Essen. Glühende Jugendliebe, tragische Beziehung. Elvis‘ Liebe zu Priscilla wird zum Film. Und der schaut dem King auch unter die Bettdecke.

Elvis Presley ist der größte Rockstar der USA, als er am 1. Oktober 1958 seinen Dienst beim Militär antritt. Nach der Grundausbildung wird er nach Deutschland in Marsch gesetzt, um im hessischen Friedberg seinen Dienst zu versehen, wobei er in Bad Nauheim wohnt. Priscilla Ann Beaulieu hat das Glück, dem Star für einigen Sekunden im Zuge eines öffentlichen Erscheinens ganz nah zu sein – und sofort ist es um sie geschehen. Für ihn gilt das aber auch, denn er lädt den 14-jährigen Backfisch zu einem geselligen Abend in sein Haus ein. Der Rest ist Geschichte.

Kinostart für „Priscilla“ von Sofia Coppola

Oder was sich so alles unter diesem Sammelbegriff zusammenkehren lässt. Der zehn Jahre ältere Elvis: ein Gentleman aus der Südstaatenschule. Er hält sich an das Versprechen gegenüber Priscillas Eltern, als sie bei ihm einzieht, und bleibt sexuell abstinent, solange das Girl minderjährig ist. 1967 bringt sie eine Tochter zur Welt, die Ehe erkaltet, 1973 erfolgt die Scheidung. Literarisch komprimiert hatte Priscilla Presley jene knapp 14 Jahre an der Seite von Elvis bereits in der 1985 erschienenen Autobiografie „Elvis und ich“; sie bildet nun auch das erzählerische Fundament des neuen Films von Sofia Coppola. Darin gibt es für Eingeweihte wenig bis nichts Neues zu entdecken, andere wird es verwundern, mit welch entzaubernder Selbstverständlichkeit King hier als tablettensüchtig, ignorant gegenüber den Bedürfnissen seiner Frau und ganz generell als prüder Langeweiler im Bett verbildlicht wird. Oder eben auch nicht, denn schlimmer noch als Austin Butler im letztjährigen Elvis-Film von Baz Luhrman weist der neue Elvis-Darsteller Jacob Elordi rein gar keine Ähnlichkeit zum Vorbild mehr auf.

Zuckersüße Hochzeit, trauriges Erwachen: Priscilla und Jacob Elordi als Elvis in einer Szene des Films „Priscilla“.
Zuckersüße Hochzeit, trauriges Erwachen: Priscilla und Jacob Elordi als Elvis in einer Szene des Films „Priscilla“. © DPA Images | Philippe Le Sourd

Interessanter ist in der Titelrolle Cailee Spaeny, die tapfer die aufregend getürmten Frisuren der 60er-Jahre ebenso erträgt wie die scheußlichen Garderoben der Frühsiebziger. Ansonsten ist die in Venedig als beste Schauspielerin prämierte Spaeny in ihrer dekorativen Schönheit die typische, gelangweilte Coppola-Protagonistin im goldenen Käfig, der hier immerhin selbstgewählt ist.

Elvis‘ große Liebe „Priscilla“ wird filmreif. Sofia Coppolas Regie enttäuscht

Sofia Coppolas Regiestil ist einmal mehr auffällig interessiert an Zeitkolorit, zugleich enorm schlampig in der Bestimmung zeitlicher Abläufe und persönlicher Entwicklungsprozesse. Das hat zur Folge, dass ihr Film nach einer amüsanten ersten Viertelstunde zwar schön und schick anzuschauen ist, mangels Substanz aber auch zusehends zu langweilen beginnt. Der weibliche Blick auf die berühmte Ehe soll feministische Interessen im Zeichen von #MeToo-Zeitgeist schüren. Aber dazu hat die Regisseurin außer Schlagzeilenillustrationen nichts zu bieten.