Zwei Kinderneurologen erklären zum Weltgehirntag, wie das komplexe und wichtige Organ funktioniert.
Nervenzellen, Synapsen, Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis: Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, was es es mit diesen Wörtern auf sich hat? Pia Vaassen und Thorsten Rosenbaum sind Kinderneurologen und beschäftigen sich mit diesen und weiteren Fragen rund um das Gehirn.
Woraus besteht das Gehirn?
Es befindet sich geschützt durch die Hirnhäute und Hirnwasser im Schädel und besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen. Das Gehirn stellt die Schaltzentrale des Körpers dar und ist unterteilt in zwei Hirnhälften, die durch Fasern verbunden sind. Im Gehirn entstehen Sinneseindrücke, wie Sehen, Hören, Riechen und Fühlen und Bewegungen werden gesteuert.
Damit diese Prozesse kontrolliert werden können, muss es mit jeder Nervenzelle im Körper verbunden sein. Deswegen wird das Gehirn oft mit einem Computer verglichen: Dazu muss man sich vorstellen, man hätte eine Computerfestplatte im Kopf. Diese speichert Informationen und schickt sehr schnelle elektrische Signale hin und her. Dies geschieht über die Nervenzellen, die verbunden sind durch Schaltstellen – die Synapsen.
Wie kommt es, dass wir uns an bestimmte Dinge erinnern und andere Dinge wieder vergessen?
Das Gedächtnis kann sich Dinge merken und wir können uns erinnern, was gestern oder vor zwei Jahren passiert ist oder wie der eigene Name ist: Die Informationen sind im Gehirn gespeichert. Man unterscheidet ein Kurzzeit- und ein Langzeitgedächtnis.
Neue Dinge, die man gerade hört oder sieht, landen im Kurzzeitspeicher und sind nur Sekunden oder Minuten da, andere Informationen werden an das Langzeitgedächtnis weitergeleitet. Dort können Bilder und Wörter jahrelang vorhanden bleiben: Das sogenannte Limbische System, ein Teil des Gehirns in der Mitte unseres Kopfes, sorgt dafür, dass alle Informationen genau überprüft werden – ist die Neuigkeit wichtig oder gut oder schlecht oder witzig. Darum fällt manchmal das Lernen in der Schule so schwer, wenn ein Fach langweilig ist, viele Nachrichten werden aussortiert. Andere Informationen lässt es durch, besonders jene, bei denen starke Gefühle, wie Angst, empfunden werden.
Was passiert im Gehirn, wenn man träumt?
Das Gehirn arbeitet tagsüber, wenn wir wach und aktiv sind, also denken, essen, Fahrrad fahren oder atmen. Es arbeitet aber auch nachts, wenn wir schlafen und träumen. Der Körper ruht sich aus und dabei werden Bilder und Gedanken , alles, was wir erlebt haben, sortiert. Manchmal entstehen Bilder, wie ein Kinofilm im Kopf. Unsere Träume helfen uns, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Wir träumen jede Nacht ungefähr ein bis zwei Stunden. Das Gehirn reagiert so, um sich für den nächsten Tag zu erholen.
Kann ich mein Gehirn „trainieren“, wie einen Muskel?
Wenn man Memory spielt, französische Vokabeln lernt oder Klavier spielt, trainiert man das Gehirn- durch Lernen. Dabei entstehen neue Verknüpfungen zwischen den Gehirnzellen, durch viele neue Synapsen. Je mehr Wiederholung, desto mehr Synapsen!
Die Merkfähigkeit und das Gedächtnis verbessern sich durch viele Wiederholungen, das Gehirn wird „trainiert“ – wie ein Jogging für den Kopf!