Velbert. Mit Anfang 30 haben zwei Velberter Verantwortung für ihren Tennisverein übernommen. Warum das im Sport nicht selbstverständlich ist und was sie bewegen möchten.

„Tennis ist einfach ein toller Sport fürs Leben“, sagt Tom Schönenberg und blickt zur Seite, wo wenige Meter weiter zwei Nachwuchsspieler in der Halle trainieren. „Man kann ihn bis ins hohe Alter spielen und auch mit der ganzen Familie.“ Familie ist ohnehin ein Stichwort für ihn und seinen Vorstandskollegen Nick Franke beim Netzballverein Velbert.

Geht es nach ihnen, soll der NBV eine „Familienoase“ in der Stadt sein – „ein Ort mit Sportangeboten, wo alle sich wohlfühlen und etwas für ihre Mitgliedsbeiträge bekommen.“ 2022 übernahmen Schönenberg und Franke als 1. und 2. Vorsitzender den Verein, im Alter von gerade einmal 30 und 29 Jahren.

Tennis beim NBV Velbert: „Bei uns gibt es kein Vorsprechen, um Mitglied zu werden“

Das ist alles andere als gewöhnlich für einen regionalen Verein mit über 500 Mitgliedern und großer Anlage. Speziell im Tennis, wo gerne mal ein bestimmter Typ älterer Herr im Anzug, auch ohne eigenen Bezug zum Sport, als Vereinsfunktionär auftritt. Schönenberg und Franke begrüßen im Trainingsoutfit zum Gespräch. „Bei uns gibt es auch kein Vorsprechen, um Mitglied zu werden. Die Beiträge sind moderat.“ Elitäre Klischees über ihren Sport bedienen sie nicht.

Tom Schönenberg (Velbert) schlägt den Ball am Freitag, 26.6.2020 bei seinem Spiel gegen Tom Schönenberg (Velbert).  Foto: Oliver Müller / FUNKE Foto Services
Tom Schönenberg (Velbert) schlägt den Ball am Freitag, 26.6.2020 bei seinem Spiel gegen Tom Schönenberg (Velbert). Foto: Oliver Müller / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Der Tennis und die Vereine brauchen Leute von der Basis, die Verantwortung übernehmen und repräsentieren“, findet Schönenberg. Der gebürtige Essener lebt für den und vom Sport. Er ist langjähriger Tennisprofi, kam vor elf Jahren zum NBV, bei dem er auch als Lehrer in der Tennisschule von Cheftrainer Mark Joachim tätig ist. Nick Franke ist sogar Velberter Eigengewächs. Der 33-Jährige wurde kurz nach der Geburt von seinen Eltern im Verein angemeldet, durchlief als Spieler Jugend und Senioren.

Junges Vorstandsduo beim NBV Velbert: „Im Endeffekt egal, wer die Eins, wer die Zwei ist“

Vor rund drei Jahren dann wollte der damalige langjährige Vorstand des Netzballvereins aufhören. Wie so oft stand die Frage im Raum, wer die Vereinsarbeit übernehmen will. Zumal ehrenamtlich. „Die haben händeringend Nachfolger gesucht, Tom und ich haben viel hin und her telefoniert und es schließlich gemacht. Der Verein ist meine Jugendliebe“, erzählt Franke.

Tennis:  Das neue NBV-Vorstands-Team des Netzballvereins Velbert posiert rund um das Netz eines Tennisplatzes für ein Gruppenfoto.
Tom Schönenberg und Nick Franke 2022 im Kreise ihres Vorstands nach den Wahlen 2022. © NBV | NBV

Nur eine Sache musste zwischen ihnen, die auch privat gute Freunde sind, geklärt werden: Wer wird erster, wer zweiter Vorsitzender? „Mein spontaner Gedanke war, dass Nick den ersten Vorsitzenden macht. Er ist von Geburt an im Verein. Das wäre doch authentisch und cool“, erinnert Schönenberg. „Und dann hat Nick mich angerufen und gesagt: ‚Tom, ich werde Vater‘.“

So übernahm der Tennisprofi den Vorstandsvorsitz und damit formal-rechtlich die meiste Verantwortung. „Tom ist nicht nur Profispieler, als Trainer der Tennisschule ist er ja jeden Tag hier und ansprechbar. Das macht schon Sinn“, sagt sein 2. Vorsitzender. Unterm Strich sei der Aufwand für beide quantitativ aber der gleiche. „Im Endeffekt ist es uns egal, wer die Eins, wer die Zwei ist“, lacht Schönenberg. „Wir haben auch viele weitere Kollegen im Verein, oder unsere Gastro oben, die alle großartige Arbeit leisten.“

Velbert: Neuer Padel-Platz auf der Anlage vom NBV soll im Sommer 2025 kommen

Für 2025 stehen beim NBV Velbert auch wieder viele Aufgaben an. Der bereits für letztes Jahr angekündigte Padel-Platz auf der Anlage am Kostenberg, den dann auch Nicht-Mitglieder nutzen können, soll im Sommer endlich fertig werden. „Da gab es ein paar Verzögerungen. Wir lernen ja auch viel“, konstatiert Schönenberg. Wenn man es ordentlich machen wolle, sei Vereinsarbeit halt viel und nicht immer einfach.

Tom Schönenberg stellte beim Neujahrsempfang des Netzballvereins Velbert 2023 das neue Padel-Court-Projekt vor. Diesen Sommer soll es soweit sein
Tom Schönenberg stellte beim Neujahrsempfang des Netzballvereins Velbert 2023 das neue Padel-Court-Projekt vor. Diesen Sommer soll es soweit sein © Ihlo | NBV

Vor allem aber solle beim NBV dieses Jahr sportlich vieles zukunftssicher gemacht werden. „Unser Ilian Mechbal ist jetzt 15 und eines der größten Talente seiner Altersklasse in Deutschland. Mathieu Wehner hat sein Abi gemacht und will Tennisprofi werden. Das sind alles Velberter Jungs, die hier von klein auf spielen und hier weiterhin ihre sportliche Heimat mit idealen Bedingungen und einen Verein, der sie auf ihrem Weg unterstützt, vorfinden sollen“, verspricht Schönenberg.

Wie kommt der „junge wilde“ Vorstand denn nach drei Jahren Arbeit bei eben jenen Velberter Jungs und allen anderen im Verein an? „Ich habe das Gefühl, dass die Menschen hinter uns stehen, uns machen lassen. Wenn sie unsere Arbeit nicht schätzen würden, würde es für mich auch keinen Sinn machen.“

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