Duisburg. Nach der Gluthitze proben sie in Mänteln - auch ein Kommentar zum Festival-Thema Mensch und Natur. Was bringt die Ruhrtriennale ab Donnerstag?

Morgen startet die dritte und letzte Saison der Ruhrtriennale unter der Leitung von Barbara Frey mit einer eigenen Inszenierung von William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum“ in der Kraftzentrale des Duisburger Landschaftsparks. Dass man heuer in dem ungeheizten Raum in Pullovern und Mänteln proben musste, während im letzten Jahr die Arbeit von schweißtreibenden Hitzerekorden begleitet wurde, wertete die Schweizer Intendantin auf einer Pressekonferenz als Bestätigung der Tatsache, wie sehr das Verhältnis des Menschen zu seiner ihn umgebenden Natur gestört sei.

Die Natur und der Mensch, ein Motto mit vielen Ebenen in unserer Zeit

Ein zufälliger Umstand, der den Kern ihrer dreijährigen Intendanz trifft, in der sie aus unterschiedlichen Perspektiven in die „Natur des Menschen“ eindringen wollte und will. Bis zum 24. September werden in Duisburg, Essen, Dortmund und Bochum 113 Vorstellungen aller künstlerischen Sparten mit 34 Produktionen und 600 Künstlerinnen und Künstlern aus 30 Ländern gezeigt.

Zwei Drittel der 34.000 Tickets seien nach Angaben der Geschäftsführerin der Kultur Ruhr GmbH, Vera Battis-Reese, bereits verkauft. Hier nur der Hinweis auf drei Highlights. Es versteht sich von selbst, dass Barbara Frey Shakespeares Komödie nicht als luftiges Sommermärchen versteht, sondern als Suche des Menschen nach sich selbst. In einer Welt, die bereits bei Shakespeare von „Verlust und Zerstörung“ erschüttert wird. Diesen Aspekt, wollen der Komponist Georges Aperghis und der Schriftsteller John- Christophe Bailly am Freitag in der Gebläsehalle des Landschaftsparks mit der Kammeroper „Die Erdfabrik“ mit kleinerem Aufwand vertiefen.

Die Reise ins Innere des Menschen korrespondiert hier mit den zerstörerischen Folgen des Bergbaus für die Natur. Fünf Musikerinnen und Musiker, darunter zwei Schlagzeuger, dringen mit unterschiedlichen Klangmaterialien in immer tiefere und dunklere Schichten des Erdreichs und der menschlichen Seele ein.

Grenzen zum Publikum aufheben will die Ruhrtriennale 2023

Ein Thema, das auch das größte musiktheatralische Projekt bestimmt, Leoš Janáčeks letzte Oper „Aus einem Totenhaus“ in der Inszenierung von Dmitri Tcherniakov, das ab dem 31. August in der Bochumer Jahrhunderthalle gezeigt wird. Dostojewskis Aufzeichnungen aus seiner sibirischen Verbannung hat Janáček zu einer erschütternden Hymne der menschlichen Empathie geformt.

Entsprechend deutet Tcherniakov den Gulag als örtlich und zeitlich abstraktes Gefängnis einer von Machtbesessenheit beherrschten Welt. Die Grenzen zwischen Bühne und Publikum hebt Tcherniakov auf, so dass die Besucher in das Gefangenenlager integriert werden.