Bochum. Nach der Säure-Attacke mit elf Verletzten hatte das „Fräulein Coffea“ zunächst wieder geöffnet. Nun ruht der Betrieb vorerst. Das ist der Grund.

  • Bei einem Säureangriff auf das Bochumer Café „Fräulein Coffea“ in der Nähe des Schauspielhauses sind elf Menschen verletzt worden. Ein Mann (30) liegt weiter im Krankenhaus.
  • Ein Mann hatte hoch konzentrierte Schwefelsäure auf den Gast geschüttet, er wurde festgenommen.
  • Das Café hatte den Betrieb zunächst wieder aufgenommen. Nun bleibt das Lokal vorerst geschlossen.

Nach dem Säureangriff auf Gäste und das Personal hatte das Bochumer Café „Fräulein Coffea“ den Betrieb zunächst wieder aufgenommen. Nun bleibt das Lokal nahe des Schauspielhauses geschlossen. „Aufgrund der aktuellen Ereignisse braucht unser Team vorerst eine Pause. Wir bitten um euer Verständnis und hoffen, euch bald wieder begrüßen zu können“, heißt es in einer Mitteilung in den sozialen Medien.

Der Säureanschlag im Bereich der Außengastronomie an der Oskar-Hoffmann-Straße hatte am vergangenen Sonntag elf Verletzte gefordert. Ein Opfer, ein 30-jähriger Mann aus Bochum, wird weiter mit schweren Verletzungen im Krankenhaus versorgt. Lebensgefahr besteht nicht.

Gäste werden um Verständnis für vorübergehende Schließung gebeten

Das Café „Fräulein Coffea“, der Tatort, hatte drei Tage nach der Säureattacke wieder geöffnet. Der Betrieb lief beinahe wieder normal. Einzig im Außenbereich gab es noch Einschränkungen: Die Tische direkt vor der Tür, die entlang der Oskar-Hoffmann-Straße stehen, wurden, wie auch die im Innenbereich, ganz normal bedient. Am Donnerstagmittag waren diese Plätze beinahe komplett besetzt.

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  • Lara T. (30) arbeitete im Café in Bochum, als ein Mann dort Gäste mit Säure übergoss. „Als alle rannten, war klar, dass was Schlimmes los ist.“ Lesen Sie hier, wie sie die Tat und ihre unmittelbaren Folgen erlebte.

Leer dagegen blieben die Stühle um die Ecke, die entlang der Jakobstraße stehen. Den Gästen sagten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass dieser Bereich des Cafés vorerst noch geschlossen bleibt. Genauer äußerten sie und der Geschäftsführer sich zunächst nicht zu der Öffnung nach dem Angriff und den aktuellen Einschränkungen. Nun die Entscheidung: Das Café-Team legt eine Pause ein.

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Der Beschuldigte, ein 43-jähriger Mann aus Bergkamen, sitzt weiter in Haft. Das Amtsgericht hatte am Montag Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes erlassen. Das hatte Staatsanwältin Svenja Große-Kreul beantragt. Es soll das Mordmerkmal der Heimtücke vorliegen. Eine Mordkommission wurde eingerichtet.

„Weder ein politisches noch ein persönliches Motiv liegt zurzeit auf der Hand“

Wie Polizeisprecher Frank Lemanis sagte, handelt es sich bei dem Beschuldigten um einen 43-jährigen Deutschen aus Bergkamen, ohne Migrationshintergrund. Er ist bereits wegen Gewaltdelikten polizeibekannt. Ermittler hatten seine Wohnung in Bergkamen durchsucht. Dabei wurden keine Chemikalien gefunden. Zum Tatmotiv wurde bisher noch immer nichts bekannt. „Weder ein politisches noch ein persönliches Motiv liegt zurzeit auf der Hand.“

Der Beschuldigte weist die Vorwürfe zurück. Sein Verteidiger Fabian Reifer aus Bochum sagte auf WAZ-Anfrage: „Mein Mandant streitet die Täterschaft ab. Er sagt, er hat damit nichts zu tun. Warum und wieso die Polizei ihn als Täter identifiziert hat, weiß er nicht.“

Rechtsanwalt Fabian Reifer aus Bochum verteidigt den Beschuldigten. „Mein Mandant streitet die Täterschaft ab.“
Rechtsanwalt Fabian Reifer aus Bochum verteidigt den Beschuldigten. „Mein Mandant streitet die Täterschaft ab.“ © Fabian Reifer

