Düsseldorf. Den Namen kennen wenige, die Musik dafür Millionen: In Düsseldorf lauschten 5000 Fans dem Bombast, der ursprünglich für Filmtrailer gedacht war.

Der Regenguss vor der Mitsubishi Electric Halle ist gerade vorbei. Das Klanggewitter steht 5000 Fans erst noch bevor. „Two Steps from Hell“ haben sich am Freitag in Düsseldorf nicht gerade auf leisen Sohlen ans Publikum herangepirscht. Ein dauerbeschäftigtes Orchester, schrille Chöre, hohe Trommeltürme und klirrende E-Gitarren füllten knapp drei Konzert-Stunden spielend.

Auch wenn der Name wenigen auf der Zunge liegt, die Melodien haben längst die Grenze der stetig wachsenden Anhängerschaft überschritten. Sei es durch die Einlaufmusik zur Fußball-Europameisterschaft 2012, bei Preisverleihungen, als Hintergrundmelodie in TV-Beiträgen oder in populären Videospielen. Auch in Düsseldorf schallt die Mischung aus Filmmusik, Rock und Weltmusik. Mal mit, mal ohne Gesang.

Hinter „Two Steps from Hell“ stecken der norwegische Komponist Thomas Bergersen und der in London geborene Klangtüftler Nick Phoenix. In Los Angeles hat sich das Duo seit 2006 auf die Untermalung von Kinotrailern spezialisiert - für Avatar, Star Wars bis Harry Potter.

Two Steps from Hell: Trailermusik für Avatar, Star Wars und Harry Potter

Das Arbeitswerkzeug für Filmemacher machte sich allerdings hurtig über soziale Medien wie YouTube und Tiktok selbstständig, sammelte vornehmlich bei jungen Fans Milliarden Klicks. Seit dem vergangenen Jahr geht das Duo auf Tournee. Vor einigen Wochen spielten „Two Steps from Hell“ sogar beim Metal-Festival in Wacken.

Zwei Schritte vor der Hölle wäre das ungewöhnliche Konzert in Düsseldorf für Ticketbesitzer allerdings beinah noch ausgebremst worden. Ein fieser Verkehrsstau und eine komplizierte Parkplatzsuche rund um die Halle sorgten dafür, dass etliche Fans mit Handy-Taschenlampen stark verspätet ihren Sitzplatz suchten.

Wer zu diesem Zeitpunkt nicht gerade „Pssst…“ zischte, lauschte den mit Bombast angereicherten Melodien, die nach einer ganz eigenen Rezeptur funktionieren. Schließlich müssen bei Filmtrailern die Emotionen der Zuschauer in kürzester Zeit durchgeschleudert, Spannung erzeugt und Neugierde geweckt werden.

Mit feiner Klinge hat das dann meist wenig zu tun: Oft grummelt es wie im Fantasy-Blockbuster. Violinistinnen werfen ihre langen Haare in den Nacken. Solisten schwingen die Querflöte wie ein Schwert hin und her. Ein bisschen Hollywood gehört dazu. Die Linie zwischen Gänsehaut und Kitsch ist fließend.

Two Steps from Hell: Komponist modelliert Luftballon-Figur auf der Bühne

In Düsseldorf bringt vor allem die zweite Konzerthälfte die Fans auf Trab. Thomas Bergersen modelliert bei einer Anmoderation plötzlich eine Tierfigur aus Luftballons zusammen. „Ich hätte es vor Wochen noch für unmöglich gehalten, dass ich so etwas vor 5000 Menschen schaffe und zeitgleich eine Geschichte erzähle.“ Klar doch: Das nächste Stück soll ein Mutmacher sein und heißt „Impossible“.

„Remember me“ spielen die Musiker als emotionalen Erinnerungssong für alle Konzertbesucher, die einen Menschen verloren haben. Hunderte Handylichter flackern. Es ist einer der Ruhepole eines sonst krachenden Konzerts. Als das Duo die wohl bekannteste Komposition „Heart of Courage“ ankündigt, schwappt ein riesiger Seufzer durch die Halle.

„Two Steps from Hell“ werden oft als Erfinder des Genres „Epic Music“ bezeichnet. Doch ähnliche Trailerprojekte wie „Audiomachine“ von Paul Dinletir und Carol Sovinski waren streng genommen früher am Start. Auch Filmmusik-Stars wie Vangelis und Hans Zimmer haben in der neuen Klangschöpfung ihre Spuren hinterlassen.

Der interessante Genre-Mix leidet zu Konzert-Beginn zwar unter einer etwas blechernen Akustik. Das Komponisten-Duo macht vieles mit einer sympathischen Konzert-Führung wieder wett. Auch wenn man bei „Two Steps from Hell“ reichlich Computer-Spielerei im Hintergrund vermutet. Die Protagonisten spielen etliche Instrumente selbst.