Essen. Neu im Kino: Liebe, Intrigen und Eifersucht rund ums Tennis sowie ein episches Gleichnis vom Verschwinden der Indigenen in Amerika

„Challengers Rivalen“

Qualifikationsturnier in New Rochelle. Dem Sieger ist die Teilnahme an den US-Open sicher. Im Finale stehen sich der mehrfache Grand-Slam-Sieger Art Donaldson und Patrick Zweig gegenüber, ein Tennisprofi aus der unteren Hälfte der Weltrangliste. Zwischen den beiden Männern, die auf dem College beste Freunde waren, steht Donaldsons Frau und Trainerin, die Ex-Tennisspielerin Tashi, die einst mit Zweig zusammen war und ihm immer noch in einer erotisch geladenen Liebe-Hass-Beziehung verbunden ist.

Eine Frau, zwei Männer und jede Menge Sprengstoff der Gefühle, im Bett wie auf dem Tenniscourt: Das ist die erzählerische Grundierung dieser menage à trois, die umso groschenheftartiger daherkommt, je länger sie dauert. Regisseur Luca Guadagnino („Suspiria“, „Bones And All“) ist einmal mehr ein Pornograf der Gefühle, der rückhaltlos alles sensationslüstern ausbeutet, was eine Geschichte hergibt.

Mike Faist als Art und Zendaya als Tashi in „Challengers“, der erotisch bis zum Bersten aufgeladen ist.
Mike Faist als Art und Zendaya als Tashi in „Challengers“, der erotisch bis zum Bersten aufgeladen ist. © Niko Tavernise | Niko Tavernise

Der Sex erfüllt sich hier im ungenierten Zurschaustellen der athletisch gestrafften Körper von „Dune“-Star Zendaya, Mike Faist (Donaldson) und Josh O’Connor (Zweig) für Voyeure. Das Tennis inszeniert Guadagnino als reine Tempobolzerei von der Grundlinie. Muskelspiel und Schweiß werden in Nahaufnahme und Zeitlupe zelebriert, der Ball hingegen schnellt auf die Kamera zu wie ein Wurfgeschoss im Ego-Shooter-Game. Alle Ballwechsel sind mittels Digitaltricktechnik so realisiert, dass sie nicht zu glauben sind. Die Form drückt sich damit stets gegenüber dem Inhalt in den Vordergrund. Es ist ein auch von der Länge (131 Minuten!) her blasierter Film über Leute, die wie blasierte Mannequins für Hipstermoden durchs Bild laufen.

„Eureka“

Ein Western in Schwarzweiß im klassischen Bildformat 4:3. Ein Mann (Viggo Mortensen, wie immer enorm charismatisch) kommt in eine Stadt und legt jeden um, der ihm querkommt. Als sich herausstellt, was ihn umtreibt, schwenkt der Film auf Breitbild in Farbe um und gibt das Bisherige als Western im Fernsehen zu erkennen. Nun folgen wir Alaina, einer Polizistin auf nächtlicher Streife im Oglala Sioux Reservat zwischen Nebraska und South Dakota. Ihre Tochter Sadie verlässt derweil die Menschenwelt, wird zum Vogel und leitet über in den brasilianischen Dschungel, wo ein junger Mann aus Eifersucht zum Mörder wird und sich Goldgräbern anschließt.

„Eureka“ erzählt vom Verschwinden der amerikanischen Ureinwohner, und das sehr langsam

Drei Geschichten, gewollt kunstvoll zueinander gelegt, dienen dem argentinischen Filmautor Lisandro Alonzo als erzählerisches Transportmittel für ein episch angelegtes (Spielzeit: 146 Minuten) Gleichnis vom Verschwinden der indigenen Bevölkerung auf dem nord- und südamerikanischen Kontinent. In der Ursachenforschung ist das eher diffus. Der weiße Mann ist ein Virus, das alles infiziert und verdirbt. Kann man so auffassen, aber in der filmischen Form, die in langen Einstellungen gerne Menschen beim Warten oder Nochwenigertun zuschaut, ist das ebenso eine Herausforderung der Geduld wie das Spiel mancher der hier beschäftigten Laiendarsteller.