Dortmund. „Staying West“: Eine Ausstellung im Schauraum: comic + cartoon erzählt von Donald Duck, Silberpfeil, Bessy, aber auch von Ralf König: Sehenswert!

Colts rauchen, Cowboys reiten, Indianer sind heimtückisch, Frauen arbeiten im Saloon oder hängen bei Farmers die Wäsche auf. Es war nicht zuletzt diese wunderbar simple Rollenverteilung, die dem Western sein Millionenpublikum schenkte. Dass ausgerechnet seine Spielart als Comic (wo doch schlichter Strich und knappe Sprechblase regieren!) das Leben in der Prärie mitunter anders sah und sieht, bestaunt man im charmantesten Ein-Zimmer-Museum des Ruhrgebiets: in Dortmunds „schauraum: comic + cartoon“.

Der Zeichner Harold Foster suchte nach authentischen Bildern

Wer hätte gedacht, dass Prinz Eisenherz Amerikas Ureinwohner mit Respekt begegnete? Wikinger nämlich hatten seine Frau entführt, so kam er von Artus’ Tafelrunde in die Neue Welt. Das erzählt 1947 US-Comic-Zeichner Harold Foster. In einer Zeit also, da die pauschal „Indianer“ Genannten im Hollywood-Western, so Ausstellungskurator Alexander Braun, noch ganz „auf blutrünstiges Skalpieren“ abonniert sind. Während das Kino fleißig Klischees ritt, suchte Foster schon nach einem authentischen Bild der Indigenen, studierte Alltagsleben und Jagdmethoden.

Bewacht die Ausstellung: Donald Duck als Cowboy.
Bewacht die Ausstellung: Donald Duck als Cowboy. © Stadt Dortmund / Maximilian Mann | Maximilian Mann

Freilich, auch die Comic-Kunst ging nach Brot und so sieht man in Dortmund nicht weniger erfolgreiche historische Strips von eher zupackender Art, wenn auch brillant gezeichnet. Martialische Ureinwohner-Profile, Pfeile im Rücken tapferer Pioniere: Auch dieser Wind wehte, oft plastisch in der radikalen Schwarz-Weiß-Technik, die dem Genre durchaus expressionistische Güte verlieh.

Bastei ließ die Collie-Hündin Bessy von der Leine

Zugleich spornte der Western als Kosmos aus Schießeisen und Prärie-Outlaws die Väter (und Söhne) der Tusche-Klamotte an. Kult umwehte in Italien die so biegsame wie faustkampfversierte Cowboy-Type „Cocco Bill“; die deftigen Haudrauf-Szenen von Benito Jacovitti (1923-1997) schrieben Genre-Geschichte. Auch Disneys Entenhausen erwarb bedeutende Schürfrechte: Als man – Jahre nach dem Durchbruch der Ducks – eine Erklärung für Onkel Dagoberts immensen Reichtum suchte, fand man ihn in seiner Jugend: am Klondike.

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Die Deutschen besiedeln das Erfolgs-Fort auf ihre Weise: Hörzu macht 1956 Meckie auf der Titelseite zum Ehrenindianer, später lässt Bastei Bessy von der Leine, eine Lassie für Cowboys, deren vierbeinige Abenteuer umwerfende Titel wie „Stampede im Tal des Todes“ trugen.

Western auf Papier, das war ab den 1960ern auch hier die reine Lizenz zum Gelddrucken. Im gleichen Verlag trat 1970 ein junger Kiowa-Häuptling an, der 18 Jahre lang bundesrepublikanische Kioske umzingeln sollte: „Silberpfeil“. Es gaben sich als Stargäste schon mal Typen wie die Cartwrights aus „Bonanza“ die Ehre.

Ein Bild aus dem Comic „Ticonderoga“ (1959) des italienischen Comiczeichners Hugo Pratt.
Ein Bild aus dem Comic „Ticonderoga“ (1959) des italienischen Comiczeichners Hugo Pratt. © Stadt Dortmund / Cong SA | Cong SA

Apropos Bonanza: Ein „n“ mehr und wir haben es ein paar Schaukästen weiter mit einer galligen DDR-Karikatur zu tun. „Bonnanza“ fällt 1954 als Name im Comic-Mehrteiler „Waputa, die Geierkralle“. Allzu fein war der antiwestliche Satire-Marterpfahl nicht geschnitzt, wer hätte in „Häuptling Conny, der alte Skunks“ nicht Adenauer erkannt, wer in „Ollenkott, die lahme Ente“ nicht Ollenhauer von der verachteten West-SPD?

Ralf König und Blutsbrüder in langen Unterhosen

„Staying West“ heißt die auf kleinem Raum große Kulturgeschichte atmende Ausstellung. Der Titel spielt an darauf, dass in Dortmund vor Jahren mit „Going West“ das Thema „Comic küsst Western“ schon mal beackert wurde, ebenfalls vom hochkompetenten Alexander Braun. Darum stellt er die ganz Berühmten wie Lucky Luke nun nicht kalt, lenkt unseren Blick aber doch mit Lust auf andere Blutsbrüder und Verprasser blauer Bohnen.

Die modernsten Protagonisten hat vielleicht „der bewegte Mann“ geschaffen. Zwar war Ralf Königs Respekt vor Lucky Luke zu groß, um ihn mit Homoerotik unter dessen weißen Hut zu kriegen, aber ein Männer-Pärchen in dieser rauen Welt schuf er doch. Und eine Sentenz zum Friedenspfeife-Rauchen: „Es sollte viel mehr Cowboys geben, die sich gegenseitig an den Long John (eine lange Unterhose, die Red.) greifen! Da wär’ der Westen nur halb so wild!“

>>> Die Ausstellung „Staying West“ <<<

Die Schau „Staying West“ läuft noch bis Ende März 2024 im „schauraum comic + cartoon“. Der Eintritt ist frei, das Museum liegt gleich gegenüber vom Hauptbahnhof. Geöffnet ist es Die/Mi 11- 18 Uhr, Do/Fr 11 - 20 Uhr und Sa/So 11- 18 Uhr.

Die Ausstellung präsentiert anhand von Originalexponaten Geschichte des Westerns im Comic, von Karl May zu Walt Disney, von Prinz Eisenherz zu Bessy und Silberpfeil, von MAD zu Ralf Königs Lucky Luke-Parodie.

Der Schauraum ist nicht groß, aber die Reise nach Dortmund lässt sich mit benachbarten Museen verbinden, fußläufig sind das Dortmunder U und das Museum für Kunst und Kulturgeschichte erreichbar.