Essen. Die Kultur in NRW will sich transformieren und hat dabei Architektur, Organisation und Besucher im Blick. Wo die Herausforderungen liegen.

Museumsdirektor Peter Gorschlüter ist stolz, dass die Kältetechnik in seinem Haus bereits jetzt mit 100 Prozent Ökostrom läuft. Die CO2-Emissionen seien allein damit um rund 50 Prozent reduziert worden. Unter anderem deswegen ist das Folkwang Museum nicht nur der Gastgeber, sondern auch ein wenig der Klassenprimus, wenn Kultur- und Wissenschaftsministerien Ina Brandes (CDU) feierlich 21 Kulturschaffenden deren Zertifikate überreicht: Sie alle sind jetzt IHK-geprüfte „Transformationsmanagerinnen und -manager“.

Unter anderem Mitarbeiter des soziokulturellen Zentrums Zakk aus Düsseldorf, der Stadtbibliothek Köln oder des Musik- und Literaturfestivals „Wege durch das Land“ haben an der mehrmonatigen Fortbildung teilgenommen und gemeinsam erste Nachhaltigkeitskonzepte erarbeitet. Zusammen bilden sie das „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit.“

Das Ziel: Als erstes Museum in Deutschland klimaneutral werden

Zurück in ihren Institutionen, sollen die nun mit der gewonnenen Expertise für mehr Nachhaltigkeit in ihren Häusern sorgen – und damit zu Vorbildern für andere werden. Denn die Herausforderungen sind groß, die Hebel aber oft die gleichen: Die Umrüstung der Heiz- und Kühlsysteme etwa oder die Einführung wiederverwendbarer Modulsysteme bei Ausstellungen.

Ein erster Schritt ist die Erhebung von Daten: Die Stadtbibliothek Köln hat jetzt zum Beispiel erstmals eine CO2-Bilanz erstellt – vorerst nur für eine kleine Zweigfiliale, als Rechenübung. Das Museum Folkwang hat das schon 2019 gemacht. Die Einsicht seinerzeit: „Wir müssen etwas ändern an unserer Energieversorgung“, so Gorschlüter.

Ein Jahr später war die Kältetechnik umgestellt (siehe oben), noch zwei Jahre später bekam das Museum eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach. Und jetzt? Steht noch der Umbau von Heiz- und Dampfsystemen auf Wärmepumpen an. „Machbar“, sagt Gorschlüter. Sein Ziel: Als erstes Museum in Deutschland CO2-neutral zu werden.

Nachhaltigkeit fängt auf dem Parkplatz an

Dabei steuern Museen nur einen geringen Teil zum gesamten CO2-Ausstoß bei. Die elf größten Museen Hamburgs zum Beispiel stoßen in einem ganzen Jahr zusammen so viel CO2 aus wie neun Großraumflugzeuge auf dem Weg von Hamburg nach New York und zurück – so das Ergebnis der Nachhaltigkeitsinitiative „Elf zu Null“. Wer sich indes die Verbindung von Kunst und Leben auf die Fahnen schreibt und in Ausstellungen aktuelle Klimadiskurse aufgreift, der kann schlecht einfach gar nichts tun.

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Das Museum Folkwang, in großen Teilen ein Neubau von 2010, hat es da noch recht leicht. Das Zakk aus Düsseldorf, untergebracht in weitläufigen Fabrikhallen, schon schwerer. Besonders für solche Häuser lohnt es sich, den Blick weg vom Gebäude über den Parkplatz schweifen zu lassen. Denn: „Den größten CO2-Abdruck hinterlassen nicht wir, sondern unsere Besucher“, weiß Gorschlüter. Die werden in Essen derzeit zu Anreiseweg und Verkehrsmittel befragt. Ergebnis könnte eine Kooperation von Museum und ÖPNV sein.

Dass für die grüne Wende im Kultursektor auch viel Geld investiert werden muss, versteht sich. Kleinere Theater, Festivals und Kinos können das unmöglich selbst stemmen, müssen sie auch nicht. Aber gut im Akquirieren von Fördergelder sollten sie sein. Und das sei eben das Museum Folkwang nicht zuletzt auch, lobt sogar die Ministerin. Und die muss es ja wissen.