Herne. Hunderte Jugendliche suchen noch eine Lehrstelle in Herne. Genügend Ausbildungsplätze gäbe es. In welchen Branchen Bewerber fündig werden können.
Ob zum Klempner, Bäcker oder Versicherungsfachangestellter: Hunderte Jugendliche haben zum 1. August ihre Lehre begonnen. Doch nicht alle Suchenden sind fündig geworden. Gleichzeitig gibt es noch freie Stellen, teilt die Bundesagentur für Arbeit in Bochum mit. Aktuell passiert viel auf dem Ausbildungsmarkt, die Vermittlungen laufen auf Hochtouren.
Ausbildung Herne: Jugendliche ohne Lehrstelle
Mit dem 1. August hat traditionell das neue Ausbildungsjahr begonnen – für viele junge Menschen der Einstieg in die Berufswelt. Eine Ausbildung sei noch immer „der Garant für ein sicheres Berufsleben und schützt vor langer Arbeitslosigkeit“, sagt Stephanie Herrmann, operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Bochum, zu der auch die Geschäftsstelle in Herne gehört.
Kurz vor Ausbildungsstart sind laut der Bundesagentur für Arbeit 480 Stellen in Herne unbesetzt gewesen. Ihnen stehen 367 Menschen gegenüber, die noch einen Platz suchen. Im Vergleich zum Vorjahr gebe es elf unversorgte Bewerberinnen und Bewerber mehr. Gleichzeitig sei aber auch die Zahl der unbesetzten Stellen um 89 gestiegen. Zwar gibt es mehr Stellen als Azubis, trotzdem suchen einige Jugendliche vergeblich.
Grundsätzlich sei das Verhältnis zwischen Ausbildungsplätzen und jungen Menschen, die eine Ausbildung suchen, im Bezirk der IHK Mittleres Ruhrgebiet (Bochum, Herne, Witten, Hattingen) ausgewogen, teilt Sven Frohwein mit. Dennoch bekämen Betriebe weniger Bewerbungen. Dahingehend habe sich der Ausbildungsmarkt in den vergangenen Jahren gewandelt. Betriebe müssten daher neue Wege finden, um an Nachwuchs zu kommen.
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„Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Ausbildungsplatz suchen, haben die Qual der Wahl. Auf der Strecke bleiben oft kleinere Betriebe, die weniger bekannt sind“, sagt Katja Fox, Mitglied des Führungsteams der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Die Folge: Viele Unternehmen suchten ganzjährig nach neuen Auszubildenden. Während viele Betriebe erkannt hätten, dass sie in Ausbildungen investieren müssen, um „Fachkräfte von morgen“ zu gewinnen und den Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, gebe es bei anderen Nachholbedarf.
Betriebe müssten sich daher vor allem dort präsentieren, wo junge Menschen sind, also auch in den sozialen Medien. Zudem sollten sich Betriebe nicht von schlechte Schulnoten abschrecken lassen. Stattdessen könnten sie verstärkt auf Praktika setzen, um einen Eindruck von den Bewerberinnen und Bewerbern zu bekommen.
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Das Angebot an Ausbildungsplätzen sei vielfältig. Außerdem seien im Vergleich zum Vorjahr im gesamten Zuständigkeitsbereich des IHK Mittleres Ruhrgebiet mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Insbesondere die Nachfrage nach gewerblich-technischen Berufen sei in den vergangenen Jahren stark angestiegen, teilt Sven Frohwein mit. Berufe in der Elektrotechnik, Bauberufe und Berufe im Handel seien in Herne besonders beliebt. Schwieriger haben es Unternehmen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie Betriebe, die Berufskraftfahrer und Busfahrerinnen ausbilden. „Das hat nach unseren Erkenntnissen vor allem mit den aus Sicht der jungen Menschen eher unattraktiven Arbeitszeiten zu tun.“
Herne: Auszubildende und Ausbildungsbetriebe passen nicht immer zueinander
Grund dafür, dass einige Lehrstellen noch offen sind, während junge Menschen gleichzeitig noch suchen, ist laut Anja Greiter vor allem der Umstand, dass Ausbildungsplätze und Auszubildende nicht zueinander finden. „Nicht jeder Jugendliche passt auf jede Stelle und nicht jede Stelle ist für jeden Jugendlichen geeignet.“ Das Problem liege weniger darin, dass junge Menschen keinen Ausbildungsplatz finden, sondern dass es nicht der richtige sei, erklärt Anne Kuhlmann von der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK).
„Nicht jeder Jugendliche passt auf jede Stelle und nicht jede Stelle ist für jeden Jugendlichen geeignet.“
Viele Ausbildungen starten zum 1. August oder 1. September. Ein späterer Beginn ist oft möglich. Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, könnte noch eine gute Chance haben, einen Platz in einem der rund 340 Ausbildungsberufe zu bekommen, sagt Roland Schüßler, Ausbildungsmarktexperte bei der Bundesagentur für Arbeit NRW. Sein Tipp ist, „jetzt schnell Kontakt zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit aufzunehmen.“ Diese unterstütze bei der Suche nach einer passenden Stelle. Beratungstermine gebe es auch kurzfristig online, telefonisch oder via E-Mail.