Essen. „The Secret Sisters“ aus Alabama machen Americana, die klingt wie Simon & Garfunkel mit Frauenstimmen: Bezaubernde Musik.
Kaum sind die ersten Takte des Albumopeners „Space“ verklungen, kommt einem der Gedanke an: Simon & Garfunkel. Zwei Stimmen, die miteinander in wunderbarer Art verschmelzen, eine tiefenentspannte Grundstimmung, stilistisch gründelnd in Folk und Pop und Countrymusik.
Doch bei The Secret Sisters geben, wie der Name schon vermuten lässt, zwei Frauen den Ton an. Und das machen sie auf ihrer mittlerweile fünften Studioproduktion „Mind, Man, Medicine“ (New West) auf bemerkenswert angenehme Weise.
Mindestens im Halbschatten des Ruhms
Wer steckt hinter den wohltönenden Schwestern? Es handelt sich um die beiden Sängerinnen Lydia und Laura Rogers, die in Muscle Shoals, Alabama, aufgewachsen sind und noch dort leben. In den USA haben sich die Rogers-Schwestern seit ihrem Debüt vor 14 Jahren mindestens in den Halbschatten des Ruhms musiziert.
Zweimal waren sie schon für den Grammy nominiert, niemand Geringeres als T Bone Burnett nahm sie in der Frühphase ihrer Karriere unter die Fittiche, um ihre stilistische Melange in vernünftige Bahnen zu lenken. Vintage sollte es klingen. Für seine Aufnahmen mit den Schwestern organisierte der Starproduzent sogar Equipment aus den 1950er-Jahren, sie traten auch in Outfits aus solchen Zeiten auf...
Später haben die beiden Sängerinnen dann mit Brandi Carlile zusammengearbeitet und auch Ausflüge in rockigere Gefilde unternommen.
Exzellente Band und engelsgleiche Stimmen
Doch nun sind sie wieder beim kammermusikalischen Americana-Stil angekommen. Das tut ihnen und ihrer Musik sehr gut. Diesmal haben sie nicht nur zwei Produzenten gewonnen (Ben Tanner und Paul White), sondern auch selbst die Verantwortung mitübernommen.
Ihre engelsgleichen Stimmen streicheln die Seelen der Hörer bei Liebesliedern wie „I Can Never Be Without You Anymore“; sie strahlen zu fröhlich trabendem Countrypop wie bei „Paperweight“ und „Bear With Me“; sie walzern sich unweigerlich in die Gehörgänge mit Liedern wie dem verwunschenen und wehmütigen „I Needed You“; und mit Ray LaMontagne haben sie sich für den Song „All The Ways“ noch einen Studiogast ans Mikrofon geladen, um diese Produktion auch mit einer geschmackvollen Prise Soul anzureichern.
Das alles wird von einer exzellent besetzten Band dezent eingerahmt und getragen, jeder Ton hat seinen Sinn und seinen Platz, die Stimmung ist gelassen und sanft, also keine Partyscheibe, aber wunderbare Musik für Menschen, die mal eine Dreiviertelstunde abschalten und genießen möchten.