Essen. Kunstmesse: Auf der Contemporary Art Ruhr (C.A.R.) mischen sich alte Hasen und Newcomer. Über 350 Künstlerinnen und Künstler auf Zollverein.
Fast noch nasse Leinwände und ungewöhnlich viele Skulpturen: Das Kunstgeschäft zieht weiter an, auch zur Kunstmesse „Contemporary Art Ruhr“, die am gestrigen Abend auf der Welterbe-Zeche Zollverein eröffnet wurde, sind wieder mehr Galerien angereist als im Vorjahr – über 350 Künstlerinnen und Künstler sind hier nun mit ihren Arbeiten zwischen Malerei, Skulptur, Zeichnung und Grafik, Fotografie, Installationen und Videokunst vertreten.
Die Art Now Gallery aus Berlin etwa zeigt exquisite Grafik, Tusche-Zeichnungen Emilie Cognard etwa oder handwerklich überragende Strich-Überlagerungen der jungen Luise von Rohden. Bei der -Galerie Charter Projekt wiederum, ebenfalls ein Messe-Neuling, hängen extraschräge Bilder von Toni Minge: Er hat seine Diplomarbeiten aus dem Malerei-Studium in Leipzig einer künstlichen Intelligenz überantwortet – und die Bilder dann noch einmal selbst überarbeitet, „um meine ursprünglichen Gedanken wieder hineinzubringen“. Das Ergebnis: Skurrile Katzen und Landschaften, technoid und romantisch zugleich.
Contemporary Art Ruhr (C.A.R.): Art Brut und Thomas Hoepker
Bei der Gallery Lukisan gibt es Art Brut von Indra Dodi – nebenan, bei der Galerie Buchkunst, die zugleich ein Buchverlag ist, hängt überragende Fotografie an den Wänden. Der viel zu früh gestorbene Michael Wolf, der schon mit seiner Folkwang-Abschlussarbeit über Bottrop-Ebel Furore gemacht hat, ist mit seiner Hochhausarchitektur-Serie „Life in Cities“ vertreten. Hinzu kommt der Magnum-Fotograf Thomas Hoepker, etwa mit einem brillanten Bild von der Love-Lane in New York, auf dem im Hintergrund jene Twin-Towers im Sonnenuntergang glänzen, die Hoepker später weltberühmt machen sollten, als sie gerade einstürzten und er auf der anderen Seite des Hudson Menschen fotografierte, die das dramatische Geschehen im Hintergrund kalt ließ. Auch der dritte Fotograf hier, Johnny Miller, liefert engagierte Hochklasse-Fotografien – aus der Drohnenperspektive.
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Und in Halle 5 findet sich der wohl bekannteste (und teuerste) Künstler der Messe: Die Prägedrucke von Günther Uecker aus fünf Schaffens-Jahrzehnten, die bei den Uecker-Werken zum Verkauf stehen, faszinieren durch ihre ungeheure Dynamik.
Contemporary Art Ruhr, Zeche Zollverein, Hallen 5, 8 und 12, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen. Samstag 12-20 Uhr; Sonntag 11-19 Uhr. Eintritt: je Veranstaltungstag: 14 €, erm. 12 €. Tageskasse in Halle 8.