Berlin. Die Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat schon jetzt gezeigt, dass die europäische Idee längst noch nicht am Ende sein muss.

An dieser Stelle möchte ich mich outen – als großer Fan von Christoph Kramer. Eigentlich müsste immer EM sein, hat der ZDF-Experte gesagt. Und jedes Mal, wenn ich mich zu den Spielen in Berlin an den Hotspots des Public Viewings herumtreibe, klingeln mir diese Worte im Ohr.

Fußball soll ja nicht politisch sein. Oder soll er es doch? Was mir jedenfalls aufgefallen ist in den vergangenen Wochen, ist etwas, das in Zeiten des immer stärker werdenden Nationalismus Mut machen kann. Und Hoffnung gibt. Weil es gezeigt hat, dass die Idee von Europa trotz diverser Rechtsrucks auf dem Kontinent längst noch nicht am Ende sein muss.

EM heißt auch, sich mit anderen zu freuen

Ja, ich erlaube mir dabei ein gewisses Maß an Idealismus. Wer mir dabei Blauäugigkeit unterstellt, hat eine gute Beobachtungsgabe: Meine Augen sind blau (mit ein wenig Grau, um genau zu sein). Diese EM, sie ist längst das Sommermärchen, das im Vorfeld von vielen erhofft wurde. Völlig unabhängig von den gezeigten fußballerischen Leistungen. Und erst recht vom Wetter.

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Ich zähle zu den Menschen, die gern das Positive herausstellen. Wenn Menschen voller Stolz die Hymne ihres Landes mitsingen, dann darf man sich mit ihnen freuen. Weil sie etwas erleben, was nicht alltäglich ist. Woraus man Kraft schöpfen kann. Einem aus einem Gemeinschaftsgefühl heraus auch neuer Zuversicht geben kann.

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Wenn Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, gekleidet in den Trikots ihrer Nationalmannschaften, vor einem Duell fröhlich sind, dann ihre Teams anfeuern und danach unabhängig des Spielausgangs erneut bei einem Kaltgetränk zusammenstehen, dann ist dies die europäische Idee in einer Nussschale.

Positive Wirkung der EM in den Alltag mitnehmen

Nein, ich negiere nicht den Wolfsgruß des türkischen Spielers Demiral, auch nicht die rechtsradikalen Parolen und Gesten eines Teils der Fans in den Stadien oder auf dem Weg dorthin. Auch nicht die Fan-Auseinandersetzungen, die es während der EM gab. Die es bei Massenveranstaltungen dieser Art auch immer geben wird.

Doch je näher das Ende des Turniers rückt, desto mehr ist zu befürchten, dass die positive Wirkung, die von dieser EM für Europa ausgehen kann, viel zu schnell wieder im Altagstrott versanden wird. Das dürfte nicht nur Christoph Kramer nicht gefallen.

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