Essen. Dieses Jahr wird Dion 85. Aber er haut schon wieder ein Album raus. „Girl Friends“ ist eine Duettscheibe mit renommierten Musikerinnen.
Wie war das noch mit dem Udo-Jürgens-Gassenhauer „Mit 66 Jahren …“? Dion Francis DiMucci, den die Musikwelt nur unter seinem Vornamen Dion kennt, wird dieses Jahr zwar stolze 85! Aber das hält den Mann, der in den 1950ern mit Dion And The Belmonts mit Liedern wie „Teenager In Love“ den Doo-Wop-Stil maßgeblich prägte, tatsächlich nicht ab, weiter ein Album nach dem anderen herauszuhauen. Nach „Blues With Friends“ (2020) und „Stomping Ground“ (2021) steht ab heute, natürlich pünktlich zum Frauentag, sein neuer Silberling „Girl Friends“ (KTBA Records) in den CD-Regalen.
Wie der Name schon sagt: Es ist eine Produktion geworden, bei der die weiblichen Kehlen eine wichtige Rolle spielen, „mit Freundinnen“, wie Dion beteuert, „die meine Kopfhörer bewohnen – die Frauen, die mich dazu bringen, die Lautstärke aufzudrehen, wenn sie in meinem Radio auftauchen.“
Der Blues bildet die Grundlage
Der Blues bildet immer noch Wurzel seines Schaffens. Das ändert sich bei „Girl Friends“ nicht. Aber er garniert die neuen Kostproben auch gerne mit einem bisschen Country, Americana, Soul oder Rockabilly. Insgesamt ist das eine entspannte, abwechslungsreiche Sache geworden mit zwölf ebenso prominenten wie hörbar gut gelaunten Damen an Dions Seite, die immer mal wieder vorm Mikro zu einem Scherz oder einem dreckigen Lachen anheben.
Zum Beispiel die unvergleichliche Susan Tedesci, die sonst mit ihrer Kehle vermutlich selbst Steine zum Schmelzen bringen kann, diesmal aber begnadet auf „Soul Force“ die Gitarre bearbeitet. Mit Valerie Tyson lünkert Dion „Stop Drop And Roll“ in Richtung Soul und Gospel. An der Seite der Singer/Songwriterin Carlene Carter reitet er bei „An American Hero“ durchs Americana-Land. Und wer Shuffle liebt, sollte unbedingt reinhören bei „Do Ladies Get The Blues“. Das Ding plöckert stoisch wie ein Harley-Davidson-Motor, und die Christine Ohlmann und Debbie Davies veredeln das mit ihrem Beitrag.
Erschienen ist das Spätwerk einmal mehr beim Label des rastlosen Joe Bonamassa, dessen Gitarrenkunst ja auch schon eines der letzten Dion-Alben bereicherte.
Bemerkenswert gut bei Stimme
Bemerkenswert ist, dass Dion trotz der achteinhalb Jahrzehnte auf seinem Buckel noch unfassbar gut in Form ist. Sicher, diese Stimme hat zwar nicht mehr die volle Strahlkraft aus Belmonts-Zeiten, aber sie ist erstaunlich geschmeidig und noch immer wohltönend – und in keinem Takt ansatzweise peinlich.
Wir dürfen folglich fast sicher sein: Sie wird uns noch das ein oder andere Mal erfreuen in der nächsten Zeit. Und das ist auch gut so.