Düsseldorf. Nach drei Jahren Sanierung ist der Sammlungsflügel im Düsseldorfer Kunstpalast zu besichtigen: 800 Werke von Beuys bis Arno Breker sind zu sehen.
Von außen hat sich so gut wie nichts geändert, von innen ist der Düsseldorfer Kunstpalast nach der jüngsten, dreijährigen Sanierung so gut wie neu, wenn man einmal vom Trakt für Wechselausstellungen absieht. Ab dem kommenden Dienstag ist das kleine Museumswunder von Düsseldorf zu besichtigen – eine Woche lang bei freiem Eintritt in die 49 sanierten und umgebauten Säle, die mit Kunst aus der hauseigenen Sammlung ausgestattet wurden, mit 800 von insgesamt 130.000 Werken.
Museum Kunstpalast: Jan Wellem übermannshoch
Es geht in historischer Reihenfolge los mit dem Nebeneinander von Marienfiguren und thailändischem Buddha aus dem Mittelalter. Gegenüber von Max Liebermanns „Kartoffelernte“ (1875) hängt ein blauer Bauern-Kimono, der zur gleichen Zeit aus Stoffresten zusammengenäht wurde; auf expressionistische Gemälde wie Kirchners und Mackes „Mädchen“ folgt eine dreieckige Bauhaus-Wiege, die flämischen Renaissance-Bilder sind kombiniert mit einer Ritterrüstung und neben dem übermannshohen Prachtbild von Jan Wellem, dem Gründer des Kunstpalast-Vorläufers, ist ein Schreibschrank mit faszinierenden Intarsien aufgeklappt.
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Die Kunst aus den vergangenen elf Jahrhunderten ist stimmig ergänzt mit Design und Kunsthandwerk der Zeit. Das alles in jener „klaren und aufgeräumten“ Atmosphäre, die Felix Krämer, dem Generaldirektor des Kunstpalastes so wichtig war. Die Hinweisschilder für Notausgänge sind jetzt dezent grau und werden nur im Ernstfall grün leuchten. Und aus sechs verschiedenen Bodenbelägen wurde ein einheitlich geweißtes Eichenholzparkett.
Museum Kunstpalast: Viele Künstlerinnen, Düsseldorfer Malerschule und Akademie-Promis
Krämer, dessen bis 2027 laufender Vertrag gerade bis 2034 verlängert worden ist, führt auch in der neuen Sammlungspräsentation („Sie heißt Schausammlung, nicht ständige Ausstellung, weil sie sich ständig verändern wird“) seine Strategie der Popularisierung bis ins Detail weiter: Anders als in anderen Museen werden bei den Wandtexten zu den Werken zuerst die Werktitel und dann der Name des Künstlers oder der Künstlerin genannt.
Apropos: Der Anteil von Werken aus Frauenhand wurde deutlich erhöht, man begegnet nun Namen wie Rosalba Carriera, Emilie Preyer, Sally von Kügelgen oder Gertrude Käsebier, einer Fotografin: „Es ist eine Sammlung der Neugierde, der Offenheit“, umschreibt Krämer die Tatsache, dass sie sich aus sehr diversen Quellen speist.
Rubens im Düsseldorfer Kunstpalast, Arno Breker und Joseph Beuys
Angefangen bei den Resten der Sammlung von Jan Wellem, die nicht nach München abgezogen wurden – also auch Rubens’ „Himmelfahrt Mariens“ in einer der besseren Versionen. Als Ausnahme-Werk hat man dem über vier Meter hohe Gemälde neben ein etwa gleich großes „Erdtuch“ des ghanaischen Bildhauers El Anatsui aus lauter Aluminium-Flaschenverschlüssen gegenübergestellt. In dem sorgfältig kommentierten Raum mit Kunst aus dem nationalsozialistischen Kontext (Arno Breker, Leni Riefenstahl) bildet wiederum Otto Pankoks Neujahrsgruß einen Gegensatz.
Museum Kunstpalast rekonstruiert die Künstlerkneipe „Creamcheese“
Die Düsseldorfer Malerschule des 19. Jahrhunderts gibt es in Petersburger Hängung zu sehen. Später folgen die Promis der Düsseldorfer Akademie seit den 60ern von Joseph Beuys und Gerhard Richter bis Andreas Gursky („Madonna“!) und Tony Cragg. Und das einzige Gemeinschaftswerk der drei „Zero“-Künstler Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene, der „Fontana-Lichtraum“, leuchtet alle 20 Minuten höchst abwechslungsreich ein. Ein Stolz des Hauses ist die Rekonstruktion der legendären, 1967 eröffneten Düsseldorfer Künstlerkneipe „Creamcheese“ – sie wird auch jenseits der Museumszeiten geöffnet sein, wie auch das neue Restaurant „Anna Maria“, das zwischen den Säulen des einstigen Nord-Zugangs eingerichtet wurde und nach Jan Wellems Ehefrau benannt ist, die ihre Gemälde in die gemeinsame Sammlung mit einbrachte.
Kunstpalast. Ehrenhof 4-5. Geöffnet: Di-So 11-18 Uhr, Do bis 21 Uhr. Eintritt: vom 21. bis 26. November frei. Danach: 16 €, erm. 12 €. Unter 18 Jahren frei. Mi 14-18 Uhr: 8 €. Für Kinder gibt es „Tonie“-Boxen und einen liebevoll gestalteten eigenen Raum, den „Rhino Palast“.