Gerard Butler in Afghanistan auf dem Weg zum Charakterspieler: „Kandahar“ ist viel besser als „Die letzte Fahrt der Demeter“ und „Blue Beetle“.
„Kandahar“
Im Iran fliegt eine atomare Forschungsanlage in die Luft. Der Engländer Tom Harris organisierte den Anschlag für die CIA. Bevor er das Land verlassen kann, wird seine Identität sowie die seines Übersetzers enttarnt. Einzige Chance ist die Flucht auf dem Landweg nach Afghanistan und von dort weiter nach Pakistan. Der iranische Geheimdienst, Warlords und das pakistanische Kartell wollen die Flüchtenden um jeden Preis stoppen.
„Kandahar“ ist der bislang dritte (nach „Angel Has Fallen“ und „Greenland“) und mit Abstand beste Film von Regisseur Ric Roman Waugh mit Actionstar Gerard Butler. Der zeigt beständig ansteigende Form, seit er sich auf Action-Getöse für die zweite Reihe verlegte. Die Filme sind nicht allzu teuer, aber mit coolen Typen besetzt und so effizient, dass man sehen kann, wie das Geld gekonnt in die Action-Schauwerte floss. Es hilft zudem, dass das Drehbuch eine starke verbissene Note ins Geschehen impfte, die im verwitterten Gesicht von Gerard Butler angemessen gespiegelt wird. Männer bei der Arbeit. Der Soundtrack des britischen Komponisten David Buckley begleitet das alles mal orientalisch, mal poppig, aber durchweg kongenial.
Zur Person: Gerard Butler gehört in einem Atemzug mit Action-Mimen vom Schlage eines Bruce Willis, eines Sylvester Stallone oder Mel Gibson genannt. Der Schotte irischer Abstammung mit den eindringlich grün-blauen Augen und dem Brummbass ist jedoch weit weniger bekannt. Dennoch dürften seine Auftritte in Werken wie dem (umstrittenen) „300“ oder „Angel Has Fallen“ den meisten Zuschauern in Erinnerung geblieben sein. 1969 in Paisley geboren, studierte er Jura in Glasgow. Kurz vor Ende seiner Ausbildung wurde er von einer Anwaltskanzlei entlassen, weil er ein Alkoholproblem hatte. Seit seinem Umzug nach London, wo seine Schauspielkarriere mit Bühnenrollen begann, ist Butler „trocken“. Eine seiner ersten Filmrollen war in der James-Bond-Folge „Der Morgen stirbt nie“.
„Die letzte Fahrt der Demeter“
Am 6. Juli verlässt der russische Schoner „Demeter“ den Hafen von Varna. Als das Schiff einen Monat später die englische Küste erreicht, ist niemand von der Besatzung mehr an Bord. Nur der Passagier, der die Reise buchen ließ, erreicht das feste Land – Dracula.
Das siebeneinhalbseitige Logbuch aus dem siebenten Kapitel von Bram Stokers Roman „Dracula“ liefert die literarische Vorlage für eine Verfilmung, die unter der Regie des Norwegers André Øvredal („Trollhunter“, „Scary Stories to Tell in the Dark“) nur in Ansätzen Talent zu Atmosphäre und Beunruhigung spüren lässt.
Ein Film hat Probleme, wenn er als erstes das Ende verrät, dann unbekanntes Grauen beschwört und dabei mit größter Mühe jegliche innere Logik der Geschichte (wann ist Tag, wann Nacht, wann stürmt es, wann nicht?) ignoriert. Im zeitgemäßen Bestreben um Korrektheit und Diversität ist jede Hautfarbe an Bord versammelt, und auch eine Frau. Das alles wirkt wie eine Kostümvariante zu „Alien“. Wo ist der Graf, wenn man ihn braucht? Er hätte den Film verhindern können.
„Blue Beetle“
Der mexikanische Jüngling Jaime wird von einem genveränderten Metallkäfer als Wirtskörper ausgesucht und hat dadurch außerordentliche Kräfte und Fähigkeiten. Die sind auch bitter nötig, denn die ruchlose Konzernchefin Victoria (Susan Sarandon, fabelhaft geliftet und maßlos unterfordert) und ihr ergebener Killer-Cyborg jagen nun Jaime und seine Familie.
Ein B-Comic aus dem Jahr 1939 erlebt seine filmische Umsetzung unter der Maßgabe, speziell den hispanischen Markt zu bedienen. Für die Besetzung engagierte man eher preiswerte Seriendarsteller mit lateinamerikanischen Wurzeln, für die Story klaute man dreist bei „Robocop“, „Hulk“ und „Iron Man“ (sowie vielen anderen) und ummantelte das mit temperamentvoller Latino-Folklore – oder was man sich in Hollywood darunter vorstellt. Der Film ist dauerhaft laut und garantiert frei von eigenen Ideen. Warum dreht man so etwas?