Lutetia. Asterix Nr. 40 „Die weiße Iris“ spottet über Achtsamkeit und Esoterik. Was treibt Gutemine in Paris? Und wie macht ein Römer das Dorf strubbelig?

Immer wenn ein neuer Asterix erscheint, stellt sich die bange Frage: Und, wie ist er denn? Nun, im Fall von „Die weiße Iris“, dem Band mit der stolzen Nummer 40, lautet die Antwort: passabel. Wahrlich gab es schon größere Meilensteine in der Welt des kleinen gallischen Dorfes („Kampf der Häuptlinge“, „Asterix bei den Briten“ etc.). Aber: Dem Gespann aus dem neuen Autor Fabrice Caro, genannt Fabcaro, und dem bewährten Zeichenkünstler Didier Conrad ist eine Hommage an die Glanzzeiten von Asterix gelungen, vor allem erinnert die neue Geschichte an den Klassiker „Streit um Asterix“ von 1970.

Das liegt vor allem daran, dass es Julius Cäsar wieder gelingt, einen manipulativen Römer ins rauflustige Dorf von Obelix und Majestix einzuschleusen. Der heißt Visusversus und ist geschult darin, seiner Umgebung die Ideen des positiven Denkens („Jeder Weg ist gut, weil er irgendwohin führt“) in den Kopf zu pflanzen – das blumige Symbol dafür ist eine weiße Iris. Ursprünglich sollte er den kampfmoralisch stark angeschlagenen Legionären wieder frischen Lebensgeist einhauchen – mit zunächst abstrusem Erfolg: Die Legionäre werden zwar wie zuvor schon nach allen Regeln der Kunst verdroschen, aber sie wissen die liebevolle Backpfeifen-Behandlung auf einmal durchaus zu schätzen.

Asterix Nr. 40: Da bringt Verleihnix plötzlich frischen Fisch auf den Tisch

Achtsame Sinnsprüche zuhauf:
Achtsame Sinnsprüche zuhauf: © Egmont Ehapa | Hachette Livre/ Goscinny – Uderzo

Was bei den Römern funktioniert, kann bei den Galliern schwerlich versagen. Und so entsteht der verführerische Gedanke, mit einem unerschöpflichen Arsenal an New-Age-Sinnsprüchen und Ratgeber-Weisheiten („Weshalb vorne sein, wenn die Seele dabei zurückbleibt“) die ungezähmte Wildheit der Gallier auszulöschen – und ihnen gar gesunde Ernährung und Friedfertigkeit beizubringen. Plötzlich bringt der müffelnde Fischverkäufer Verleihnix frischen Fisch auf den Tisch, und Wildschwein scheint für die meisten gar keine sonderlich verlockende Mahlzeit mehr zu sein. Schlimmer noch: Ein Konzert des grauenhaften Barden Troubadix endet nicht in der erhofften Schlägerei, sondern in einer durchaus differenzierten Betrachtung der künstlerischen Leistung. Und in diesem Moment weiß nicht nur der Kenner: Die spinnen, die Gallier!

Besonders Gutemine, die resolute Gattin des Stammeshäuptlings Majestix, zeigt sich empfänglich für die charmanten, aber tückischen Einflüsterungen („Wie ist dein Name, holde Freundin voll regen Überschwangs?“). Da sie eh von ihrem mundfaulen Ehemann frustiert ist, beschließt sie, mit Visusversus in die Hauptstadt Lutetia, das heutige Paris, zu pilgern, um dort bei ihrem Bruder Homöopatix und der mondänen Metropolenbevölkerung eine neue Perspektive aufs Leben zu finden.

Asterix, Obelix und Majestix auf der Römerstraße zu Gutemine

Was sie nicht ahnt: Der tückische Römer hat ganz eigene Pläne mit ihr, die sie in die Hand von Julius Cäsar bringen könnten, als Geisel natürlich. Jedoch: Asterix, Obelix und der verlassene und vollkommen entmutigte Majestix („Buuhuuuh! Warum ist sie fooort?“) sind längst auf der Römerstraße, um Gutemine zurückzuholen.

Wie in den zuletzt erschienen fünf Bänden sind die Zeichnungen von Didier Conrad wieder über jeden Zweifel erhaben, eng am Asterix-Stilbuch orientiert und liebevoll detailliert aufs Papier geworfen. Und auch dem Frischling Fabcaro gelingt eine stringente Geschichte, in der man viel Altbekanntes wie den Stau in Lutetia wiedererkennt – diesmal mit einer antiken Variante des französischen Schnellzugs TGV persifliert.

Im neuen Asterix gibt es Popart-Büsten von Antiwalros und Kunst von Banksix

Lustig wird es, wenn die Provinz-Pomeranze Gutemine auf die kulturverwöhnten, gelangweilten und herablassenden Hauptstädter trifft („Ich liebe diesen trockenen Humor von euch Provinzlern“) und wenn sie in einem Museum die Werke berühmter Künstler betrachtet. Die vier verschiedenfarbigen ­Popart-Büsten stammen natürlich von einem Künstler namens Antiwalros. Und auch Banksix hatte einige beizusteuern.

Selten gewinnt man in „Die weiße Iris“ den Eindruck, etwas erfrischend Neues zu entdecken, vielmehr ist es ein wohliger Remix aus vielen alten Asterix-Abenteuern, die Fabcaro und Didier Conrad da nach bewährten Rezepten zusammenrühren. Das hat keine so durchschlagende Wirkung wie eine Kelle vom frisch gebrauten Zaubertrank. Aber ein kräftigendes Süppchen ist es doch geworden.
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Der neue Asterix-Texter Fabrice Caro ist in Frankreich unter dem Künstlernamen Fabcaro enorm erfolgreich. Sein Comic „Zaï zaï zaï zaï“ verkaufte sich mehr als 180.000 Mal. Fabcaro (50) ersetzt als Autor Jean-Yves Ferri, der vor fünf Bänden begann. Seit 2013 hauchte Ferri „Asterix“ gemeinsam mit Zeichner Didier Conrad neues Leben ein. Conrad zeichnet nach den Folgen aus den 60ern und 70ern. Ferri hingegen wollte Neues – gegen den Willen vieler Leser. *******************************************************

Fabcaro, Didier Conrad: „Die weiße Iris“, Egmont Ehapa Media, 48 Seiten, Hardcover 13,50 €, Softcover 7,99 €. www.egmont.dewww.asterix.com