Die Tat ereignete sich am Sonntag gegen 15.25 Uhr am Café „Fräulein Coffea“ an der Oskar-Hoffmann-Straße/Ecke Jakobstraße. Plötzlich soll der 43-Jährige auf eine vor dem Lokal sitzende Gruppe von Gästen zugegangen sein und den rötlich-violetten Inhalt einer Getränkedose auf einen der Gäste, einen 30-jährigen Bochumer, geschüttet haben. Eine Mitarbeiterin des Cafés sah alles vom Innenbereich aus: „Auf einmal fingen alle an zu schreien, zu springen und zu rennen.“

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Säureangriff auf Bochumer Café: Über das Opfer wurde literweise Wasser geschüttet

Die Flüssigkeit habe das Opfer am Nacken, am Bauch und den Beinen getroffen. „Das sah echt schrecklich aus“, so die Augenzeugin. Die Kleidung an den Beinen sei weggeätzt oder zumindest abgelöst worden. Aus dem Café habe man „literweise Wasser“ geholt und es über den Mann geschüttet.

Polizei- und Feuerwehr haben den Bereich vor dem Café an der Oskar-Hoffmann-Straße abgesperrt
Polizei- und Feuerwehr haben den Bereich vor dem Café an der Oskar-Hoffmann-Straße abgesperrt © WAZ | Feuerwehr Bochum

Der 30-Jährige erlitt Verätzungen am Nacken. Eine Frau, die mit ihm am Tisch saß, sowie eine Kellnerin und zwei weitere Personen aus dem Café wurden leicht verletzt. Auch zwei weitere Personen aus dem Café zogen sich leichte Verletzungen zu. Alle fünf wurden an Ort und Stelle erstversorgt und anschließend in ein Krankenhaus gebracht.

Säureangriff auf Bochumer Café: Noch keine Angaben zum Tatmotiv

Der Tatverdächtige flüchtete zunächst, wurde aber von Gästen und Zeugen verfolgt und kurz darauf von der Polizei in Tatortnähe festgenommen. Im Rahmen des Einsatzes zogen sich vier Kräfte der Polizei sowie zwei Kräfte der Feuerwehr, die mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen sind, ebenfalls Verletzungen zu.

Bei Fräulein Coffea in Bochum, direkt am Schauspielhaus, soll es einen Säureangriff mit mehreren Verletzten gegeben haben.
Bei Fräulein Coffea in Bochum, direkt am Schauspielhaus, soll es einen Säureangriff mit mehreren Verletzten gegeben haben. © Karoline Poll

Aufgrund der zunächst unklaren Anzahl an verletzten Personen war die Feuerwehr mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften zu dem Café geeilt. Zwischenzeitlich waren fast 40 Rettungskräfte am Tatort.

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Das Café, das zur Tatzeit gut besucht war, schloss wegen des Angriffs vorzeitig die Türen. Die Oskar-Hoffmann-Straße wurde zwischen Schauspielhaus und Universitätsstraße in beiden Richtungen voll gesperrt, unter anderem um Beweismittel zu sichern. Ein Flatterband sperrte den Bereich um das Café ab.

Flüssigkeit soll hochkonzentrierte Schwefelsäure sein

Welche Substanz genau bei dem Angriff verspritzt wurde, wird jetzt intensiv untersucht. „Eine Spezialeinheit der Feuerwehr Dortmund wurde zur Analyse der Flüssigkeit hinzugezogen“, berichtet Feuerwehrchef Simon Heußen. Ihr Name: Analytische Taskforce. „Nach ersten Erkenntnissen soll es sich um hochkonzentrierte Schwefelsäure handeln“, sagt Polizeisprecher Lemanis.

Großeinsatz der Polizei in Bergkamen

Nach der Festnahme des Beschuldigten in Bochum hat die Kripo Bochum in der Nacht zu Montag dessen Wohnung in Bergkamen durchsucht. Die Feuerwehr trug extra umfassende Schutzkleidung, um für den Fall, dass sich weitere gefährliche Chemikalien dort befinden, nicht verletzt zu werden. Die Durchsuchung dauerte fast die ganze Nacht lang. Zu den Funden machte die Polizei noch keine Angaben.

Wie die „Ruhr Nachrichten“ berichten, seien in einem Haus an der Hochstraße in Bergkamen „augenscheinlich Chemikalien“ sichergestellt worden. Fachkräfte in Schutzanzügen und mit Atemschutz trugen demnach mehrere Behälter aus dem Haus. Diese seien von der Analytischen Taskforce der Feuerwehr Dortmund untersucht worden.