Essen. Singende Pianisten von Weltrang gibt‘s nicht viele: Michael Kaeshammer ist da eine Neuentdeckung. Sein Album heißt „Turn It Up“.

Berühmte singende Pianomänner gibt es in der jüngeren Musikgeschichte ja nicht unbedingt wie Sand am Meer. Billy Joel oder Elton John fallen einem da natürlich spontan ein, aber die sind ja inzwischen auch schon – leider – eher auf dem Altenteil. Nun betritt ein neuer Künstler das Rampenlicht, der in diesem Segment erstaunliche Qualität vorzuweisen hat. Seine Name ist wenig spektakulär: Er heißt Michael Kaeshammer. Die Musik, die auf seinem Album „Turn It Up“ (Sony, erschein am 1. März) erklingt, ist es um so mehr.

Geboren in Offenburg, mit Ray Charles auf der Bühne

Und eine interessante Vita hat der Mann auch. Geboren in Offenburg vor 47 Jahren, kanadischer Staatsbürger, wo er auch schon lange lebt. Kaeshammer galt lange als Wunderkind, spielte mehrere Alben im Jazz- und Boogie-Woogie-Bereich ein. Sein Können hat sich in Nordamerika herumgesprochen. Er spielte mit Cracks wie Ray Charles, Michael Bublé und den Neville Brothers, ein US-Sender widmete ihm ein ganzes Special, 2010 eröffnete er musikalisch die Paralympischen Winterspiele in Vancouver.

Hierzulande wird es folglich ebenfalls Zeit, Michael Kaeshammer zu entdecken. Sein neuer Silberling bietet dazu etliche Möglichkeiten, egal aus welcher stilistischen Ecke der Zuhörende auch kommt. Hauptsache, es gibt gewisse Sympathien für die allzeit dominante Tasten ...

Von Soul bis Swing

Wenn’s in Richtung Swing und Boogie gehen soll, ist die hinreißende Coverversion des Queen-Klassikers „Crazy Little Thing Called Love“ sicher erste Wahl. Denn dieser Kerl kann richtig gut Boogie Woogie spielen, seine Improvisationen sind so ekstatische wie virtuose Gefühlsausbrüche, die Band in Kaeshammers Rücken groovt dazu wie der Teufel. Sehr schick. Wenn’s eher gefälliger Soul sein soll – bitteschön: „Little Bit Of Love“ bietet jede Menge Seele. Ein bisschen knackiger, so in Richtung Jan Delay, ist der Titelsong, der das Album auch eröffnet.

Kaeshammer hat allerdings auch keine Hemmungen, mit dem Instrumental „My Valentine“ plötzlich eine sehr lyrische, zurückgenommene Klassik-Nummer ins Portfolio dieses Albums aufzunehmen. Um dann mit „Ain’t Got Nothin’ On You“ gleich kernig-bluesig eine ganz andere Tonalität zu bedienen. Eine Wundertüte also, im absolut positiven Sinne.

Seine Stimme ist angenehm timbriert

Zumal Michael Kaeshammer ja nicht nur grandios Klavier, Fender Rhodes oder Wurlitzer bedient, sondern mit seinem hohen Bariton auch stimmlich viel zu bieten hat. Angenehmes Timbre, perfektes Timing, viel Kraft und Geschmeidigkeit. Vielleicht hat er stimmlich nicht ganz die Klasse von Billy Joel oder Elton John – aber das ist mindestens solide.