Essen. Auch „Das Erwachen der Jägerin“ startet diese Woche. Unsere aktuellen Filmkritiken vom deutschen Horror bis zum Lehrer-Schüler-Drama.
„The Holdovers“ im Kino: ein Lehrer-Schüler Drama
Die Übriggebliebenen, so hätte dieses anrührend unterhaltende Lehrer-Schüler-Drama gerne auch betitelt werden können. Denn als die Mehrheit an der Prä-College-Schule in die Weihnachtsferien fährt, bleibt der von Schülern und Kollegen gleichermaßen als lästiger Kauz geduldete Geschichtslehrer Hunham als Aufsicht für einen Schüler zurück, der von seiner Familie als lästiger Störenfried betrachtet wird. Zusammen mit der Köchin versucht man, sich mit der Lage zu arrangieren, und freundet sich langsam an. Die nicht mehr originelle Grundidee aus James Hiltons Bestseller „Leb wohl, Mr. Chips“ und den 90er-Hits „Der Club der toten Dichter“ und mehr noch „Wonder Boys“ erlebt hier von Drehbuch und Regie her eine beflissen auf Oscar-Ehren zielende Neuauflage. Die Regie des zunehmend schulmeisterlichen Alexander Payne (einst provokant mit „Election“ und „About Schmidt“, dann immer getragener mit „Sideways“ und „The Descendants“) glänzt aber einmal mehr auf ihrer Kernkompetenz der Schauspielerführung. Paul Giamatti als verbiesterter, vom Leben enttäuschter Hunham und Da‘Vine Joy Randolph als Köchin ziehen virtuos die tragikomischen Register ihrer Rollen. Das alles atmet selbstbewusst Qualität – aber ausschließlich auf dem Terrain des Bewährten. ues
„Mean Girls - Der Girls Club“: Zickenkrieg ab heute filmreif
Zickenkrieg an der High School. Cady, 15, die Neue, bekommt es mit Regina zu tun, die die Chefin der populärsten Clique ist. Diese Teenagerkomödie ist nicht einfach ein Remake des Kassenhits von 2004 mit Lindsay Lohan, es werden auch die Songs und Tänze aus dem gleichnamigen Broadway-Musical von 2017 eingebunden. Autorin und Co-Star Tina Fey aktualisierte ihr erstes Mean-Girls-Drehbuch um Smartphones, Social Media, Jugendvokabeln und Wokeness. In den Nebenrollen tummelt sich karikaturesk verdrehte Diversität. Es gibt den übergewichtigen, schwulen Schwarzen und die weiße, lesbische Künstlerin, und beide sind die Guten im Spiel um Freundschaft und Intrigen. Alles hier ist Spaß und Party, auch das Mobbing. Die Kinoneulinge Samantha Jayne und Artura Perez Jr. bescheren der erklärten Zielgruppe der Mütter und ihrer Töchter einen Kinonachmittag voller absehbarer Überraschungen. ues
Filmstart für „Das Erwachen der Jägerin“ nach dem Bestseller „Die Moortochter“
Helena, Ende Zwanzig, verheiratet und Mutter einer zehnjährigen Tochter, lebt unter verdeckter Identität, weil ihr Vater wegen Mordes im Knast sitzt. Dann erfährt sie, dass Papa aus der Haft ausgebrochen ist. Karen Dionnes Bestseller „Die Moortochter“ bediente clever das Genre des psychologischen Thrillers für weibliche Leserschaft. Die nun vorliegende Verfilmung, ursprünglich geplant als Vehikel für Alicia Vikander, hat massiv zu kämpfen mit einer zweitklassigen Regie (Neil Burger, der das US-Remake von „Ziemlich beste Freunde“ drehte) ohne Sinn für Naturgefahren und Abenteuer und einem Drehbuch, das Psychologie behauptet, aber nicht anwendet. Die Hauptrollen sind mit Daisy Ridley („Star Wars“) und Ben Mendelsohn stark besetzt, aber das reicht nicht, wenn überall sonst nur gebremster Schaum sprudelt. ues
„Home Sweet Home“ – ein Kino-Schocker mit David Kross
Maria (Nilam Farooq) freut sich auf ihr neues Leben. Sie erwartet ein Baby und zieht mit ihrem Mann Victor in ein Haus auf dem Land. Doch schon die ersten Stunden werden zum Alptraum: Der Familienbesitz birgt ein Geheimnis. Maria muss um ihr Leben und um das ihres Kindes kämpfen.
Leiser Horror ist das, der ganz auf Atmosphäre setzt. Hier gibt es weder Monster noch Gemetzel – alles entwickelt sich aus einer beklemmenden Langsamkeit heraus. Unterm Strich ein gut gespielter kleiner Schocker mit „Rosemaries Baby“-Anleihen. Und mal etwas anderes aus Deutschland. kui