Essen. Zwei Rapper machten aus dem Song des Blödel-Ostfriesen eine moderne Version und stellten das Stück bei Tiktok ein.

15 Wochen standen Udo Lindenberg und Apache 207 mit ihrem Duett „Komet“ auf Platz eins der deutschen Charts. Zwei Wochen länger, und sie hätten den Rekord von Boney M aus den Siebzigern geknackt. Verdrängt worden ist Lindenberg ausgerechnet von einem alten Kumpel aus gemeinsamen WG-Zeiten. Mit einem Remix des 30 Jahre alten Songs „Friesenjung“ hat Otto Waalkes die Hitparade gestürmt – nicht ganz freiwillig und mit Unterstützung des Internets.

Begonnen hatte die Geschichte Mitte Mai. Da postet August Jean Diederich, besser bekannt als Berliner Rapper Ski Aggu, diverse Videos auf der Social-Media-Plattform Tiktok. Kurze Schnipsel einer „Friesenjung“-Dance-Version, die er zusammen mit seinem niederländischen Kollegen Joost Klein (25) aufgenommen hatte. Appetithäppchen, die Follower weiterverbreiten. Das macht man heute so, das ist nicht unüblich. Vom Original, das wiederum ein deutsches Cover des Sting-Hits „An Englisch Man in New York“ ist, bleibt dabei nicht viel übrig.

Das Remake erinnert an den ultraschnellen Gabber-Techno der Neunziger, und der Refrain ist maschinell so verfremdet, dass man meint, die Schlümpfe hätten vor dem Singen Helium eingeatmet. Inspiration für ihn, sagt Ski Aggu, der in der Öffentlichkeit stets übergroße Skibrille zur Vokuhilafrisur trägt, sei unter anderem der Crazy Frog, diese nervtötende Animationsfigur aus den Werbespots für Klingeltöne (A Ring Ding Ding Ding), als es noch Handys und keine Smartphones gab. Wer den noch kennt der weiß: Das darf man durchaus als Warnung verstehen.

Es dauert ein wenig, bis Otto auf das Cover reagiert. Immer wieder sprechen Ski Aggu und Joost einen der dienstältesten Komiker des Landes über Tiktok an. Der Slogan „Bitte, Otto, bitte“ wird in den Kommentarspalten der Plattform zum geflügelten Wort. Irgendwann willigt Waalkes nicht nur ein, er erklärt sich auch bereit, im Video zum Song mitzuspielen.

Auf Platz eins: Komiker Otto Waalkes.
Auf Platz eins: Komiker Otto Waalkes. © dpa | Georg Wendt

Er habe sich „sehr geschmeichelt“ gefühlt, „weil für mich jede Parodie die ehrlichste Form der Verehrung darstellt“, hat er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa gesagt und behauptet, er fühle sich in den sozialen Medien „sehr wohl“. „Mit Tiktok komme ich zurecht, so alt bin ich nun auch wieder nicht“, sagt der gebürtige Emdener, der in wenigen Wochen seinen 75. Geburtstag feiert. Mit den sozialen Medien alleine, ist Waalkes überzeugt, sei der Erfolg nicht zu erklären. „Das liegt an der Zeitlosigkeit dieser Songs, die ich damals parodiert habe. Und wenn man dann den Zeitgeist und ein gewisses Tempo hineinbringt, dann wird es wieder aktuell.“ Nächstes Jahr sei dann vielleicht eine Klassik-Version dran.

Vier Millionen Abrufe bei Youtube

Anders als bei der Kombi Udo Lindenberg/Apache singt Otto Waalkes aber nicht alleine, und so schnell geschnitten ist das dazugehörige Youtube-Video, dass man es eigentlich in Zeitlupe abspielen muss, um Waalkes nur für Sekundenbruchteile zu sehen. Das hat dem Erfolg allerdings keinen Abbruch getan: rund vier Millionen Abrufe bei Youtube und knapp sechs Millionen Streams allein bei Spotify. Noch wichtiger findet er allerdings etwas anderes. Waalkes: „Ich werde auf der Straße wieder angesprochen.“

Holladihiti!

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