Düsseldorf. Der Musiker verblüfft auf „Always Centered At Night“ wieder mit Genre-Vielfalt. Ende September spielt er in Düsseldorf live
Eigentlich wollte Richard Melville Hall nie wieder touren. Der New Yorker, unter seinem Künstlernamen Moby weltbekannt, legte den Fokus bei seiner Arbeit in den vergangenen zehn Jahren klar auf Studioproduktionen und den Kampf für Tierrechte. „Meine Intention ist es, nie wieder auf Tour zu gehen, solange ich lebe, denn ich hasse das Touren.“, sagte der 58-Jährige 2016 der BBC.
Nun hat er seine Meinung geändert. Im September geht der Multiinstrumentalist erstmals seit 2018 auf Konzertreise, es werden seine ersten Auftritte in Europa seit 2014. Mit im Gepäck: Viele Hits seiner beliebtesten Platte „Play“ – man denke nur an „Bodyrock“, „Porcelain“ oder „Honey“ – sowie weitere Chartstürmer aus den Jahren davor und danach. Aber es wird auch neue Musik zu hören geben.
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Mobys neues Album: 13 Stücke, 13 verschiedene Stimmen
Wobei die Live-Umsetzung der Stücke, die sich auf der am Freitag, 14. Juni, erscheinenden Platte „Always Centered At Night“ befinden, interessant werden dürfte. Schließlich verfolgte Moby ein klares Konzept: 13 Stücke mit 13 verschiedenen Gast-Musikerinnen und -Musikern, die kein Teil seiner regulären Band sind. „Ich bin immer auf der Suche nach Stimmen. Manchmal geht es auf YouTube, manchmal ist es Spotify. Ein anderes Mal gehe ich einfach durch Lower Manhattan und besuche Karaoke-Lokale, wo ich tatsächlich ein paar Sängerinnen und Sänger gefunden habe“, erklärt Moby. Das finale, 13 Songs umfassende Ergebnis ist ein stilistisches Potpourri, das keinen langjährigen Moby-Fan überraschend dürfte.
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Schon immer präsentierte er sich als musikalisches Chamäleon, zwischen Techno-Hymnen wie „Feeling So Real“ und seinem kommerziell größten Hit, der Herzschmerz-Ballade „Why Does My Heart Feel So Bad“ lagen in den 90ern keine fünf Jahre. Und nun könnte auch die Diversität auf „Always Centered At Night“ größer kaum sein. Dem Soul-Pop frönt Moby beispielsweise auf der ersten Single „Dark Days“ mit der in Genre-Kreisen populären Sängerin Lady Blackbird.
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Moby: Gastvokalist und Inspirationsquelle bereits verstorben
Sind diese Töne verklungen, werden Hörerinnen und Hörer mit Drum&Bass-Rhythmen überrascht. Bittere Realität: Dem ebenfalls bereits veröffentlichten „Where Is Your Pride?“ lieh mit Benjamin Zephaniah ein Künstler seine Stimme, der die Album-Erscheinung nicht mehr miterleben konnte. Der englische Rastafari, Schriftsteller und Poet starb im vergangenen November an den Folgen eines Hirntumors. „Als veganer Aktivist und als weiser und mitfühlender Mann hat mich Benjamin viele Jahre lang inspiriert. Ich hoffe, dass ‚Where Is Your Pride?‘ sein Vermächtnis ehrt und die Menschen auf sein Leben, seine Arbeit und seine Prinzipien aufmerksam macht“, sagt Moby.
Weitere stilistische Expeditionen führen ins Reich des Dreampop („Precious Mind“ mit India Carney), Funk („Should Sleep“ mit J.P. Bimeni) oder Latin-House („Feelings Come Undone“ mit Raquel Rodriguez), an vorletzter Stelle des Albums weckt „Sweet Moon“ mit Sängerin Choklate Erinnerungen an vergangene Trip-Hop-Großtaten von Massive Attack und Portishead. Moby gelingt es, auf „Always Centered At Night“ jedem Stück einen ureigenen Charakter zu verleihen – und macht so nur noch mehr Lust auf die Konzerte im September.
Moby live in der Region
23.9. Düsseldorf (Mitsubishi Electric Halle). Karten ca. 78 €.