Dortmund. Apache 207 hat sich in der Westfalenhalle im Cabrio durch Reihen feiernder Fans schieben lassen. Neben Hits zündete der Rapper reichlich Pyros.

Er gibt den Rapper von der Tankstelle! Kaum haben rund 13.000 Fans in der ausverkauften Westfalenhalle Dortmund zum ersten Mal dröhnend „Apache“ gejubelt, strahlen Neonröhren einer breiten Bühnenkulisse, die manche Filmset-Dekorateure neidisch machen könnte: Bullige Zapfsäulen, rotierende Putzröhren einer Waschstraße, die geöffnete „Kiosk 207“-Theke, hinter der ein Kompagnon ständig seine Arme schwingt und bei Fans grinsend die Frage aufwirft: „Ey yo, was geht?“

Ziemlich viel, muss man sagen, wenn man nach knapp zwei Stunden zurückblickt und die abgeschossenen Pyro- und Feuerwerksartikel zugrunde legt. Denn es knallt, ballert und zischt in einer Tour: Vor zusammenzuckenden Augen. An Seilen gelenkt über hastig nach oben schnellenden Köpfen. Sogar mitten auf der Bühne zwischen tänzelnden Musikern.

Apache 207, der eigentlich Volkan Yaman heißt, lässt es krachen. Und das, zur Erinnerung, in der Kulisse einer Tankstelle. Wer in der Dortmunder Westfalenhalle nicht gerade Brandschutzbeauftragter ist, hat am Sonntagabend seine helle wie grelle Freude. Erst recht, wenn sich der Rapper auch noch genüsslich eine Kippe anzündet und abdampft. Wozu ist man schließlich „Fame“?

Apache 207 in Dortmund: Rapper steigt in die Zeitmaschine - und landet in der Westfalenhalle

Sicher, Apache 207 möchte zeigen, dass er momentan das so ziemlich Heißeste ist, was die deutschsprachige Rap-Szene zu bieten hat. Und zu widersprechen, fällt schwer, wenn man die aufschnellenden Leinwand-Balken beobachtet, die den Schallpegel der ohrenbetäubend jubelnden Menge veranschaulichen. Der Mann aus Ludwigshafen hat es in wenigen Jahren geschafft, seine Alben auf Platz eins zu hieven - und auch seine Konzerttickets in kürzester Zeit in Mangelware zu verwandeln.

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Nach nicht einmal fünf Jahren im Geschäft ist die Aussagekraft für eine dauerhafte Sprechrolle in der nationalen Musik-Spitzengruppe allerdings noch ziemlich dünn. Für den Stern auf dem „Walk of Fame“ muss er noch ackern.

Seinen Gig in der Westfalenhalle presst er trotzdem schon in eine Rahmenhandlung wie in Hollywood: Im eingespielten Hochglanz-Filmchen steigt der gealterte Apache in eine Zeitmaschine, um an den schönsten Tag seiner verblichenen Karriere zurückzureisen, der wiederum zufällig mit dem Konzerttermin in Dortmund übereinstimmt. Schmeichel, Schmeichel!

Es knallt, ballert und zischt in einer Tour: Apache 207, der eigentlich Volkan Yaman heißt, lässt es krachen. 
Es knallt, ballert und zischt in einer Tour: Apache 207, der eigentlich Volkan Yaman heißt, lässt es krachen.  © Feder Musik | Feder Musik

Nun haben dampfende Zeitmaschinen bekanntlich schon für etliches Chaos und schlechte Sitcom-Folgen gesorgt. Die Fans von Apache 207 trifft es besser. Denn kurzweilig bleibt das Konzert über weite Strecken. Das liegt sicher daran, dass der 26-Jährige mit den zusammengeknoteten langen Haaren wirklich keinen Unsinn auslässt, um eine coole Zeit zu haben.

Apache 207 in Dortmund: Herrlicher Volleyball-Schabernack - doch die Akustik schwächelt

Eine spontane Volleyball-Begegnung mitten in der Halle? Kein Problem, schon fährt eine stählerne Balustrade wie ein Netz von der Decke und zwei überdimensionale Volleybälle plumpsen in den Innenraum. Hände stupsen die mit Luft gefüllten Murmeln fortan hin und her. 1-0, 2-1… Die Leinwand-Ergebnisse für die aufgeteilten Fan-Scharen nimmt beim Halligalli kaum einer wahr. Gewinner... Loser... Weiter im Text!

Diese kennen die Fans bestens: Songs wie „Kein Problem“, „Bläulich“, „Unterwegs“ und natürlich „Roller“ muss man hier keinem erklären. Erst recht nicht, wenn sich der Duett-Hit „Komet“ ankündigt, für den Apache mit Sanges-Legende Udo Lindenberg ein herrlich ungleiches Paar bildete - und nebenbei den Über-Song des vergangenen Jahres landete.

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In Dortmund darf ein weiblicher Fans, deren Name im schrillen Jubel und der teils sehr bescheidenen Akustik untergeht, den Anteil des abwesenden Lindenberg übernehmen. Das auch für andere Tourstädte weit vorher angeleierte Experiment verblüfft. Die Stimmen harmonieren. Das Kurzzeit-Duett ersetzt eingespielte Konserven-Aufnahmen standesgemäß.

Für Mischverhältnisse hat Apache 207 sowieso viel übrig. Neben Hip-Hop und deutlichen Pop-Elementen mengt der Rapper seinen Konzerten mit Wonne nostalgische Eurodance-Klassiker bei und eröffnet auch in Dortmund gleich mit einer Archivaufnahme von Haddaway. Dessen „What is Love“ war ein Erfolg als Apache noch gar nicht geboren war. So viel zur Zeitmaschine!

Apache 207 in Dortmund: Junge Pärchen, wippende Jungs und Mütter mit Teenager-Töchtern

Zwischendurch leuchten die vorher ausgeteilten LED-Armbändchen an weit ausgestreckten Handgelenken der Fans. Das sorgt für eine beeindruckende Lichtstimmung. Schwenkende Feuerzeuge sind auch wirklich so was von 90er!

Junge Pärchen sind beim Konzert dabei, wippende Jungs genauso wie Mütter, die ihre Teenager-Töchter begleiten und beim recht mild dosierten „Hurensohn“-Anteil der deftigeren Songtexte des Rappers kurz zusammenzucken.

Ansonsten zählt der Spaß - und den treibt Apache 207 auf die Spitze. Irgendwann steigt er in ein rotes Cabrio und lässt sich im Pkw durch die Reihen begeisterter Innenraum-Fans schieben und umrundet die Westfalenhalle am äußersten Ring als wäre wieder Sechstagerennen.

Letztlich müssen die Fans in Dortmund mit zwei Konzert-Tagen auskommen: Am Montag (6. Mai) tritt der Rapper noch einmal so gut wie ausverkauft in der Westfalenhalle vor seine Fans.

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