Essen. Das Sängerinnentrio „The Shindellas“ bezaubert auf dem Album „Shindo“ mit makellosem R&B-, Soul- und Funkgesang. Was für die Seele.

Michael Minholz

Essen „The Shindellas“ – das klingt herrlich verstaubt nach Motown-Sounds oder vielleicht noch etwas weiter zurück: nach so einer schicken altmodischen Doo-Wop-Kapelle aus den späten 50ern.

Aber das täuscht. „The Shindellas“ musizieren ganz im Hier und Jetzt, und sie machen sehr moderne, sehr schön arrangierte R&B-Musik, die dennoch genau in diesen Traditionen gründelt. Nachzuhören auf dem soeben erschienenen, leider nur 39 Minuten währenden Album „Shindo“ (Weirdo).

Das in Nashville residierende Trio besteht aus den Sängerinnen Kasi Jones, Stacy Johnson und Tamara Chauniece. Seit sechs Jahren stehen die Damen gemeinsam am Mikrofon, und diese kreative Routine hört man ihnen an. Ihre Kehlen verschmelzen wunderbar miteinander: samtig, soulig, einfach souverän.

Michael Jackson hätte seine Freude dran

Sie berufen sich selber auf so unterschiedlichen Vokalistinnentruppen wie „En Vogue“ und „The Pointer Sisters“ – auf jeden Fall schwingen da in jeder Note gehörige Portionen Soul und Funk mit.

Schon der Opener lässt in dieser Hinsicht keinen Zweifel aufkommen. „Up 2 You“, das sicher auch einem Michael Jackson gut gefallen hätte, geht mit seinem treibenden Groove einfach vom ersten Takt an in die Beine, während sich das darauf folgende „Juicy“ ebenso kuschelsoulig in die Ohren schleicht wie später „Somethin’ That I Wanna Say“, und „Ooh La La“ ist so eine typische schwarze Tanzflächennummer. In diesem musikalischen Korridor geht’s munter und unterhaltsam weiter.

The Shindellas bieten wunderbare Chöre und seelenvollen R&B.
The Shindellas bieten wunderbare Chöre und seelenvollen R&B. © IMAGO/USA TODAY Network | imago stock

Das sängerische Highlight ist ohne Frage die Ballade „Think Of Me“, eine Nummer, die garniert ist mit endlosen souligen Melismen, schönen Backgroundchören, leicht angejazzter Harmonik, und das alles sehr entspannt von der Studioband unterlegt.

Am Schluss ein bisschen „Bee Gees“

Die Verwurzelung in früheren musikalischen Epochen bekunden „The Shindellas“ hingegen mit dem Rausschmeißer dieser Produktion. „Love You Inside Out“ ist schließlich eine Nummer, die die Bee Gees vor über 40 Jahren in den USA in der Hitparade auf die Nummer 1 schießen ließ. Die „Shindellas“-Version muss sich hinter dem Vortrag der Gebrüder Gibb kein bisschen verstecken. Etwas langsamer und zurückgenommener zwar, dafür von fetteren Sounds getragen – und einem Gesangssatz zum Niederknien.