Essen. Das Klavier-Festival Ruhr ehrte in Anne-Sophie Mutter nicht nur die begnadete Musikerin, sondern auch eine Fördererin des Nachwuchses und noch mehr.
Anlässlich ihres mittlerweile 15. Auftritts erhielt Anne-Sophie Mutter in der Essener Philharmonie den Preis des Klavier-Festivals Ruhr 2023. Intendant Franz Xaver Ohnesorg ehrte damit die seit Jahrzehnten überragende Geigerin für ihre „künstlerische Neugier“, mit der sie sich immer wieder für Neue Musik einsetzt (die 59-Jährige hat in fast fünf Karriere-Jahrzehnten 31 Kompositionen uraufgeführt), aber auch für ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber jungen Künstlern und ihre „genuine Großzügigkeit“, erlebt etwa beim Benefizkonzert für die Ukraine im vergangenen Jahr – und nicht zuletzt einen „wunderbaren Menschen“.
Mit ihrem langjährigen Klavierpartner Lambert Orkis führt sie schon so etwas wie eine künstlerische Ehe. Hinzu trat diesmal mit dem jungen, exzellenten Cellisten Maximilian Hornung einer der ehemaligen Stipendiaten der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung. Und da entfaltete sich zu dritt in der Tat jene „mitreißende und ansteckende Energie“, die der Komponist Jörg Widmann in seiner schriftlichen Laudatio der Geehrten attestiert: Man schenkte sich nichts in Beethovens „Geistertrio“, fand aber ebenso zu innerer Harmonie und dialogischer Kompetenz.
Sebastian Currier widmete Anne-Sophie Mutter sein „Ghost Trio“
Der US-Amerikaner Sebastian Currier (*1959) knüpfte mit seinem Anne-Sophie Mutter gewidmeten „Ghost Trio“ an die klassisch-romantische Tradition an, kontrastiert mit moderat modernen Ausdrucksmitteln im dicht gefügten melodischen Kontinuum. Ein anregendes Stück.
Clara Schumanns drei Romanzen op. 22 nahmen sich wie Lieder ohne Worte aus, Brahms‘ Sonate op. 108 kündete von dem perfekten künstlerischen Einvernehmen zwischen Mutter und Orkis, zwischen liebevoll ausgebreitetem Klangteppich und geigerischer Noblesse, die auch den virtuosen Tanz auf dem Vulkan einschloss.
John Williams’ „The Long Good-Bye“ zum Abschied von Franz Xaver Ohnesorg
Von den drei Zugaben, eine wehmütiger als die andere, galt „The Long Good-Bye“ von John Williams dem Abschied nehmenden Intendanten Ohnesorg, die Titelmusik aus „Schindlers Liste“ wirkte wie eine friedvolle Geste in einer unfriedlichen Zeit.
Zur neuen Stipendiatin, deren Finanzierung mit dem Preis des Klavier-Festivals traditionell verbunden ist, wählte Anne-Sophie Mutter die rumänische Pianistin Madalina-Claudia Danila, die im nächsten Jahr ihr Debüt dem Klavier-Festival Ruhr geben wird.