Essen. Nach 15 Jahren bringt die Bluesband „Canned Heat Heat“ wieder ein neues Album heraus – „Finyl Vinyl“ klingt erstaunlich frisch.

Für so manchen mittlerweile reiferen Musikfreund in Deutschland dürften die Lieder von „Canned Heat“ vor etlichen Jahrzehnten gewissermaßen die Einstiegsdroge in die sumpfige Welt des Blues gewesen sein.

Die seit Mitte der 1960er-Jahre agierenden Woodstock- und Monterey-Legenden um ihren damaligen, leider viel zu früh gestorbenen Frontmann „Blind Owl“ Wilson (viele werden sich an seinen hohen Gesang beim Hit „Going Up The Country“ erinnern) sind nie so ganz verschwunden, auch wenn die großen Erfolge rasch ausblieben.

Dennoch: Immer mal wieder las man den Bandnamen in Konzertankündigungen. Und nun treten „Canned Heat“ plötzlich sogar wieder mit neuen Liedern auf die Bildfläche – mit ihrem ersten neuen Studioalbum seit 15 Jahren.

„Finyl Vinyl“ (Ruf Records), so lautet der Titel, ist sicherlich kein Meisterwerk des Genres, aber es ist ein erstaunlich frisches Lebenszeichen dieser alten Recken und vor allem: keinen Takt lang peinlich. Immerhin!

Bluesfans dürfen sich darauf freuen, dass die weiterhin von Skip Taylor betreute Band so ziemlich jede Schattierung des Genres ausleuchtet. Schieber, Shuffle, Boogie, Rock’n’Roll, Slowbluesiges – alles ist dabei. So ein bisschen baden gehen die Jungs lediglich bei dem Versuch, mit dem Instrumental „East/West Boogie“ orientalische Melodiefloskeln in den Blues einzuweben. Ansonsten ist das aber tip top, was die Denkmäler aus Los Angeles da zusammenrühren.

Und sie haben sogar einen ausgesprochen prominenten Gast im Studio gehabt, der „Canned Heat“ zu seinen Vorbildern zählt: Der Ausnahmegitarrist Joe Bonamassa gniedelt wunderbar mit bei „So Sad (The World’s In A Tangle“), einem Stück, das die Band bereits 1970 aufnahm und dessen Neufassung nun neuen Biss durch Bonamassas Flitzereien auf dem Griffbrett erhält. Es gibt weitere Verbeugungen vor der Vergangenheit, denn der feine Shuffle „Blind Owl“ ist natürlich gerichtet an den ehemaligen Sänger Wilson.

Aus der Originalbesetzung ist tatsächlich noch immer Schlagzeuger Fito de la Parra dabei, dessen Trommelarbeit richtig solide daherkommt, obwohl der Mann jetzt auch schon 78 Jahre auf dem Buckel hat. Respekt.

Die Spielfreude, die diese Jungs offenkundig immer noch haben, kommt gut rüber. Vor allem die rockenden und rollenden Nummern liegen ihnen, beispielsweise „Goin’ To Heaven (In A Pontiac)“, und bei „A Hot Ol’ Time“ geht’s sogar lässig in Richtung Swing.