Essen. Sarah Jarosz kommt aus der Roots-Music und hat schon vier Grammys. Ihr neues Album „Polaroid Lovers“ klingt poppiger und gefällt sehr.

Wer vier Grammys im Wohnzimmer stehen hat, ist fürwahr kein Newcomer in der Musikszene. Die neuen Lieder, die die aus der Roots Music kommende Sarah Jarosz nun in die CD-Ladenregale stellen ließ, klingen allerdings schon etwas anders als ihre früheren Produktionen. „Polaroid Lovers“ (Rounder/Universal) wie die inzwischen in Nashville residierende Texanerin ihr neues Album nannte, ist zumindest in Teilen elektrischer, rockiger, sphärischer als früher.

Studiocracks halfen bei ihrem neuen Album

Ihre Mandoline spielt kaum eine Rolle. Dafür Telecaster und Co. Aber damit ist das Ergebnis keineswegs schlechter, vielleicht sollte man sagen: deutlich mainstreamiger… Schon der Opener „Jealous Moon“ lässt aufhorchen. Die Studioband, in der laut Credits so bekannte Koryphäen wie der Gitarrist Tom Bukovac oder Sheryl Crows Schlagzeuger Fred Eltringham mitmachten, legt dieser wunderbaren, geschmeidigen Stimme einen stets geschmackvollen Teppich. Im Fall der Eröffnungssongs kracht und pumpt das ordentlich, aber bei Bedarf machen sie es eben auch butterweich wie bei der melancholischen Ballade „Days Can Turn Around“, so ein richtig entspannter Countryschieber mit weinenden Pedalsteel-einlagen von Justin Schipper.

Freunde von „Fleetwood Mac“ sollten unbedingt mal in dieses Album reinhören. Sarah Jarosz hat nicht nur ein Timbre, das prima zu deren Stil passt, auch der ein oder andere Song, wie „Runaway Train“,“When The Lights Go Out“ oder „Take The High Road“, hat so einen Hauch der „Rumours“-Epoche. Sehr melodiös, sehr eingängig, bisweilen aber schön knackig.

Am Schluss ein Hauch von Bossa Nova

Die neue Heimat schlägt ordentlich durch, nicht nur bei den schicken Countrylicks, die auf „Dying Ember“ der Gitarre entlockt werden. Aber im Einzelfall geht es auch stilistisch in eine ganz andere Richtung, wie der Albumrausschmeißer „Mezcal And Lime“ zeigt – die besengestreichelten Schlagzeugfelle, das tiefenentspannte Grundgefühl und insbesondere natürlich der anmutige-zarte Gesang der Sarah Jarosz haben was von 60er-Jahre-Bossa-Nova. Sehr schick!