Essen. Die US-Sängerin Sierra Ferrell erweist sich auf dem Album „Trail Of Flowers“ als eine der neuen Hoffnungen des Americana-Genres.
Wer sich in Sachen Countrymusik auf die Suche macht nach echten Typen, die sich nicht kneten und stromlinienförmig haben machen lassen von den Musikmanagern in Nashville, wird irgendwann unweigerlich auf Sierra Ferrell stoßen. Nach Jahren, in denen sie sich durch kleine und kleinste Clubs gespielt hat, nach Tausenden von Meilen in klapprigen Tourbussen ist die in West Virginia geborene Sängerin und Songwriterin irgendwann ins Rampenlicht geschlichen: ganz ohne Casting, ganz ohne Kontakte, ganz leise. Es gelang ihr, weil sie einfach was kann.
Gelungenes Nachfolgeralbum
Ihr Debüt vor drei Jahren, das sicher nicht grundlos den Titel „Long Time Coming“ trug, bekam schon sehr ordentliche Kritiken. Nicht anders wird es dem Nachfolgeralbum „Trail Of Flowers“ (Rounder Records) ergehen. Zwölf Songs hat die Outlawsängerin auf den frischen Silberling gepackt, und man darf fast durchweg bescheinigen, dass es Spaß macht, ihrer geschmeidigen, klaren Stimme und den Geschichten über Spelunken, Mörder und die Zukunft ihres Landes zu lauschen. Stilistisch ist es eine ausgedehnte Reise durch den großen Garten der Americana-Musik. Die Nummer „Money Train“ trabt beispielsweise entspannt dahin im Stile des Countryklassikers „Gentle On My Mind“.
Abwechslungsreiches Angebot
Der hymnische Opener „American Dreaming“ hingegen birgt einen Hauch von Gospel. Rootsmusic kann sie auch, wie das archaisch angelegte „Fox Hunt“ belegt. Tom Waits hätte sicherlich seine diebische Freude am düsteren Schieber „Chittlin’ Cookin’ Time In Cheatham County“. Und „Why Haven’t You Loved Me Yet“ lünkert über die Grenze mit seinem lässigen Tex-Mex-Feeling.
Ein sehr abwechslungsreiches Songangebot ist das auf jeden Fall, das schließlich gipfelt in dem ohrwurmverdächtigen kleinen Liedchen „Lighthouse“, dessen hübscher Refrain gar nicht mehr aus dem Kopf gehen mag.