Essen. Der „Jenseits von Eden“-Star ist wieder obenauf: Mit neuen Hits geht er 2024 auf Tour, und die Schlagzeilen füllt er immer noch.
Vor drei Jahren feierte Nino de Angelo ein erstaunliches Comeback: Mit seinem Album „Gesegnet und verflucht“ erreichte er Platz zwei der deutschen Charts und es gab auch noch eine Gold-Auszeichnung für mehr als 100.000 verkaufte Einheiten. Auch sein aktuelles Album „Von Ewigkeit zu Ewigkeit“ war mit Chartplatzierung fünf erfolgreich. In den Jahren zuvor machte der gebürtige Karlsruher, der als 19-Jähriger mit „Jenseits von Eden“ zum Star wurde, vor allem Skandalschlagzeilen – mit Insolvenzen, Krankheiten und Beziehungsgeschichten. Inzwischen ist er glücklich mit seiner Freundin Simone liiert und trägt sich mit Heiratsabsichten. Eigentlich sollten schon im vergangenen Jahr die Hochzeitsglocken in Las Vegas läuten, doch diese Pläne sagte der Sänger wegen seiner Flugangst ab, wie es hieß. Im Interview spricht Nino de Angelo nun über den eigentlichen Grund, die Trauung zu verschieben, aber auch seine anstehenden Auftritte mit und ohne Band.
Wie geht es Ihnen derzeit gesundheitlich?
Gut eigentlich. Ich bin ja nun auch schon 60, und da spürt man das Alter gelegentlich. Im Kopf ist man immer noch 33, aber der Körper ist 60 – und man merkt es.
Sie leiden an COPD – wie leben Sie damit?
COPD wurde 2016 bei mir diagnostiziert, im Stadium eins. Ich habe das irgendwann noch mal checken lassen und es hat sich nicht groß verschlechtert. Da habe ich anscheinend ziemlich viel Glück. Ich kann noch wunderbar meine Konzerte singen, das habe ich ja auf meiner Tournee im letzten Jahr bewiesen. Dabei habe ich zwei Stunden auf der Bühne gestanden und gesungen. Es hat mich im Prinzip selbst überrascht, wie gut das geklappt hat. Aber ich bin sehr, sehr glücklich darüber und freue mich nun auf die nächste Tour.
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Sie leben inzwischen im Allgäu. Wie kommen Sie mit der bayrischen Mentalität zurecht?
Sehr gut, ich liebe Bayern. Ich wohne jetzt schon sechs Jahre hier in Wertach, das ist ein Luftkurort mit knapp 3000 Einwohnern. Hier hat Simone ihren Reiterhof, und das tut mir richtig gut. Es gibt hier nicht die Hektik, die man in der Großstadt hat. Dass ich Simone kennengelernt habe und hier hergezogen bin, war ein Glücksfall und für meine Gesundheit optimal. Wir leben wirklich abgeschieden, hier hast du echt keinen Stress. Es gibt hier zwei Supermärkte und das war’s …
Und zu dem einen sind Sie neulich mit einem Rollator gegangen, um einen Kasten Bier zu kaufen?
(lacht) Das war ein Scherz, ich mache ja immer so einen Blödsinn. Da stand der Rollator von meiner Schwiegermutter, und da hab ich schnell einen leeren Bierkasten geholt und ihn darauf gestellt. Das hab ich gemacht, weil ich zuvor doch solche Rückenprobleme hatte. Aber es geht wieder alles gut, und nein, ich habe nicht wirklich einen Kasten Bier mit dem Rollator geholt.
Aus solchen Instagram-Posts werden sofort Online-Schlagzeilen generiert. Ärgert Sie das oder ist Ihnen das egal ...?
Ich spiele damit. Ein weiser Spruch von Frank Sinatra lautete, „Lass sie schreiben, was sie wollen. Ob good news oder bad news, ist egal – Hauptsache, sie schreiben. Du musst dir erst Gedanken machen, wenn sie nichts mehr über dich schreiben.“ Und das ist auch so. Ich weiß, dass ich damit anecke, aber ich bin ja jemand, der gerne aneckt. Ich bin niemand, der immer mit einer weißen Weste durch die Gegend laufen will. Dafür ist es bei mir ja eh längst zu spät. Ich hatte schon ganz, ganz viele Schlagzeilen, und ich habe daraus einen Sport gemacht – der „Bad Boy“ des deutschen Schlagers, das ist eben mein Image. Das bekomme ich nicht mehr weg und ich will es auch gar nicht. Ich finde mich selber cool, die Leute finden es cool – und die, die es nicht cool finden, brauchen es sich ja nicht anzugucken, und sie brauchen auch nicht zu meinen Konzerten zu kommen. Natürlich tut es manchmal ein bisschen weh, wenn es unter die Gürtellinie geht, wenn man mich als Säufer abstempelt. Aber damit muss man eben rechnen, wenn man solche Posts macht.
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Sie gehen mit einer Band auf Tour, singen aber auch bei der Schlagernacht des Jahres oder im Megapark auf Mallorca. Ist letzteres die Pflicht und die Bandkonzerte die Kür?
Konzerte mit einer Band sind die absolute Kür. Wir haben jetzt sechs bis acht Termine mit Band, es könnten ruhig noch mehr werden. Und die anderen Auftritte … man muss halt irgendwie sehen, dass man Umsätze generiert. Ich bin ja wieder sehr erfolgreich und gefragt – wenn die Leute mich für gut bezahlen, mache ich diese Jobs natürlich.
Mit welchen Auftritten verdient man besser?
