Gelsenkirchen. Im Gelsenkirchener Amphitheater feierten am Wochenende tausende Heavy-Metal Fans. Es besteht aber Unklarheit, wie es im nächsten Jahr weitergeht.
Rund 7000 Fans der harten und härteren musikalischen Gangart feierten am Pfingstwochenende wieder beim Rock Hard Festival. Vielleicht zum letzten Mal, denn mit den Vorbereitungen für die Internationale Gartenausstellung 2027 stehen die angestammten Campingplätze im Westen des Amphitheaters ab kommendem Jahr nicht mehr zur Verfügung.
„Das ist ein Unding“, fasst „Der Berti“ aus Bottrop die allgemeine Stimmung auf dem Zeltplatz zusammen. „Ich komme seit 15 Jahren hierher und finde das Festival fantastisch: Freunde in Kutten treffen, einfach Spaß haben.“ Er fordert: „Da muss sich die Stadt was einfallen lassen.“
„Die Stadt muss sich was einfallen lassen.“
Das sehen auch seine Zeltnachbarn Adi und Schallo so. Obwohl die beiden um die Ecke in Gladbeck leben, verbringen sie das Pfingstwochenende im Zelt am Rhein-Herne-Kanal – aus logistischen Gründen. „Sonst muss immer einer fahren oder es muss jemand kommen und uns abholen.“ Auch sie loben die Atmosphäre des Rock Hard, die kurzen und vor allem für Rollstuhlfahrer Adi befestigten Wege.
Ein paar Plätze weiter haben sich Phil und rund 15 Freunde aus ganz NRW niedergelassen und häuslich eingerichtet: Neben dem qualmenden Grill haben sie eine Dartscheibe und ein Tipp-Kick-Feld auf der Wiese aufgebaut. „Wenn die hier nächstes Jahr mit der Bepflanzung beginnen wollen, sollen sie doch“, findet Phil. „Dann ist der Zeltplatz halt noch schöner und wir gucken uns ein paar Blümchen an.“
Viel Hoffnung kann Veranstalter Holger Stratmann vom namensgebenden Magazin den Campern nicht machen, auch zukünftig an angestammter Stelle ihre Zelte aufbauen zu können. Die Flächen stünden nicht zur Verfügung, allerdings wolle man sich mit Alternativen etwa auf der südlichen Kanalseite auseinandersetzen. „Ob das allerdings funktionieren wird, können wir jetzt noch nicht sagen.“ Überhaupt stünde schon für das kommende Jahr die Planung des Festivals in den Sternen. Zwar gäbe es Gedankenspiele, möglicherweise aufs Camping zu verzichten oder gar an ganz anderer Stelle zum Festival zu laden, spruchreif sei allerdings noch gar nichts – was die Vorbereitungen mit Blick auf den Kalender nicht einfacher macht. „Eigentlich müssten wir JETZT anfangen, Bands zu buchen“, so Stratmann. „Aber das können wir einfach nicht, da es einfach kein tragfähiges Konzept gibt.“
Trotz oder vielleicht auch wegen dieses Damoklesschwerts feierten die rund 7000 Fans aus ganz Europa am Pfingstwochenende ausgelassen. Egal, junge Wilde wie die Dänen Baest mit groovendem Todelsblei durchs Halbrund walzten oder alte Recken wie der ehemalige Whitesnake-Gitarrist Adrian Vandenberg Klassiker wie „Here I Go Again“ zu Gehör brachten – alle Bands wurde ausnahmslos begeistert aufgenommen. Beim amerikanischen Abrisskommando Forbidden segelten zahllose Crowdsurfer durch das Infield und bescherten der Security im Bühnengraben den wohl härtesten Einsatz des Festivals, die heranfliegenden Headbanger wieder sicher auf den Boden zu holen. Auch hierfür gab’s Applaus.
Unangefochtene Publikumslieblinge waren KKs Priest um den ehemaligen Judas-Priest-Saitenhexer KK Downing, die neben eigenem Material auch Headbanger-Pflichten wie „Breaking The Law“ auf die Bühne brachten, und die dänischen Stimmungsgaranten D-A-D die sich in Sachen aufwändiger Bühnentechnik mit mobilem Schlagzeug und verrückten Bässen Marke Eigenbau (u.a. in Raketenform) zum großen Finale am Sonntagabend einmal mehr nicht lumpen ließen.
„Das wird schon!“
Am Ende gingen die meisten Kuttenträger beseelt mit einem lachenden und einem weinenden Auge ob der Zukunftsaussichten nach Hause respektive zur letzten Nacht ins Zelt. Jordan und Martin aus Eindhoven sind optimistisch, was das Rock Hard Festival 2025 angeht. „Wir haben schon mal ein Apartment für zehn Personen angemietet und kommen auf jeden Fall. Das wird schon!“