Essen. Das englische Singer/Songwriterpaar Ferris & Sylvester legt mit „Otherness“ ein Album ohne roten Faden vor und bereitet dennoch Freude.
Die passende stilistische Schublade für die Lieder von Issy Ferris und Archie Sylvester zu finden, ist nahezu unmöglich. Denn das Singer/Songwriterpaar aus London, das sich vor acht Jahren den simplen Projektnamen „Ferris & Sylvester“ verpasste, greift im großen Supermarkt der Musik in die unterschiedlichsten Regale. Rock, Folk, bisweilen sogar Funk packen sie in den Einkaufswagen ...
Das macht auch das Konsumieren ihres soeben erschienenen Albums „Otherness“ (Archtop Records) zu einer spannenden, weil unvorhersehbaren Angelegenheit. Man könnte über dieses „Anderssein“ natürlich auch nörgeln: Den beiden fehlt doch der rote Faden. Aber dafür sind die meisten ihrer 14 neuen Lieder zumindest in weiten Teilen zu schön. Und nach einigem Suchen findet sich dann doch ein passendes Etikett: Diese Engländer machen ziemlich amerikanische Musik.
Einmal klingt‘s sogar ein bisschen wie Prince
Los geht’s mit „Dark Side“, einer Nummer die mit der pulsierenden Gitarrenfigur so ein bisschen im Bluesrock gründelt – und tatsächlich ziemlich düster rüberkommt. Das sich anschließende „Imposter“ ist ebenfalls eine ausgefuchste Rocknummer mit bluesigen Wurzeln. Aber „Ferris & Sylvester“ können auch verhuschte Klavierballaden, bezaubernde Duette, und zwischendurch wird’s sogar richtig folkig wie bei „Paper Plane“. Das soulige „Mother“ klingt wieder ganz anders und birgt die beinharte Aufforderung eines Kindes an seine Mutter, sich endlich von ihrem Mann zu trennen. Fast ein bisschen an eine nächtliche Prince-Session erinnert der lässige Funk-Groove, der für „The Performer“ den Teppich legt. Aber letztlich mündet das Geköchel in einem melodischen Folkrefrain. Schicke Nummer.
Mal zart, mal zornig
Issy Ferris’ Gesang, der mal zart, mal zornig klingt, steht bei dieser Produktion meist im Vordergrund, der Göttergatte darf aber nicht nur zu hübschen Duetten anheben, sondern hat auch die eine oder andere Passage, bei der er im Rampenlicht steht. Ein etwas merkwürdiges Timbre hat der Mann, aber durchaus interessant.