Gelsenkirchen. Für Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“ schreibt Thriller-Erfolgsautor Max Bentow eine Kurzgeschichte, die in Gelsenkirchen spielt.

Er gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Thriller-Autoren, dessen Werke ausnahmslos Top-Platzierungen in der „Spiegel“-Bestsellerliste erreichten. Und die nächste Kurzgeschichte, die Max Bentow schreiben wird, soll in Gelsenkirchen spielen. Die Veröffentlichung ist für das kommende Jahr geplant – anlässlich der elften Auflage des ebenso renommierten wie erfolgreichen Krimifestivals „Mord am Hellweg“. Auf der Suche nach Inspirationsquellen war der Schriftsteller aus Berlin nun für drei Tage hier im Stadtgebiet unterwegs. Die WAZ traf ihn auf seiner Recherchereise.

Bei der Recherchereise durch Gelsenkirchen werden Erinnerungen an Kreuzberg wach

Freuen sich auf die elfte Auflage des Krimifestivals „Mord am Hellweg“: 8v. l.) Regina Hippler, Max Bentow, Herbert Knorr und Claudia Nobis.
Freuen sich auf die elfte Auflage des Krimifestivals „Mord am Hellweg“: 8v. l.) Regina Hippler, Max Bentow, Herbert Knorr und Claudia Nobis. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Ich fand es spannend zu beobachten, wie nah Arm und Reich in dieser Stadt manchmal direkt nebeneinander liegen und leben“, schildert der 57-jährige Bentow seine Eindrücke. Gerade die raueren Ecken, denen er unterwegs begegnet ist, hätten ihn ein Stück weit an seinen Heimat-Kiez erinnert. Denn Bentow ist im angesagten Berliner Stadtteil Kreuzberg zuhause, in der Nähe zu Neukölln gelegen. Und auch da herrsche ja eben keine keimfreie Idylle, sondern befinden sich Lofts für Großverdiener und heruntergekommene Wohnblöcke manchmal auch in direkter Nachbarschaft.

Der Plot für seine Kurzgeschichte steht bereits: Der Protagonist kommt heim nach Gelsenkirchen, um seinen erkrankten Vater zu besuchen. Eine Kette von Ereignissen sorgt schließlich dafür, dass sich die Wut nach der Heimkehr Bahn bricht, die sich zuvor in ihm aufgestaut hatte – mit dramatischen Folgen. Mehr mag Bentow zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten.

Vom Nordsternpark über Schloss Berge bis zur alten Zechensiedlung in Hassel

Als mögliche Schauplätze hat sich der Hauptstadt-Autor auf seiner Gelsenkirchen-Tour Schloss Berge, den Nordsternpark in Horst oder eine alte Zechensiedlung in Hassel angeschaut. Und unterwegs viele Fotos und noch mehr Notizen gemacht. Wie viel vom Erlebten tatsächlich in der fertigen Geschichte landet, wird der Schreibprozess zeigen. Er fühle sich wie ein Kochtopf, in den nun viele Zutaten gelegt wurden, die nun erstmal eine Zeit lang garen müssten. Wenn der Deckel dann angehoben wird, komme hoffentlich eine literarische Delikatesse zum Vorschein.

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Bentows fertiges Werk soll dann eine von insgesamt 21 Kurzgeschichten sein, die gebündelt im Krimiband zu „Mord am Hellweg“ erscheinen werden. Dies sei nach wie vor Europas größtes Krimifestival, betont dessen Leiter Herbert Knorr, der selbst in Gelsenkirchen lebt. Seine Erstauflage erlebte es 2002 und findet seitdem im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Eine Unterbrechung in diesem Turnus gab es nur vor drei Jahren aufgrund der Corona-Pandemie. Und Gelsenkirchen wird im kommenden Jahr zum siebten Mal zu den Gastgeberstädten von „Mord am Hellweg“ gehören.

Max Bentow wird 2024 bei „Mord am Hellweg“ in Gelsenkirchen lesen

Fest steht bereits, dass Max Bentow dann in Gelsenkirchen lesen wird. „Wo genau, werden wir aber erst entscheiden, wenn seine Geschichte fertig ist“, betonen Regina Hippler und Claudia Nobis von der hiesigen Stadtbibliothek. Die Wunschlösung wäre, eine Örtlichkeit zu finden, die gut zu der Handlung und Grundatmosphäre der Story passt. „Und es muss genügend Platz für das Publikum sein“, so das Bibliotheksduo. Schließlich sei Bentow als Bestseller-Autor ein garantierter Publikumsmagnet.

Bentow wird im kommenden Jahr aber nicht seine Lese-Premiere bei „Mord am Hellweg“ erleben. Er war bereits 2014 hier zu Gast, damals im Schloss Horst. Und auch an diesen Ort hat er nicht nur lebhafte Erinnerungen, er hat ihn sich auf seiner Recherchereise nun noch einmal angeschaut. „Ich bin in den Tagen hier auch viel mit der Straßenbahn unterwegs gewesen. Da hat sich schnell eine gewisse Vertrautheit mit der Stadt eingestellt“, so der Autor.

Erstmals spielt die Handlung einer Kurzgeschichte nördlich des Kanals

Mit seiner Gelsenkirchen-Kurzgeschichte tritt Bentow in große Fußstapfen. Denn bei den Festivals zuvor hatten prominente Schreibende wie Rita Falk, Volker Kutscher, Arno Strobel oder zuletzt Bernhard Aichner diesen Part übernommen. „Und wir sind sicher, dass sich Max Bentow ganz wunderbar in diese illustre Reihe einfügen wird“, so Herbert Knorr. Der hatte zum Abschluss noch einen erstaunlichen Fakt in petto: Denn Bentows Kurzgeschichte über Gelsenkirchen sei die erste, deren Handlung nördlich des Kanals spielen wird.

Zahlen und Fakten

Max Bentow ist gelernter Schauspieler. Seit 2011 veröffentlicht er als Romanautor Psychothriller und Krimis. Sein neuestes, insgesamt 13. Werk heißt „Engelsmädchen“ und wurde im September veröffentlicht. Hauptfigur ist wie gewohnt der Kommissar Nils Trojan. In der Kriminalpsychologin Carlotta Weiss steht ihm aber erstmals eine neue Kollegin bei den Ermittlungen helfend zur Seite.

„Die Bücher von Max Bentow sind in unserer Ausleihe absolute Renner“, sagt Regina Hippler, die stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek. Dort werden seine Werke derzeit auf einem Sondertisch präsentiert.

Veranstalter des Krimifestivals „Mord am Hellweg“ sind das Westfälische Literaturbüro Unna und die Stadt Unna.