Moers. . Musiker aus Nordkorea, die WDR-Bigband und Marimba-Spieler: Das Moers Festival ist eine Wundertüte. Konzerte gibt es sogar im Wasser.
Geht das Moers Festival baden? Mitnichten – auch wenn es am Ende der Programmpressekonferenz am Donnerstag im Solimare womöglich so aussah. Tim Isfort, nun im zweiten Jahr als künstlerischer Leiter für das Programm verantwortlich, denkt bei so viel Wasser eher an einen „Jungbrunnen“. Und das passt begrifflich sehr gut zu einem Programm für das 47. Moers Festival (18. bis 21. Mai), das die „Tradition des Unerwarteten“ mit Weltpremieren, ungewöhnlichen Formationen und vielen musikalischen Überraschungen an Pfingsten fortsetzen soll.
Flankiert von Ensemblemitgliedern des Schlosstheaters, Improviser Josephine Bode und Morning Session-Kurator Jan Klare, überraschte Isfort mit einer schräg inszenierten Pressekonferenz, bei der das Podium der Akteure auf dem absenkbaren Boden des Lehrschwimmbeckens installiert war. Nicht von ungefähr: Auch das Lehrschwimmbecken wird Konzertort, „das hat nämlich Unterwasserlautsprecher“, so Isfort.
Wer nach Moers kommt? Vielleicht zum allerersten Mal Musiker aus Nordkorea, die dann gemeinsam als Projekt „Fokus Pyongyang“ mit internationalen Musikern auf der Bühne stehen könnten. Den Kontakt hat Isfort während einer Reise nach Nordkorea geknüpft. Ob das Wunschprojekt realisiert werden kann, stehe allerdings noch nicht fest, so Isfort: „Wir sind gerade in Gesprächen mit Berlin.“ Sicher sind aber zwei weitere ungewöhnliche Projekte, die in Moers Weltpremiere feiern: Bei „Marimba-Madimba Conférence“ treffen Marimba-Spieler aus verschiedenen Kontinenten aufeinander. „Siddi Traces“ heißt ein Projekt, bei dem Musiker der ethnischen Gruppe der Siddi aus dem Grenzgebiet zwischen Pakistan und Indien, drei indische Musiker und Klangkünstler Achim Zepezauer gemeinsame Sache machen.
Die Musik zieht in die Stadt hinein
Als „Artist in Residence“ kommt Peter Brötzmann, für Isfort einer der geistigen Väter des Moers Festivals, gleich mehrfach zum Zuge. Einer der Höhepunkte könnte am Samstag das Konzert der WDR-Bigband mit Peter Erskine unter der Leitung von Vince Mendoza werden. Außerdem dabei: Ralph Alessi und Rob Mazurek. Beim Improviser-Konzert von Josephine Bode wird es ein Wiedersehen mit dem amerikanischen Pianisten Ethan Iverson geben, der im letzten Jahr mit seinem Trio „The Bad Plus“ in Moers zu Gast war.
Wie im letzten Jahr zieht das Festival wieder verstärkt in die Stadt hinein – mit ticketierten ebenso wie mit Gratis-Konzerten an verschiedenen Spielorten. Bewährt hat sich vor der Festivalhalle der Dorfplatz. Auch hier wird es wieder Live-Musik geben. Und: „Das Angebot wird größer sein als im Vorjahr“, sagt Claus Arndt, Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH.
Das Festival ist „auf Kante genäht“
Künstlerisch war der Neustart im letzten Jahr rundum gelungen, die finanzielle Lage sorgt bei den Verantwortlichen aber nach wie vor für Kopfschmerzen: „Im Moment läuft es wirtschaftlich gut, aber die Zukunft bereitet uns größte Sorgen“, sagte Claus Arndt, Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH, am Rande der Programmpressekonferenz. Mit einer Förderquote von 80 Prozent sei das Festival „auf Kante genäht“.
2017 sei durch den Wechsel in der Moers Kultur GmbH und in der künstlerischen Leitung des Festivals ein besonderes Jahr gewesen: „Wir hatten mit geringen Einnahmen zu kämpfen, dazu kamen nach dem Attentat in Manchester verschärfte Auflagen für das Sicherheitskonzept“, so Arndt. Durch die knappe Zeit habe das „etliche 1000 Euro“ mehr gekostet. Aber: „Das kriegen wir durch das Auflösen von Rücklagen gestemmt.“
Das Interesse am Festival sei in diesem Jahr „ungebrochen hoch“. „Die Early Bird-Tickets sind weggegangen wie warme Semmeln, da sind wir auf dem Weg der Vorjahre.“ Im nächsten Jahr läuft der Bundeszuschuss aus. „Wenn das so bleibt, muss der Programmetat auf das Minimum reduziert werden“, sagt Arndt. Die Moers Kultur GmbH werde aber versuchen, weiterhin eine Förderung durch den Bund zu bekommen. „Die Groko hat uns da nicht gerade in die Karten gespielt, wir konnten erst spät Kontakte knüpfen.“
Immerhin: „Eine Wertschätzung des Festivals ist überall zu erkennen“, so Arndt. Es gebe positive Signale aus allen Parteien. „Das hat sich um 180 Grad gedreht.“
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Die Tickets für das Moers Festival sind teurer geworden. Ein Festivalticket für alle vier Tage kostet in diesem Jahr im Vorverkauf (VVK) 151 Euro (ermäßigt 76 Euro), an der Tageskasse 160 Euro (ermäßigt 80 Euro).
Preise für Tagestickets bewegen sich im VVK zwischen 49 und 70 Euro.
Erstmals hat das Festivalteam auch VIP-Tickets (VVK 270 Euro) aufgelegt. Sie beinhalten Zugang zum Backstagebereich sowie eine Mahlzeit und drei Getränke pro Tag.