zufrieden.

Was wisst Ihr übers Traumzeit-Festival und die besondere Location, in der es stattfindet?

Selbst da waren wir noch nie, haben aber nur das Allerbeste von der Traumzeit gehört - unter anderem von False Lefty, mit denen wir auch schon mal zusammen gespielt haben auf unserer letzten Tour und die auch bei der Traumzeit spielen. Die Atmosphäre soll sehr schön sein: nettes Publikum, spannendes Line-up mit vielen Bands, die noch nicht so bekannt sind - und natürlich diese unfassbare Kulisse. Wir haben bisher nur Fotos von dem Gelände, den beleuchteten Hochöfen und Schornsteinen, gesehen und sind sehr gespannt darauf, wie es ist, wenn wir dann nächsten Samstag dort live auftreten.

Volles Haus am Hochofen: Das war bei der Traumzeit 2023 so - und wird vom 21. bis zum 23. Juni wieder so sein.
Volles Haus am Hochofen: Das war bei der Traumzeit 2023 so - und wird vom 21. bis zum 23. Juni wieder so sein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ihr spielt am Samstag um 23 Uhr - könnte schlechter sein...

Genau, und zwar direkt nach Kettcar, das ist eine sehr große Ehre für uns. Dass wir abends spielen dürfen, freut uns sehr, denn dann kommt die Stimmung sicher noch besser rüber als am Nachmittag, wenn es noch hell ist. Wir haben ja immer eine fette Lichtshow im Gepäck, das passt sehr gut. Wir werden die Traumzeit rocken, so viel steht fest!

„Wir finden es ganz cool, wenn wir da vermeintlich nicht so genau reinpassen. Wir haben nicht viel Bock auf Stereotype.“

David Frings
Bassist bei Fjørt

Mit Eurem teils brachialen Post-Hardcore hebt Ihr Euch musikalisch von den meisten anderen Acts deutlich ab. Fühlt Ihr Euch in dieser Rolle wohl?

Da sind wir ganz offen beziehungsweise finden es ganz cool, dass wir da vermeintlich nicht so genau reinpassen. Wir haben nicht viel Bock auf Stereotype, zumal wir musikalisch unterschiedlich sozialisiert sind und daher verschiedene Einflüsse in Fjørt einbringen. Ich selber habe als Jugendlicher die Green-Day-Platten von meiner Schwester gehört, ehe ich in der Schule ein Mixtape mit Musik von Bands aus der Aachener Punkrock-Szene bekommen habe. Später habe ich dann aber meine Vorliebe für eher brachialere Klänge entdeckt: Linkin Park, Slipknot und vor allem Hot Water Music. Chris (Chris Hell, Gesang und Gitarre) und Frank (Schophaus, Drums) kommen eher aus der Grunge-Ecke, haben mehr Nirvana und Foo Fighters gehört.

Was wollt Ihr Euch selber auf der Traumzeit anhören und ansehen?

Das lassen wir einfach alles auf uns zukommen, werden mal hier und dort zu finden sein. Kettcar, unsere Kollegen vom Label Grand Hotel van Cleef aus Hamburg, ist natürlich Pflicht, auch wenn die Herren Wiebusch und Co. direkt vor uns spielen. Es wird gut, das können wir versprochen!