So lange ich nicht einem Stadion spiele, verdiene ich bei Auftritten auf Festivals und in Diskotheken mehr. Wir haben bei der Tour mit Band eine Wahnsinnstechnik und so viele Leute dabei – wenn Sie da eine Million Umsatz machen, bleiben vielleicht 10 Prozent Gewinn über.
Im letzten Jahr hieß es, sie sind fast wieder schuldenfrei? Haben Sie es mittlerweile geschafft?
Ja, wir sind kurz davor. Aber es tut schon weh, wenn man dran denkt. Ich musste 2016 ja nochmal eine Insolvenz anmelden. Und eine Insolvenz ohne Restschuldbefreiung ist eine fürchterliche Sackgasse, das kostet im Falle des Erfolges furchtbar viel Geld. Dadurch, dass ich jetzt wieder so erfolgreich bin, muss ich natürlich alle Schuldner zu 100 % befriedigen, und das werde ich jetzt auch machen.
Ihr Erfolg hängt mit einem Stilwechsel zusammen. Sind Sie immer schon Rockfan gewesen?
Eigentlich immer schon, ja. Ich war nie so schlageresk, wie man mich verkaufen wollte. „Jenseits von Eden“ ist ein ganz besonderer Song, aber man hätte aus diesem Erfolg viel, viel mehr machen können. Aber die deutschen Plattenfirmen bleiben lieber bei einer Sache, wenn sie mal läuft, und gehen kein Risiko ein. Man hätte aus mir damals einen Weltstar machen können, aber es hat sich keiner getraut. Die haben gedacht, „Wie gehen auf Nummer sicher und lassen ihn Schlager singen.“ Und ich war zu unerfahren. Ich hatte Verträge und musste mich beugen. In den 90er-Jahren habe ich es dann schon einmal rockiger versucht, das hat nicht so funktioniert. Und dann hieß es gleich, „Siehst du, wir haben es dir doch gesagt!“ So hat es sich halt hingezogen. Bis ich mir irgendwann gesagt habe, jetzt mache ich entweder gar nichts mehr oder das, was ich will. Ich produziere jetzt eine Platte, so wie ich sie mir vorstelle und keiner redet mir rein. Und das hat ja dann richtig gut funktioniert. Aber das habe ich immer schon gesagt: Quatscht mir einfach nicht rein! Wenn man etwas macht, muss man es konsequent machen, dann funktioniert das auch. Allerdings hätte ich nie gedacht, dass wir so erfolgreich werden. Authentizität setzt sich halt durch.
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In Ihrer Autobiografie haben Sie über Ihre wilden Zeiten damals geschrieben …
Mein Leben war Rock’n’Roll. Partys, Alkohol, das gehörte alles dazu – so wie bei vielen anderen auch war.
Stimmt es, dass Drafi Deutscher Sie zu Drogen verführt hat?
Nein, verführt nicht. Aber durch ihn hab ich sie kennengelernt. Er hat mich nicht drum gebeten, ich hab’s ja freiwillig gemacht. Drafi war halt so, wie er war. Ich hätte ja nein sagen können – hinterher hab ich mich auch gefragt, wieso ich’s nicht gemacht habe. Aber wenn man daran Gefallen findet, ist es schwer, wieder davon loszukommen.
Sie wollten eigentlich im Dezember heiraten, das haben Sie dann verschoben. Gibt’s schon einen neuen Termin?
Wir werden die Hochzeit auf jeden Fall nachholen. Denke ich mal … obwohl – man kann ja auch so glücklich sein. Der eigentliche Hintergrund ist, dass ich erst schuldenfrei sein möchte. Ich kann jetzt keine Frau heiraten, wenn meine Insolvenz noch läuft. Meine Frau ist ja auch recht vermögend mit ihrem Reiterhof. Ich habe keine Lust, dass meine Gläubiger sagen, „Jetzt ist er verheiratet, jetzt gehen wir mal zu seiner Frau.“ Ich will das erstmal alles erledigen und dann als schuldenfreier Mann heiraten. Das wäre sonst fahrlässig, man weiß ja nie, was kommt.
Früher hatten Sie sechs Ferrraris und elf Porsches. Mittlerweil fahren Sie eine Corvette, wie ich einem Instagram-Post entnehmen konnte. Wie kam’s?
Das ist das Auto, das in meinem Video zu „Gesegnet und verflucht“ zu sehen ist. Den hatten wir damals von einem Freund dafür geliehen. Das wurde dann das Video zu meinem Comeback, es wurde ja schon fünf Millionen Mal geklickt, oder so (10 Millionen, Anm. d. Red). Deshalb sagte ich meinem Freund, wenn er die Corvette mal verkaufen will, soll er mir Bescheid geben. So kam es dann, der Wagen ist was Besonderes für mich.
Sollen es denn noch mehr werden?
(lacht) Nein, an Corvettes reicht mir eine. Ich hab ja noch andere Oldtimer, ich steh‘ darauf. Einen alten Porsche, einen 911er, würde ich mir gerne nochmal zulegen. So einen, wie ich ihn schon in den 80er-Jahren gefahren habe. Das ist auch ein gutes Invest. Es macht mir auch Spaß, auf Oldtimer-Events zu gehen, es ist ein Hobby. Du pflegst das Auto, polierst es, tauscht irgendwelche Teile aus – es macht einfach Spaß.
>> Nino de Angelo live mit Band in der Region 2024:
- Termin: 22.8.2024, 20 Uhr
- Ort: Open Air im Burgtheater Dinslaken, Althoffstraße 4, 46535 Dinslaken
- Karten für ca. 60 Euro gibt es hier